Do 23.03.2023
Joh 5:31-47 Die Zeugenschaft für Jesus und Seine Zeugenschaft für den Vater.
Der Text schließt an den von gestern an. Wie mir scheint, sagt er ähnliches mit anderen Mitteln. Mit dem Begriff Zeugnis.
Wenn jemand Zeuge ist, geht es in dem Moment nicht um ihn, sondern um das, was (oder wen) er bezeugt. Er tritt hinter der Rolle zurück, die er eingenommen hat.
Ein Zeuge offenbart also den, den er bezeugt. Um welches Zeugnis geht es?
Ich nehme Vers 36:
“Ich aber habe ein größeres Zeugnis denn des Johannes Zeugnis; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, daß mich der Vater gesandt habe.”
Im ersten Moment schien es mir, es ginge um Wort und Werk, das bis dahin geschehen ist. Ist es so?
Aber was ist denn das Werk Jesu. Das Werk, das zu vollenden ist.
Heilungen enden nicht, Worte enden nicht. Welches Werk Jesu endet?
Es ist das Leiden Jesu, das in Sterben und Tod mündet, sowie die Auferstehung. Ein einmaliges, heute vollendetes Werk.
Und was bezeugt dieses Werk?
Bis dahin konnte man sich ein Bild von Gott machen, das geprägt ist von Hilfen und Ordnungen. Von Führung und Segnung, von Gnade und Gericht und großer Majestät.
Ein Gott, der aus Seinem Überschuss heraus gibt und aus Seiner Souveränität heraus handelt. Ein Gott, wie wir ihn auch haben wollen.
Teile dieses Gottes haben wir in den Sozialstaat verlagert. Die Ordnungen haben wir in eine behauptete Ethik verlegt – die Macht haben wir in uns selbst gelegt, so scheint mir.
Manch ein Konservativer will gern zu diesem frühen Gottesbild zurück. Der mächtige, allwissende, ordnende, beschützende, segnende Gott.
Andere betonen mehr den, der uns möglichst auch die Angst vor Schuld und Tod nimmt. Der Erlöser von allen Übeln. Der will, dass es uns gut geht. Der Leitplanken für ein gutes Leben setzt.
Zwar benutzen manche noch das Wort von Schuld, Vergebung und Erlösung – aber sie wissen eher nicht, was sie damit meinen.
Wovon nun zeugt das Werk Jesu?
Nicht davon, dass unsere moralische Schuld das Problem ist, das schmutzige Hemd, das Jesus mit Seinem Blut bedeckt. Das hat schon Mose getan. Für schmutzige Werke reicht das Blut von Widdern und Stieren.
Sondern es geht um das Thema Sohnschaft.
Jesus bezeug, dass Gott es sich etwas kosten lässt, uns nicht nur in ein moralisch sauberen Leben zu führen, sondern in die Sohnschaft.
Jesus ist Gottessohn und Menschensohn. Als solcher offenbart Er, dass es dem Vater alles wert ist, Menschen zu Söhnen zu machen, die alte Gottessohnschaft wieder einzusetzen.
Dieses Werk Jesu bezeugt, wer der Vater ist. Jemand, der Schmerz und Demütigung annimmt, um uns heim zu holen. Heim ins Vaterhaus.
Wer nur die Werke tut, bleibt doch in der Welt der grundsätzlichen Autonomie. Er tut die Werke, letztlich um seiner selbst willen. Er sucht das Zeugnis der Welt (seinesgleichen) und wird so niemals Zeuge sein, dass der Vater ihm Vater ist.
Er sucht die Ehre von Menschen, inkl. der Ehre, die er bei sich selbst hat! Er fragt: „Wie stehe ich da, vor mir und der Welt?“.
Jesus bezeugt den Vater weniger als den großen, mächtigen Gott, sondern als den liebenden Gott. Der sich so klein macht, dass wir Ihn lieben können, ohne an Seiner Herrlichkeit zu verbrennen. Der, der sich uns so genähert hat, dass wir zutrauen zu Ihm haben können. Nicht aus Angst, sondern aus schierer Freude an solch einem Freund und Vater – der Seine Herrlichkeit eine Weile verbirgt, damit wir Ihm in die Arme fallen können.
Ist die Herrlichkeit der Freundschaft nicht größer als die Herrlichkeit der Allmacht?
Ich will diesen Gott meinen Vater sein lassen.