Der Weltmensch in uns

Di 28.03.2023

Joh 8:21-30 Gespräche mit Pharisäern und Juden über die Herkunft

Wie an anderer Stelle schon bedacht, geht es weniger darum, ob ich die Dinge des Lebens richtig tue und die richtige Ethik habe.

Es geht darum, zu welchem Reich ich gehöre.

In diesem Textabschnitt sagt Jesus zu den Pharisäern: „Ihr werdet in euren Sünden sterben“. Oder: „Ihr werdet mich suchen“.

Die Pharisäer waren Vorbilder der Rechtschaffenheit. Sicher besser als ich. Und sie suchten Jesus nicht.

Mir scheint offenbar, dass Jesus mich meint.

Jesus stammt vom Vater und geht zum Vater. Ich stamme aus der Welt und ich suche Jesus.

Wenn ich die Gebote Gottes in die Welt ziehe und in ihnen lebe als Weltregeln, als Lebensordnungen, dann mag das besser sein als nichts. Aber darum geht es nicht.

Es geht um meine Heimat.

Deshalb geht es auch um Gehorsam gegenüber einer Person und weniger um das Befolgen von Regeln. Regeln können mir vielleicht in den Momenten helfen, in denen ich verwirrt bin und von der Welt betäubt bin, damit ich wenigstens nicht zu sehr vom Weg abkomme.

Es gibt einen Unterschied zwischen reden und sprechen. Die Bibel betont sehr oft: „Er redete und sprach“. Das ist einmal die Sprache an sich, die ich auch in der Bibel finde, bei den Vätern und bei den Ordnungen.

Mit diesen Worten, oder anhand dieser Worte nun spricht der Vater zu mir – lebendig, aktuell, persönlich.

Denn es geht immer um Beziehung, letztlich nicht um Ordnung an sich. Also nicht um die Sprache selbst, sondern um das was gesprochen wird.

Wie ist es heute, was höre ich heute, am 28. März?

Meine Tage sind vermischt. Ich höre und lausche Dir, Vater. Aber leider auch: Ich höre auch auf mich, auf meine Lust und Unlust. Ich weiche zurück und überlasse mich der Welt.

Ich lese, dass der Wille ein Muskel ist, der morgens kräftiger ist als im Verlauf des Tages. Und so erlebe ich es auch oft. Mein Hören auf den Vater ist morgens intensiver als um Laufe des Tages.

Die kurze „Sext“ aus dem Stundenbuch um 12:00 Uhr ist schon eine Hilfe. Sie führt mich zurück zu Dir.

Aber nun: Kann ich auch sonst diesem Prinzip der Ermüdung widerstehen?

Ich meine, der müde Willensmuskel wird IM Gehorsam belebt und erneuert. Solange und soweit ich Dir nahe bin, fließt die Kraft, die Du zu jedem Werk gibst, von Dir her. Ich brauche nur meine Ohren und mein Herz öffnen.

Und das erlebe ich auch zwischenmenschlich. Wenn ich bei einem Menschen bin.

Sobald ich an seinem Herzen bin, werde ich wach und lausche gern und genau. Wenn ich anfange, meinen eigenen Gedanken nachzuhängen, muss ich mich selbst anstrengen, um noch zuzuhören.

Vielleicht kommt der Verlust der Willenskraft aus dem Abfluss in die Selbstsucht.

Beispiel:

Ich habe heute einen Auftrag aus dem Bereich Maschinenbau für einen Kunden, der vor über 25 Jahren entstanden ist. Solange ich darüber nachdenke, ob ich das wohl hinbekomme, ist Unsicherheit und Sorge da: eine Schwächung.

Sinne ich aber darüber nach, wie wunderbar es ist, dass ich einem Menschen, einem Unternehmen helfen kann, spüre ich mehr Kraft als ich benötige.

Das erste ist dieser Abfluss an Willenskraft – das zweite ein Zufluss von Dir her, von der Zugehörigkeit zum Himmel.

Denn der Himmel ist nicht zuerst etwas Metaphysisches (wahrscheinlich auch), sondern der Ort der Beziehung. Dort, wo ich auf Menschen bezogen bin, mit ihnen lebe und webe, bin ich im Himmel. Verbunden mit dir, Mensch, bin ich verbunden mit dem Vater, der mit uns beiden eine Beziehung hat.

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