Gemeinschaft

Do 13.04.2023

Lk 24:35-48 Rückkehr der Emmaus-jünger, erscheinen Jesu im Leib

Im AT Text, den ich gerade lese (5. Mo 4:28), geht es darum, dass Israel zerstreut wird, wenn es sich ein Gottesbild machen wird.

Ich vermute, die Zerstreuung ist korreliert mit dem Gottesbild. Damit meine ich, dass es einander befördert. Gottesbild heißt hier immer „Götze“, denn ein Bild Gottes ist der größte Gräuel für Gott.

Er ist der, den man nicht in ein Bild sperren kann.

Ob es der Pfingstler ist oder der Reformierte, der Orthodoxe oder der Baptist. Jeder hat sein Bild und indem er es hat, trennt er sich und macht seine je eigene Kongregation oder gar Gemeinde auf. Genauso schon bei Luther und all den unübersehbar vielen Zersplitterungen. Dabei ist ihm seine Erkenntnis für das Ganze gegeben.

Die Jünger damals hatten ein Bild von Jesus als eine Art Befreiungskönig für Israel. „Das widerfahre Dir nur nicht“, sagt Petrus, als Jesus etwas ganz anderes benennt.

Wenn ich unverbindlich in meinem Kämmerlein bin, konstruiere ich mir meinen Jesus, wie ich ihn gern hätte. Vielleicht als meinen persönlichen Erlöser und Freund? Vielleicht als moralischer Kompass? Vielleicht als Quelle einer religiösen Kultur? Oder als Ort der Identität?

Aber auch Gemeinschaft, die unverbindlich plaudert, ändert wenig. Es geht darum, gemeinsam den lebendigen Christus zu erkennen. Nicht, damit ich mit diesem „verbesserten“ Bild wieder nach Hause gehe. Sondern in Bereitung zum ausgespannt sein zwischen Personalität und Verbundenheit. Dort ist Raum für Jesus. Und dort wird dem Geist Gottes ein Gefäß bereitet.

In diesem Abschnitt heute beenden die Emmaus-Jünger ihre Vereinzelung. Auch gestern war wichtig, dass die persönliche Jesus Begegnung der Frauen nicht nur zu ihrer Erbauung geschah, sondern als Auftrag und zur Stiftung von Gemeinschaft. Mit denen, die diese Nähe bisher nicht erlebt hatten.

Sowohl bei den Emmaus-Jüngern, als auch bei den Frauen, gab es eine Erschütterung des Jesus-Bildes. Was zuerst kommt, weiß ich nicht. Vermutlich die Sehnsucht nach Jesus selbst. Mir scheint aber, eine Reihenfolge kann über das sowohl-als-auch täuschen. Sowohl die Frauen als auch die Emmaus-Jünger mußten nicht groß überredet werden, zurück in die Gemeinschaft zu gehen. Nähe zu Jesus gibt es nicht als anhaltende Vereinzelung. Wer Jesus liebt, liebt das, was Er liebt. Die anderen Menschen, besonders die Jünger.

Wer nur seine eigene Liebe liebt, folgt weiter seiner Selbstsucht. Verbrämt mit frommem Anschein ist dies eine Gefahr.

Die intime Nähe ist nicht Selbstzweck, sondern so etwas wie eine Brutstätte. Dort wird Frucht vorbereitet. Aber Frucht gibt es nicht allein, auch nicht allein mit Jesus.

Ein Gedanke am Rande:

Cal Newport schreibt über konzentriertes Arbeiten (sehr gutes Buch). Und er hat im Blick, dass das Gegenteil, z. B. ein Großraumbüro, auch aus guten Gründen (z. B. von Meta / Facebook) propagiert wird. Dort findet die „Inspiration aus der zufälligen Begegnung“ statt. Newport sieht die Spannung und will sie nicht auflösen, sondern miteinander fruchtbar machen.

3 Kommentare zu „Gemeinschaft

  1. Dankeschön, liebe Brig.
    Viele Jahre habe ich nur für mich geschrieben. Öffentlich zu werden war eine schwere Entscheidung – und hat auch Nachteile.
    Aber eben auch die Freude der Gemeinschaft.
    Herzlicher Gruss

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