Will ich Jesus töten?

Mi 29.03.2023

Joh 8:31-42 Jesus spricht zu denen, die an Ihn glauben, sehr kritisch.

Gestern war es eine schwere Rede. Doch sie endete mit dem Satz: „Da Er solches redete, glaubten viele an Ihn“.

Heute beginnt es damit, das Jesus genau zu diesen spricht, die an Ihn glauben.

Und es scheint so, als wolle Er ihnen diesen Glauben entweder austreiben oder absprechen.

Er sagt unter anderem: „Ihr sucht mich zu töten“ (V37).

Er nennt sie Sklaven der Sünde.

Das passt zu einem Text, den ich gestern (auf dem Weg zum Kunden) gehört habe. Es ist etwas, das sowohl Hans-Urs von Balthasar, als auch Georges Bernanos und andere beschreiben. Es kommt auch bei mir oft kommt vor.

Im Leben eines Christen gibt zwei Übergänge. Der erste ist die Hinwendung zu Jesus Christus, dem Erlöser. Es ist eine Einladung an Ihn in mein Lebenshaus einzutreten.

Darauf folgt eine Zeit des Segens und der Gnade. Ein Vorgeschmack auf die Herrlichkeit des Himmels. Je nachdem wie entschieden ich mich von den Verstrickungen des Lebens löse, ist dies mehr oder weniger intensiv – und natürlich steht es ebenfalls in der freien Souveränität Gottes. Es ist der glorreiche Auszug Israels aus Ägypten, Israel ist völlig beschützt und führt keine eigenen Kämpfe.

Ich nenne diese Zeit die Kindheit im Glauben. Eine gute Zeit, die grundsätzlich nicht übersprungen werden soll.

So wie ich Jesus verstehe, kommt danach eine Phase, die ich Pubertät nenne. Die Begegnung mit desillusionierenden Ereignissen und Erfahrungen auch im frommen Christenleben. Manche Christen bestehen in dieser Phase darauf, die schöne erste Zeit wieder zu suchen und zu propagieren. Alles andere wäre nur ein Mangel an Glauben, so scheint es ihnen.

Oder: Ich bleibe bei Jesus und höre auf Seine Kritik – wie sie in diesem Bibelwort steht. Jesus benennt die Liebe zur Welt (also die Sünde) und konstatiert eine knechtische Abhängigkeit von den Freuden der Welt. Ich will in beiden Welten leben. Sowohl erlöst und bei Christus – als auch in meiner Welt, geordneter und sauberer als zuvor – aber doch eigentlich meine Welt.

Ich habe also einen Übergang mehr als Balthasar (aber ich kenne ihn zu wenig, um das sicher zu wissen).

Den nenne den nächsten Übergang: Die Sorge um mich selbst aufgeben und mich an Christus hingeben ohne die Erwartung von Segen und Wohlergehen. Glaube pur. Das, worüber ich nachsinne und schreibe.

Will ich Jesus töten?

Ich kann Jesus nur töten, wenn ich ihn kenne. So heißt es vor allem bei Lukas: Am Ende der Zeit werden viele Menschen (Christen!) vom Glauben an Jesus abfallen (das sind keine Heiden).

Nur der Freie ist verantwortlicher Täter. Erst nachdem Christus mich frei gemacht hat, kann ich wählen, Ihm nicht zu folgen.

Mir scheint, töten meint nicht konkretes ermorden, sondern Jesus nicht meinen Christus sein zu lassen.

Denn das ist Er vom Wesen her. Wenn ich ihn als irgendjemand anderen in meinem Leben behalte, habe ich in der Konsequenz den Kyrios, den König als König für mich getötet.

Ihm „nicht folgen“ heißt aber meist nichts anderes, als stehen zu bleiben. Denn Jesus geht weiter – und fragt mich, ob ich mit Ihm weiter gehe. Oder ob ich sage: „Das widerfahre Dir nur nicht“ und damit auch: „Das widerfahre mir nur nicht“.

Dies ist nur ein kleines Licht auf dieses Thema. Es steht im Kontext des gestrigen Textes und vieler weiterer Texte.

Dabei ist immer zu beachten, dass die Phasen des Christseins jede für sich wertvoll sind – aber immer zu ihrer Zeit. Und diese Zeit ist nicht alle Zeit.

Hinterlasse einen Kommentar