Ich gebe mein Leben hin

Mo 01.05.2023

Joh 10:11-18 Jesus, der gute Hirte

Beim Betrachten des Textes hätte ich gern einen Teil aus Vers 18 weggelassen.

Dort sagt Jesus, dass Er die Macht hat Sein Leben zu lassen und die Macht es wiederzunehmen.

Das widerspricht meiner Logik. Wie kann ein Toter Macht haben?

Ist das nicht gerade die Definition von Tod sein?

Ich habe heute Morgen meinen Freund gefragt. Folgendermaßen habe ich Ihn verstanden.

Einschränkend vorab: Leider verstehe ich nicht genug Griechisch, um die Verbform sicher zu erfassen.

a) Das Leben zu lassen ist mehr als physisch zu sterben.

Beispiel:

Wenn ich keinen iMac hätte und kein Auto, keine elektrischen Geräte inkl. Handy etc. – wie würde ich mich fühlen?

Es wäre ein enormer Verlust.

Aber als ich noch Kind war, hatte ich all das nicht – und auch niemand, den ich kannte. Damals wußte ich nichts von einem Mangel.

Um etwas zu verlieren und zu vermissen, muss man es gehabt haben.

Zum Sterben muss man erst Leben.

Die „Währung des Lebens“ scheint mir Aufmerksamkeit, Anerkennung und Wirksamkeit zu sein. Wenn ich viel davon habe, ist ein Verlust dieser Dinge wie sterben.

Jesu Erfolg in den drei Jahren Seines Wirkens hatte viel von diesen drei Dingen. Volle Aufmerksamkeit und viel Anerkennung. Seine Wirksamkeit zeigte sich z. B. bei der Auferweckung des Lazarus über alle Maßen.

All das hat Er innerhalb von weniger als 12 Stunden komplett verloren.

Jesus hat nun in keiner Weise dagegen angekämpft. Er hat es „gelassen“. Mein Hören sagt, es ist nicht eine wirklich aktive Tat gewesen, als vielmehr eine Annahme, ein zustimmendes Zulassen.

Es war eben kein Suizid!

b) Damit folgere ich auch für das „wieder nehmen“ des Lebens ein Medium (lassen). In der Trinität lebt jeder dem anderen. Dazu gehört geben und empfangen. Annahme ist die Form, in der sich Freiheit ausdrückt. In der vollkommenen Liebe die entscheidende (vielleicht einzige) Form.

Jesus reißt in der Auferstehung das Leben nicht an sich – er nimmt es, weil es Ihm gegeben wird.

c) Vermutlich ist es auch wichtig, unser chronologisches Zeiterleben beiseite zu lassen. Jesus war vor der Welt, vor Maria – und doch ist Er aus Maria und „Menschensohn“. Das ist mehr als ich fassen kann – aber dennoch berührbar.

Warum ist mir das wichtig?

Wenn der Geist Gottes, der Heilige Geist, nicht mit mir kommuniziert, ist mein Glaube sinnlos und eine leere Blase.

Zwar habe ich den Heiligen Geist nicht wie einen Besitz – aber ich glaube, dass Du, Heiliger Freund, mich berührst und an der Frucht, die allein etwas zählt, wesenhaft beteiligt bist (das sind besonders diese Andachten).

Zu meinem Glauben gehört die Annahme substanziell dazu. Höre ich Dich nicht, bin ich nicht. Genauer sogar: Empfange ich Dich nicht, bin ich nicht.

Und eine Sache, die ich gehört habe, ist, dass Deine Liebe kein Spiel ist. Kein Spiel, dass Dich nicht wirklich etwas kostet. Du hast nicht sieben Leben und spielst mit dem Geben und Nehmen Deines Lebens herum, als wenn es um wenig ginge.

Deine Hingabe an die, die der Vater liebt, war eine bedingungslose, endgültige, einmalige Hingabe. Du erwartest zu Recht von mir eine bedingungslose Hingabe – denn Du bist mir darin vorangegangen.

Die Kombination aus Allmacht und völliger Hingabe bleibt Dein Geheimnis. Ich erkenne nur, dass beides gültig ist – ganz gültig.

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