„Wir aber hofften …“

So 23.04.2023

Lk 24:13-35 Die Emmaus Jünger

Immer, wenn ich die Geschichte lese, empfinde ich eine Traurigkeit, dass niemand mit mir „nach Emmaus“ geht. Ich kenne niemanden, der so sehr über seine „Hoffnung für Israel“ redet, dass ich mit ihm nach Emmaus unterwegs wäre.

Aber auch ich selbst. Brannte nicht mein Herz für mehr als für ein kleines Herdfeuer in den Jahren des Aufbruches (1986 – ca. 1990)?

Meine Liebe ist nicht kälter – aber mein Horizont ist kleiner geworden.

Die Emmaus Jünger sagen: „Wir aber hofften, daß Er derjenige sein würde, der Israel erlösen würde“.

Ein pochendes Herz für das Land der Väter. Für die Kirche, für mein Land.

Habe ich das noch?

Was hoffe ich denn noch?

Habe ich meine Hoffnung auf das angepasst, was zu erwarten ist? Vielleicht ein paar Menschen, die in dem allgemeinen Niedergang vom breiten Weg in den schmalen Weg abzweigen und mit Ernst Christ sein wollen?

Wie traurig bin ich denn noch, wenn nicht einmal das passiert?

Ein paar Christentouristen, die an einem exotischen Exponat stehen bleiben und ein weile dem Audio lauschen.

Das Brennen in meiner Seele ist nicht ein Werk der Erkenntnis oder des Vorsatzes. Sondern es kommt aus der Nähe zu Jesus.

Die Emmaus-Jünger sind zuvor so eng mit Jesus gewandelt, dass ihre Erwartung aus dieser Nähe kamen, nicht aus ihnen selbst.

Mir fällt an diesem Text auch auf, dass die Pädagogik Jesu explizit genannt wird.

Sie erinnert mich an die von mir geschätzte Feynman Methode.

Zunächst geht es darum, dass ich als Schüler gefragt werde, was ich schon weiß, was ich erwartet habe, wofür mein Herz schlägt.

Was willst du, Andreas? Was hast du gehört, welche Merkwürdigkeiten sind dir schon aufgefallen (die Frauen, die die Jünger verwirrt haben z. B.).

Dann geht es um die Zusammenhänge. Raus aus meiner lokalen, allzu persönlichen Sicht. Gerade auch hin zur Geschichte und zu den Schriften. Alles, gründlich und umfassend. Lass nichts aus.

Wenn dann schon alles klar scheint, kommt etwas Kritisches. Das verlassen der Normalität. Das nötigen des Fremden. Die unbedingte Aufnahme von all diesem in mein Haus, in mein Heim, in die persönliche Kommunion. Was mein ist, ist Dein, mein Haus, mein Heim, mein Brot. Das brennen im Herzen nicht wieder gehen lassen. Denn es will Abend werden – wenn ich es jetzt gehen lasse, wenn ich Ihn jetzt gehen lasse – dann wird es ein einsames Mahl.

Was also weiß ich von meinem Weg mit Jesus? Was habe ich erwartet und gehofft? Was ist stattdessen geschehen? Und was verwirrt mich heute?

Und will ich es bei der Trägheit meines Herzens belassen und nur das kleine Herdfeuer des Heils um mich herum erhoffen?

Komm, Herr Jesus, und erkläre mir all das, warum das alles geschehen mußte. Und warum Pfingsten dennoch bevorsteht. Entzünde mein Herz das es brenne und komm in mein Haus.

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