Opfern der Anderweitigkeit

Mo 08.05.2023

Joh 14:21-26 Die Gebote Jesu halten.

Jesus und der Vater nehmen Wohnung in denen, die Ihn lieben. Das wiederum erkennt man am Halten der Gebote.

Wie ich oft notiert habe, geht es weniger um „nicht Sündigen“, als vielmehr um ganzes Lieben – aber darum soll es heute weniger gehen.

Sondern mehr um Praxis.

Mir fällt auf, dass Jesus nirgends sagt, wir sollen „versuchen“ die Gebote zu halten. Oder gar: Wenn ihr die Kraft dazu habt, dann tut es. Wenn ihr es schafft oder hinkriegt – all solche Rede gibt es nicht bei Ihm.

Denn Gehorchen ist zumeist wählen. Gehorchen ist z. B. besonders „Abwahl der Lust / Unlust“.

Die Lust fragt nach internen Ressourcen. Sie schaut auf die Zisterne der Kraft und empfiehlt das Haushalten.

Die Liebe jedoch bringt eine eigene Quelle mit sich. Im Zustimmen zur Liebe empfange ich den Bezug zum Anderen und zugleich die Kraft dazu.

Die Hürde liegt in der Wahl – nicht in der Kraft.

Ich empfinde es des Öfteren schwer, eine klare Entscheidung gegen meine Lust und besonders Unlust zu treffen.

Die Unlust steht zumeist ganz am Anfang. Sie ist sehr spontan und ihr fallen viele Ausreden ein. Sie ist wie ein Dämon, ganz ungewählt, schon immer da.

Aber sie weicht dem entschlossenen Blick der Liebe, sobald diese vollzogen wird. Also sobald ich die Unlust beleidige, indem ich ihr nicht gehorche.

Die Unlust nennt sich auch gern „Ruhe“ oder „Entspannen“. Ihr Blick ist der in die Zisterne, die Frage nach der Resource. Sie handelt mit Erfolg und Kosten-Nutzen Rechnungen.

Die Treue zum Geliebten fragt nach dem Tun selbst, nicht nach Erfolg oder Nutzen. Im tun ist sie lebendig, nicht im getan haben.

Gott bittet mich nicht Kraft zu produzieren – sondern zu verschenken.

Er steht da und wartet auf meine Zuwendung zu Ihm.

Eine Tat an sich kann Ihm nicht gefallen – allein ein Akt des Gehorsams, der aus der Liebe kommt, berührt Sein Herz.

Wenn ich mit Kraft handle, wie ein Warenhändler, abwäge, wo und wieviel ich investiere und was ich wohl dafür erhalte, dann bin ich ein „Krämer“. Jemand, der in dem System Welt operiert und auf die Welt vertraut.

Das „System Himmel“, also das Reich Gottes, entfaltet sich zwar in und an der Welt. Aber es hängt nicht von ihr ab. Die Brotvermehrung meint nicht das Wunder, sondern meint Hingabe und Treue (Siehe Text zur Brotvermehrung).

Das gilt auch für das Verstehen des Wortes Gottes. Ich habe das Wort Gottes nicht in der Bibel. Ich habe es, indem ich es „ausgebe“, das heißt, indem ich gehorsam bin.

Dann – und nur dann – nimmt der Hl. Geist Worte von den Zeugen, besonders den Zeugen des biblischen Kanons. Aber auch Worte der Väter, der Kirche, geistlicher Väter – auch Worte des Alltages.

Wichtiger Feind des Gehorsams ist die Zerstreuung, der Blick auf das je andere.

In dem mir Gegebenen erscheint ein Widerstand. Nun schlägt die Zerstreuung andere Wege vor. Der Blick auf den Gehorsam weicht einem Blick auf den Erfolg, die Einfachheit. Dort scheinen andere Dinge günstiger.

Ich erlebe das besonders in der Eheberatung, im „Gemeindehopping“, oder im scheinbar Kleinem, der täglichen Zerstreuung.

Überall lauert die Möglichkeit der Anderweitigkeit. „Ich könnte auch“ ist ihr Slogan.

Die Liebe hat eine Eingangstür. Dort gebe ich meine Resource ab, meine Kraft und meine Lust. Mit der Dusche der Mühe werde ich auf Reinheit geprüft. Alles gebe ich ab – um im Durchgehen durch die Tür anderes, ganz anderes zu empfangen.

Dich, Herr Jesus.

Hinweis: „Gehorsam“ ist ein Fachbegriff. Dazu ist manches zu klären. Das soll mich nicht hindern, damit anzufangen.

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