Der ganze Jesus

Mi 03.05.2023

Joh 14:6-14 „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.

Ein großer Text – ich betrachte nur wenig daraus.

Jesus redet viel von den Werken. Das die Jünger Ihn an den Werken erkennen können, dass der Vater in Ihm die Werke tut und besonders, dass wir als an Ihn Glaubende größere Werke als Seine tun werden.

Ich höre bei vielen Gelegenheiten, dass Gebete mit „das bitten wir im Namen Jesu“ beendet werden (manchmal auch eingeleitet werden).

Ich selbst erlebe dann in aller Regel, dass auch diese Gebete nicht erhört werden, genauer: nicht erfüllt werden. Ich erkenne bisher auch keinen Unterschied von Gebeten mit und ohne „im Namen Jesu“.

Sicher wird es das geben – aber ich erkenne es nicht.

Hm.

Mir scheint auch hier, dass es viel damit zu tun hat, was wir als Werke sehen, besonders als Werke Jesu.

Wir sehen gern Seine Wunder.

Ich sehe aber andere Werke.

Gerade wenn ich bedenke, dass Er als Gott zu uns kommt:

Gott ist Geist – wie kann Er unter uns geboren werden. Das ist ein erstes, unfassbares Werk.

Sein Da-sein, bei uns sein, uns ganz nahe sein ist ein Werk.

Er legt Hände auf, nutzt Speichel und umarmt Kinder. Er lässt sich taufen, Er lässt sich die Füße salben. Werke.

Er lässt sich die Leiden der Menschen etwas angehen, sei es Aussatz, Hunger, Krankheit und Tod. Noch bevor Er heilt.

Er sagt uns die Wahrheit Gottes und ehrt die Gebote.

Und dann auch: Er tut Wunder.

Dazu ein anderes Mal mehr.

Aber mehr noch: Er hat Geduld mit den Seinen, Er lässt sich beleidigen und letztlich demütigen (als Gott und Schöpfer). Er nimmt Schmerzen auf sich, Spott und Hohn – und erleidet Folter und Kreuzes-Tod.

Das sind Werke, die wir in Seinem Namen tun sollen – nicht einfach nur Berge versetzen.

Wenn ich diesen „ganzen Jesus“ nehme, lese ich den Abschnitt anders.

Und mehr: Das Werk ist nicht nur das Ergebnis einer Arbeit (1), sondern auch die Tätigkeit des Arbeiters (2) und die Handlung selbst (3).

Es ist das, was ich als die dritte Wesenseigenschaft des trinitarischen Gottes erkenne: das Fruchten.

Dass überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts ist, offenbart ein Wesensmerkmal Gottes. Gott ist sozusagen auch Überschuss.

Gott zu „sehen“ bedeutet Sein Wesen zu empfangen. Sein Wesen ist Personalität, Bezogenheit und Fruchtbarkeit (fruchtend sein). Alles das empfange ich in Jesus.

Und ich werde Sohn Gottes, indem ich personal (in Freiheit) die Liebe (Bezogenheit) annehme und in dem ebenfalls fruchtend werde.

Dass also Jesus der Weg ist, liegt nicht allein daran, dass es so behauptet wird. Sondern dass das Wesen Gottes nicht allein erkannt wird, indem ich Ihn als Objekt oder irgendetwas (z. B. eine Wahrheit an sich) erkenne. Sondern nur indem ich meine „Bildlichkeit Gottes“ annehme und vollziehe, erkenne ich Ihn.

Ihn zu sehen bedeutet den Tod des alten Adam – denn kein Mensch kann Gott schauen, wie es die Propheten immer wieder betont haben.

Dort, wo ich Ihm ähnlich bin, in der Ganzheit Seiner Erscheinung kann ich und werde ich den Vater erkennen.

Alles andere ist zumeist eine Konstruktion des religiösen Instinktes im Menschen.

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