Mehr als Worte und Wortsinn

So 07.05.2023

Joh 14:1-12 „Herr, wir wissen nicht, wohin Du gehst“.

Zum dritten Mal in etwa derselbe Bibelabschnitt. Offenbar gilt es, weiter zu graben und zu horchen.

Gestern hatten wir 41 Gäste im Haus und ich hatte als Gastgeber zu tun. Für mich gab es nur ein längeres Gespräch mit einem Enkel, der sehr einsam ist. Nicht weil keiner in seiner Nähe ist, sondern weil seine Seele sehr speziell ist. Dass er überhaupt da sein konnte (von ihm aus gesehen) war ein Wunder.

Auf der Ebene dessen, worüber wir gesprochen haben, ging es um für mich komplett abwegige Themen. Zudem war ich in dem Moment sehr müde und die Erschöpfung stand direkt vor mir.

Aber es war ein so wertvolles Gespräch! Das Gespräch an sich.

Gestern fiel auf, dass Philippus Jesus offenbar überhaupt nicht versteht. Heute das Gleiche mit Thomas.

Jesus sagt: „Wohin ich gehe, das wisst ihr, und den Weg wisst ihr auch.“

Thomas daraufhin: „Herr, wir wissen nicht, wohin Du gehst; und wie können wir den Weg wissen?“

Wie oft widerspreche ich einer klaren Aussage des allmächtigen und allwissenden Gottes! Genau wie Thomas und Philippus.

Wie oft der Gedanke, dass ich den Weg nicht weiß?

Wieso redet Jesus überhaupt mit den Jüngern, die offenbar kaum etwas verstehen. Was verbindet Gott, den Allgewaltigen, mit uns Erdenkraut.

Und auch von unserer Seite. Mit Dingen der Welt kenne ich mich etwas aus – was soll ich mit Gott reden? Der weiß doch schon alles und ist doch so weit über mir?

Aber so ist es nicht.

Was war in meinem Herzen, als ich mit meinem Enkel sprach?

Früher war es oft ein gewisser Therapieversuch – diesmal war es anders. Es war „zwecklos“ in der schönsten Bedeutung dieses Wortes. Ohne anderweitige Absicht.

Mir scheint, es war in mir eine Freude, mit dieser so einsamen Seele einen gewissen Kontakt zu erleben. Kein Verstehen, keine Vernunft, keine Erkenntnis – sondern Berührung.

Im tiefsten des Menschen ist etwas so Kostbares, dass selbst Gott daran brennendes Interesse hat. Und Er akzeptiert all die Dinge, die dazwischen sind. Z. B. die Trägheit des Herzens, all dieses zu glauben, wie Jesus mehrmals sagt.

Solange ich auf der Oberfläche bleibe, geht es um Interessen, um Gefühle, oft auch um Anerkennung.

Gott aber weiß, dieser wirre Faden auf der Rückseite des Teppichs soll hindurchragen, hindurchdringen in das herrliche Bild Gottes. Dort ist es „das kostbare Rubinrot“, das an dieser Stelle unbedingt sein muss, damit das ganze Bild überhaupt stimmt. Es darf und soll nicht fehlen. Dieser Mensch ist wie eine Perle, die alles Wert ist, was ich dafür gebe.

Im Menschen ist ein leises, aber tiefes Wissen um diesen Wert, den er für Gott hat. Darum! schmerzt die Einsamkeit so sehr. Sie ist ein Geschenkt Gottes, ein Anteil geben Gottes an Seiner Einsamkeit, die Er hat, wenn wir nicht bei Ihm sind.

Ich bedanke mich, dass dieser Text mir dreimal in einer Woche gesagt wurde. Wunderbar.

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