So 09.04.2023 Ostermorgen
Joh 20:1-9 Johannes und Petrus laufen zum Grab Jesu
Es erreichen mich Ostergrüße. Alles ist nun anders, steht da.
Ich erinnere mich:
Als ich 18 Jahre alt war, wurde Deutschland Fußball Weltmeister (1974). Ich hatte einige Spiele gesehen und besonders das Endspiel. Ich war begeistert und euphorisch.
Nicht viel später, ich erinnere mich noch sehr genau, kam mir der Gedanke: und nun? Was ist denn wirklich anders? Es war nicht nur die Ernüchterung – sondern eher das Erstaunen darüber, dass ich mich über so etwas, das so weit weg ist und mich auch nicht betrifft, so gefreut hatte.
Und darum: Was geht mich eigentlich Jesu Auferstehung an?
Vor allem – was ändert sich mit diesem Tag heute?
Anders als vor 49 Jahren spüre ich eine schöne Antwort auf diese Frage.
Da ist zum einen die Mitfreude. Ich bin dankbar und nehme dieses Merkmal meines Lebens gern an: Ich freue mich mit. Mit den Menschen, mit den Jüngern, mit dem Himmel. Auch wenn es mein sonstiges Leben nicht beträfe (was es aber tut) ist es ein guter Grund sich mitzufreuen.
Und dann ist da dieses Spüren, dass dies das fehlende Glied meiner Existenz ist. Alle möglichen Dinge ragen aus meinem Empfinden und Denken heraus und fragen nach Antwort. Ostern aber verbindet die Dinge und alles weiter Fragen und Suchen hat nun einen Raum, aus dem heraus ich frage. Ich habe Heimat.
Es ist ein wenig wie bei einem Puzzele, wo mehrere große Flächen durch das Auffinden einiger weniger Teile mit einmal zusammen passen. Das Bild ist klar, die Verhältnisse liegen richtig – jetzt ist es nur noch Fleißarbeit.
Ein mir vertrautes Gefühl, besonders aus meiner Arbeit als Entwickler im Maschinenbau. Nach langer Unsicherheit fällt mir, oft im Gespräch mit meinem Freund, plötzlich die Lösung zu dem zentralen Problem eines Projektes ein. „Nun ist es nur noch Arbeit“ haben wir dann freudig gesagt.
Und ja, ich weiß jetzt sicher, warum ich lebe und warum es gut ist, dass ich lebe. Mehr noch: Ich weiß wofür ich lebe.
Ich habe in meinem Glaubensleben oft die Frage gehabt, wozu genau ist Ostern? Von der Erlösung war oft die Rede – also Karfreitag. Von Mission war oft die Rede – also Pfingsten.
Aber Ostern schien mir nur die Rückseite von Karfreitag. Keine neue Aussage. Denn dass Erlösung (Kreuz) keinen Sinn hätte, gäbe es keinen Vollzug, kein Leben nach diesem Erlöst-sein, liegt auf der Hand.
Aber wozu ich erlöst bin, habe ich in der Kirche nicht gehört.
Ostern ist nicht nur die Veröffentlichung des Abschlusses eines Rechtsgeschäftes Gottes. Jesus bezahlt für uns – und bleibt dennoch nicht im Tod. Damit ist der Tod „verschlungen in den Sieg“, wie Paulus so herrlich sagt.
Was nun das über die Rettung Hinausgehende ist, habe ich schon beschrieben und möchte es gern auch in Zukunft gerne genauer beschreiben.
Meine Betrachtung über den Wettlauf von Petrus und Johannes, um den es mir vor 30 Minuten noch ging, werde ich vielleicht nächsten Jahr notiert – so Gott will.
Ein Phänomen zum Anschluss:
Gestern habe ich von der intensiven Stille gesprochen, die ich morgens erlebt habe. Ich hatte das Fenster auf – und da war nichts.
Und heute:
Ich füge dem Audio eine kleine Tonaufzeichnung bei.
Ganz offenbar jubelt die Schöpfung durch ihre freundlichen Vertreter: die Singvögel.
Es kann nicht geschwiegen werden an diesem Morgen. Herrlich.