Die Nacht der Osterzeit

Fr 14.04.2023

Joh 21:1-14 Jünger beim Fischen, Jesus am Strand

Erneut eine merkwürdige Dunkelheit, ja Traurigkeit.

All die Glaubenshelden stehen am Ufer des Sees und wissen nichts Rechtes zu tun. Petrus ergreift sein altes Handwerk, als wenn er dort weitermachen wollte, wo er vor etwa drei Jahren aufgehört hatte.

Es ist Nacht – und sie fangen – nichts -.

Damals, da hatte er auch nichts gefangen. Und dann kam jener, der in aller Öffentlichkeit ihn anspricht. Ihm zum Erfolg verhilft und vor allen Menschen in die Nachfolge ruft.

Und nun?

Ein paar andere Seiner Jünger sind da – sonst niemand. Wieder kein Erfolg.

Aber Jesus ist nicht da.

Und doch ist Er da. Die Jünger erkennen Ihn nicht.

Sie verstehen nicht, sie sehen nicht, sie wissen nicht. Nur eins wissen sie: Das sie nichts zu essen haben (Danach hatte der Fremde sie gefragt).

Sie haben aber nicht verlernt, zu gehorchen. Auch ohne gewaltige Predigt wie seinerzeit, als Jesus von seinem Boot aus zu der Menschenmenge geredet hatte.

Gehorchen, vor allem sehen, vor allem verstehen, dennoch, direkt in der Dunkelheit und dem Nichts des leeren Bootes.

GGG Gleich (vor dem Verstehen), ganz (ganz genau, nämlich rechts vom Boot), gern (im Handeln erkennt Johannes Jesus).

Ich höre immer wieder, wie wichtig es ist, ein Motiv zu haben. Je klarer mein Ziel, desto besser bin ich auf dem Weg.

Aber hier:

Der Fremde dort am Ufer sagt etwas – und die Jünger gehorchen.

Unabhängig davon, ob sie an einen Erfolg glauben oder nicht.

Wie schon am Ostersonntag fällt mir wieder diese Spannung auf. Sollte es nicht einen Osterjubel geben? Sollte nicht mit der Auferstehung ein siegreiches Leben voll Freude beginnen?

Der Weg der Jüngerschaft fängt zumeist öffentlich an. Aber je näher ich Jesus komme, desto eher kommt die Zeit, in der Er meinen Glauben prüft und reinigt.

Von meinen Lieblingsvorstellungen und von meinen Egoismen.

Es ist kein linearer Aufstieg von unten nach oben.

Die Offenbarung der größten Liebe Jesu geschah in Seiner größten Verlassenheit!

In Gethsemane, am Kreuz.

Der Weg der Jüngerschaft folgt Jesus. Denn Liebe kann man nicht ersetzen.

Zwar starb Jesus für unsere Schuld – aber unsere Liebe müssen wir selbst leben.

Wir sind davon erlöst, Ihm zu folgen, um unser Leben zu retten.

Aber diese Erlösung ist der Beginn der große Frage Jesu: „Hast du mich lieb?“

Nur die Liebe erkennt den Liebenden. Johannes, der erkannt hatte, dass Jesus ihn liebt, erkennt den Herrn zuerst (Vers 7). „Es ist der Herr“.

Denn die Liebe sieht gerade in der dunklen Nacht – weil sie ganz Ausschau ist. Sie ist wie Zunder, für den ein Funke genügt, sie erkennt an der Venus, dass die Sonne bald aufgeht.

In all der heiligen Reinigung verlieren wir unseren Charakter nicht. Petrus bleibt Petrus und wirft sich ins Meer. Stilles erkennen und entschlossenes handeln – beides gehört zusammen.

Es gibt keine Stellvertretung für die Liebe. Und der Weg der Liebe ist keine Kreuzfahrt, sondern eine Wanderung durch das finstere Tal (Ps 23). Das tut der Freude keinen Abbruch, denn Er steht schon am Ufer und hat lange das Kohlenfeuer geplant und bereitet. Mit Brot und Fisch.

Wir stehen immer vor der Frage, ob wir Kitsch wollen oder Substanz.

Genauer: Ob ich mich selbst und meine Liebe liebe, oder ob ich Jesus lieben will und Sein Erscheinen ersehene.

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