Gottessicherheit

Fr 24.03.2023

Joh 7:1-2,10,25-30 Jesus auf dem Laubhüttenfest

Ohne das Evangelium zu lesen, wird es kaum möglich dieser Andacht zu folgen.

Es ist ein Text voller äußerlicher Widersprüche und Ambivalenzen. Erst geht Jesus nicht auf das Fest, dann doch. Zum einen will Er nicht in Judäa umherziehen – dann geht Er doch hinauf nach Jerusalem.

Er geht heimlich, wie es in Vers 10 heißt, dann redet er frei im Tempel (Vers 26). Und ganz ähnlich mit dem Volk. Sie reden über Ihn, aber nicht frei.

Es ist merkwürdig. Ich versuche meine Selbstsicherheit in Gottessicherheit zu wandeln. Hier aber scheint mir, selbst Jesus wandelt nicht in schlichter Gottessicherheit. Manches ist klar und souverän. Anderes wirkt verschwommen und wechselhaft.

Mir scheint, es ist nicht so, dass Jesus alles im Voraus wußte.

Auf dem Berg der Verklärung haben Mose und Elia mit Ihm über den Weg zum Kreuz gesprochen. Das war kein Small-Talk – sondern eine Offenbarung. Erst hier!

Der Vater offenbart sich auf dem Weg – nicht für den (ganzen) Weg.

Das Licht ist mal heller und mal dunkler. Auch in diesem macht der Vater den Sohn uns ähnlich. Jesus ist uns näher als wir denken.

Viele Rahmenbedingungen waren für Jesus ungünstig. Z. B. wußte man wo Er herkommt (meinte man zumindest) – das passte nicht zum Messias. Zudem glaubten auch Seine Brüder nicht an Ihn und Seine Heimatstadt wollte Ihn von der Klippe stürzen. Er macht es den Menschen nicht leicht.

Ist ein Gang zum Fest nun sicher oder nicht? Und wann sollte Er gehen? Warum überhaupt, wo er dort doch so in Gefahr war – es aber anderseits noch nicht die Zeit für den Leidensweg war?

Zurück zu meinem Erleben. Es gibt Zeiten tiefen Gottesfriedens, einer Gottessicherheit. Dann aber weht eine Dunkelheit herüber und ich kann sie nicht durchdringen. Ein Staunen ob meiner eigenen Blindheit und Ohnmacht. Ich taste Millimeter für Millimeter weiter und stoße mir doch die Nase. Meine Hände greifen ins Leere.

Das Erleben Gottes zieht sich zurück auf glauben allein. Keine Erfahrung und keine Berührung Gottes führen mich. Wenn eine Grube vor mir wäre, ich würde hineinfallen.

Bisher sind dies kurze Phasen. Ich höre immer wieder von der „dunklen Nacht“ bei denen, die mit Gott weiter gegangen sind als ich (bisher). Dabei hat mich eine große Furch ergriffen.

Diese kleinen Phasen der Dunkelheit, und solche Texte wie heute, lassen mich ein wenig hoffen – hoffentlich nicht in leichtsinniger oder selbstsicherer Weise.

Der Zuruf „Fürchte dich nicht“ trifft den sich fürchtenden. Ich habe nicht in der Hand, wann mich dieses Wort trifft – ich aber hoffe auf dieses Wort.

Der Knecht steht nicht über dem Meister. Jesus war strahlend und hell – aber eigentlich nicht, nicht im Verhältnis zu dem, wer Er war. Nicht nur um die Geburt herum waren Gefahren und Dunkelheit – auch z. B. in unserem heutigen Anschnitt. Der Glanz auf dem Berg der Verklärung war nicht die Standardausstattung Jesu. Gethsemane offenbart auch andere, dunkle Nächte. Auch in der Gottessicherheit Jesu, wie mir scheint.

Im Rückzug Gottes steht die Frage von Ihm im Raum: Willst Du Mich? Auch ganz ohne Segen und Glanz, ohne Erfahrungen und Tröstungen? Nur mich?

Nicht am Anfang des Weges. Aber auf dem Weg hinauf nach Jerusalem.

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