Wer sind wir für Gott?

Mi 19.04.2023

Joh 3:16-21 Gottes Liebe zur Welt

Es fällt mir schwer, die unbewussten Denkmuster zu erkennen, die mich prägen. Z. B. das Denkmuster der modernen Welt, der Demokratie, der Werbung.

Gott bewirbt sich nicht bei mir als ein Gott für eine Wahlperiode, wie ein Politiker sich bei mir bewirbt, um gewählt zu werden. Oder wie ein Verkäufer einer Solaranlage mich anruft, um mir etwas zu verkaufen.

Ich bin geprägt von der Annahme, ich sei mein eigener Gott und wähle alle anderen als Berater oder Arbeitgeber oder Freunde – wie ich will.

Ich gehe hierhin oder dorthin – wie ich will.

Ist das die Wirklichkeit?

Im Gleichnis vom Vater mit den zwei Söhnen geht der eine Sohn in die Fremde und landet bei den Schweinen.

Anders als in dem Gleichnis geht Gott ihm nach – bis tief hinein in seine Welt. In den Hungernden der Welt, der Sklaverei der Welt und den Schweinen der Unreinheit.

Muss Gott das machen?

Ich haben das Erbe schon erhalten – und haben es verprasst.

Huren sind Bilder für andere Götter. Der Gott des Erfolges, der Selbstbestätigung, des Geldes, der Bequemlichkeit. Man kann sagen: alles außer dem Vater.

In dem starren auf diese Götter erkenne ich nicht einmal, dass mein eigentlicher Vater am Rande steht. Der, der mich schuf, der mich wollte, der mir den „Schmuck“ (Welt = κόσμος‭ kósmos = ‭Schmuck) schuf um mich hineinzusetzen.

Darum fürchte ich auch nicht Sein Gericht. Und staune über Johannes der seinerseits staunt, dass Gott Seinen Sohn nicht zum Gericht geschickt hat.

Die Gottesfurcht ist die erste kleine Kerze der Gotteserkenntis. Gott ist kein Bettler vor mir, der um einen gnädigen Blick von mir bettelt.

Gott verbirgt das Gericht für eine Weile, weil er mit dem Feuer vom Sinai nicht die zarte Pflanze meiner Liebe verbrennen will. Je mehr ich aber meine Augen abwende von den Götzen, desto mehr staune ich, wie geduldig Gott an mir leidet und bei meinen Schweinen steht, weil Er auch dort auf mich wartet.

Das Märchen vom König Drosselbart zeigt, dass wir in unserem Herzen davon wissen (Aufbewahrt in der Seele meines Volkes – ein Erbe. Siehe gestern). Und so können wir uns im Mantel einer Geschichte mit unserer Scham verbinden. Dort kann ich weinen um die Demut des Königs und um die törichte Eitelkeit von mir selbst (der Tochter in dem Märchen). Der König hat sich zum Bettler gemacht, um meiner Eitelkeit willen.

Indem ich meinen Herrn Jesus kennenlerne, öffnen sich langsam meine Augen für das Feuer, in dem ich eigentlich stehe. Sehr langsam erkenne ich, dass der Spaß der Welt eine Fratze ist. Nicht weil Spaß böse ist, sondern weil ich dem Spaß erlaube meinen Gott zu vergessen.

Es geht weniger um mich, als vielmehr um meinen Vater. Was tue ich Ihm an mit meinem Tanz in der Welt?

Nicht die Hölle ist es, der ich entfliehen will, sondern die Verletzung Gottes ist es, die mich zur Umkehr ruft. Soll ich diesen Gott nicht ehren und lieben, und mit Ihm mich abwenden von den Schweinen meiner Selbstsucht?

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