Qualitäten des Glaubens

Sa 15.04.2023

Mk 16:9-15 Die Jünger glaubten den Zeugen der Auferstehung nicht.

Mir scheint, es gibt mindestens zwei Qualitäten im Glauben (oder zwei Phasen).

Einmal der Glaube aufgrund von Zeugen. So wie die Stadtbewohner in der Geschichte am Jakobsbrunnen zunächst der Frau geglaubt haben.

Dann aber ihr eigener Glaube, den sie bezeugen. Sie sagen: „nun aber…“. Es ist also weitergehender Glaube.

Ich spüre, dass mir Zeugen der Auferstehung merkwürdig unwichtig erscheinen. Der Hl. Cyrill von Jerusalem betont so sehr diese Zeugen Cyrill von Jerusalem und es geht an mir vorbei.

Denn ich lebe doch mit Dir. Du bist mein Leben – dafür brauche ich keine Zeugen, das erlebe ich. Ist es überhaupt Glaube?

Anders ist es z. B. damit, dass Du nach der Auferstehung mit den Jüngern Fisch gegessen hast. Das kenne ich nicht und es ist mir nicht unmittelbar klar. Dort vertraue ich auf die Zeugenschaft der Autoren der Evangelien.

Oft ist diese Form des Glaubens eigentlich ein Folgern. Weil ein Zeuge an anderer Stelle glaubwürdig war, vielleicht schon oft, darum wage ich ihm auch zu vertrauen, wo es noch nicht erkennbar ist.

Oder ich glaube einer Schlussfolgerung:

Es ist von der Art: Wenn a > b und b > c dann ist auch a > c.

Ich brauche a > c nicht zu sehen – mein Verstand sagt es mir.

Z. B. erkenne ich, dass ich geboren bin und eine Person bin. Dass ich über die Gegenwart hinaus denken kann und bewusst auf meine Vergangenheit schauen kann.

Es ist also plausibel, dass mein Leben nicht einfach ein Spiel der Natur ist. Dazu bräuchte ich kein Bewusstsein von diesen Dingen, kein Staunen über mein geboren sein.

Mir scheint Gott plausibel. Mir scheint meine Beziehung zu Gott als bleibendes Wesen plausibel. In Gott gibt es keine Endlichkeit. Nur innerhalb der Welt.

Ich weiß von der Rose auf meinem Tisch, dass davor eine andere Rose dort in der Vase war. Die Rose für sich ist also in gewisser Weise endlicher als sie dann ist, wenn ich sie kenne. In mir schwindet ihre Endlichkeit.

Das aber ist alles zu wenig.

Ein bezeugter Gott und ein plausibler Gott. Ein Gott der Väter und ein Gott der Philosophen. Gut – aber da ist mehr.

Es ist der Gott, mit dem ich wesenhaft verbunden bin. Von dem ich erlebe: Er in mir und ich in Ihm.

Ein Ort, an dem ich es spüre, ist der Ort der Einsamkeit. Ich spüre zutiefst Einsamkeit, solange ich es nur mit Menschen zu tun habe.

Gewiss gibt es Kameradschaft, Freundschaft und mehr. Aber in der Tiefe bin ich grenzenlos einsam (wenn ich dieses Spüren zulasse). Diese Einsamkeit kann nur Jesus Christus füllen. Das habe ich als wesentlichen Unterschied erlebt, z. B. zu meinem Weg im Zen-Buddhismus.

Gott als König und Herren zu erkennen, ist vermutlich der Anfang. Das, was die Schrift dann mit „Furcht Gottes“ beschreibt.

Er, der Eigentümer und Chef der Welt. Wie ein übermächtiger Herrscher.

Das scheint mir im AT deutlich – und ich streiche es nicht durch!

Aber Jesus ist der Bräutigam der Gemeinde. Es ist eine Liebesbeziehung – letztlich keine Herrschaftsbeziehung.

„So sind sie nun nicht länger zwei, sondern eins“ heißt es zur Eheschließung. Und nur so erfüllt sich Ehe und ebenso das Einssein mit Christus.

Wir sind von Wesen Gottes, sagt Paulus – und auch Jesus sagt „ihr seid Götter“ und zitiert dabei aus einem Psalm.

Ehe ist auf Erden nicht „fertig“. Das heißt, dieser Frieden ist ein Raum, dem der Glauben immer weiter neues Land hinzufügt.

Damit meine ich eben den Glauben der noch kein Erleben ist – was eigentlich Glauben ist.

Der Glaube aber fügt zur Liebe hinzu. Er ist kein Selbstzweck. Ich glaube nicht um des Glaubens willen – sondern um Jesu willen, meines Geliebten.

Das große Osterfest gebiert solche Betrachtungen. Der Alltag und die Praxis sollen (später) wieder Raum haben.

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