Annahme

Do 06.04.2023

Joh 13:1-15 Die Fußwaschung

Ist die Fußwaschung eine Geschichte der Demut? Geht es darum, die niedrigsten Arbeiten zu machen? Sich ganz klein machen, und sich so Gott nähern?

Zunächst: Jesus wäscht den Jüngern die Füße.

Kann ich es annehmen, dass Jesus mir die Füße wäscht?

Ich möchte Dir gern dienen, Herr Jesu. Wenn Du mir dienst, fühle ich mich merkwürdig unwohl. Vielleicht verpflichtet? Oder bedürftig – nicht frei und autonom?

Normalerweise möchte ich Menschen keine Mühe machen. Ich fürchte, sie könnten über mich stöhnen. Und zudem kann ich mir doch selbst die Füße waschen (hätten die Jünger auch gekonnt).

In mir steckt, dass ich etwas tun muss, um gemocht zu werden. Auf jeden Fall nicht stören oder jemanden zur Last fallen. Und dass ich gern aus meiner Souveränität heraus handle.

Wie schwer ist es, Liebe einfach anzunehmen.

Petrus zeigt, wie schwer es ihm fällt. Und ich vermute, die anderen haben sich nur nicht getraut, solches zu sagen.

Ähnlich schwer ist es, mir vorzustellen, ich würde Jesus die Füße waschen. So wie Maria es mit ihrem Nardenöl gemacht hat. Ist das nicht übergriffig?

Auch einem anderen die Füße zu waschen, ist merkwürdig distanzlos. Ich habe Respekt vor Menschen in der Pflege.

Mir scheint, es geht aber weniger um diese beiden Aspekte. Sondern: dahinter steht etwas, was mit Wahrnehmung zu tun hat. Was ist das, das ich dem anderen geben und tun soll, was gut für ihn ist? Wozu bin ich ihm jetzt Nächster? Aber wie werde ich ein Wahrnehmender?

Annahme

Jesus wußte, „dass Ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte“ (Vers 3). Es gab keinerlei Mangel an Würde oder Wert. Jesus braucht kein Bewusstsein Seines Selbstwerte, kein Erkennen des eigenen Wertes – Er war erkannt und würdig vor dem Vater und vom Vater her. Darum konnte er den Jüngern alles geben, was für sie gut ist. Ohne irgendeinen anderen Gedanken als den, an den Jünger selbst.

Das Maß der Annahme Gottes als Vater bestimmt meine Freiheit von mir selbst! Achtung: Nicht meine Selbstliebe.

Ganz in Gottes Hand und Liebe zu sein, öffnet mich dafür, den anderen ganz wahrzunehmen. Ihm alles sein zu können, was recht und gut ist.

Wenn ich mich nicht selbst halten muss, kann ich andere berühren – mit allem, was ich habe.

Inwieweit ich die Liebe des Vaters angenommen habe, erkenne ich daran, inwieweit ich im Blick auf den Nächsten an mich denke.

Also nicht: Je niedriger ich mich einsortiere, desto besser. Oder: Ich muss alles Demütigung aushalten, koste es mein Leben.

Sondern: ich vergesse das ganze Thema, weil ich nicht um mich sorge.

Weil mir die Füße gewaschen werden und ich ein Empfangender bin, habe ich beliebig viel Überschuss den anderen wahrzunehmen und zu lieben.

Ich werde der, dessen Sohn ich wahrhaftig bin.

Jesus legte Seine „Tunika“ ab. Ein Symbol dafür, dass Er sein Königsgewandt beiseite legte. Er nahm den Schurz, die Rolle des Knechtes. In Vers 12 nimmt Er wieder Seine Kleider, Seine Rolle, die Er vom Vater her hat.

Er kann Knecht sein, weil sein Sohn-sein niemals in Frage steht. Sein Kleid liegt immer für Ihn bereit.

Noch mal: Wenn ich sage, ich nehme die Liebe Gottes an. Dann aber aufstehe und nach Gerechtigkeit frage, bezeuge ich, dass ich doch nur mir traue. Ich proklamiere meinen Anspruch, der offenbar von anderen übersehen wurde. Meine Selbstliebe ist größer als die Annahme der Liebe Gottes.

Ich will nun Gott ehren und Ihm Seine Liebe glauben.

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