Wahrheit

So 14.05.2023

Joh 14:15-21 Ankündigung des Heiligen Geistes

Manche Christen benutzen die Rede vom Hl. Geist, um sich von Verantwortung zu befreien. Tue ich das nicht auch?

Es sieht alles danach aus, dass erst mit Pfingsten die Wirksamkeit der Botschaft Jesu anfing. Also kann ich nichts tun, solange der Geist nicht da ist.

Ist denn die Kraft des Hl. Geistes eine Gewalt am Menschen? Eine Auflösung meiner Verantwortung? Eine Art Kraft-Droge?

Er ist schlicht: Wahrheit.

Wir leben in einer Sintflut der Meinungen.

Durch die neues ChatBots (ChatGPT) kommen noch einmal beliebig viele dazu. Es scheint mir, wir werden mit dem bestraft, was wir so geliebt haben: Meinungen.

Wahrheit ist so etwas wie Heimat. Wahrheit ist immer ein Ge-heim-nis. Etwas, das mich erfüllt und umfasst – nicht etwas, was ich habe und über das ich verfüge.

Wenn ich in der Wahrheit lebe, wirke ich, weil ich „der Wahrheit“ gehorche. Das ist das Gehorchen, von dem ich rede.

Die Wahrheit ist Christus.

Sie kann nicht weniger sein als das höchste, was es gibt: Person-Sein.

Der Geist Gottes befreit zum Gehorsam, wenn er einen Keim des Gehorsams in mir entdeckt.

Wahrheit ist nicht Willkür und schon garnicht eine Meinung. Immer nur Teilhabe, immer Liebe.

Die Wahrheit schlechthin ist: Jesus im Vater und die Jünger (ich) in Jesus. Nichts weniger.

Wahrheit gibt mir keine Macht über andere, denn es ist Sohnschaft. Ohne Jesus kann ich nichts tun, so sagt er im Bild des Weinstockes.

Nichts.

Nichts?

Zwischen tun und nichts tun gibt es noch einiges. Die Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern farbig.

Die Zeit mit Jesu war für die Jünger eine Bereitung. Bereitung in Gehorsam und Verkosten der Heimat. Für mich ist es Bibel, Kirche, Väter etc.

Dann wesentlich: Loslassen von „Meinung“. In der ganzen Zeit gab es die Not, dass die Jünger ihr Bild vom Messias hatten. Der Messias ist der mächtige König. Er wird Israel in die ihm zustehende Position bringen.

Dass Jesus stirbt, war ganz gegen ihre Meinung und Erwartung. Dann ebenso, dass Er aufersteht. Sie waren voll von Meinungen und daraus folgenden Erwartungen.

Erst im Scheitern der eigenen Meinungen gibt es Raum. Raum für den Geist Gottes, für die Teilhabe an der ganz anderen Wahrheit, der, mit der ich verbunden werde, ohne je über sie verfügen zu können.

Ich kann mein Gefäß (Herz, Unterbewusstsein) nicht mit Wahrheit füllen. Aber ich kann aufhören, es mit Meinungen vollzustopfend.

Ach, wie lieblich ist doch eine schöne Meinung. Ich kann sie herumerzählen. Ich kann mich mit Gleichmeinenden verbünden oder trösten. Ich kann meine Überlegenheit spüren oder zumindest mein Selbst sein. „Ich bin, weil ich eine Meinung habe.“

Ohne Meinung fühle ich mich der Welt nicht zugehörig. Ich fürchte mich ein wenig so oft zu sagen „Ich weiß es nicht und ich habe auch keine Meinung dazu.“

Manche halten mich für einen Niemand, wenn ich zu sehr vielem keine Meinung habe.

Und ich falle immer wieder in das Loch, mir schnell eine Meinung zu bilden.

Sehen kann ich es z. B. daran, wenn ich über etwas milde mit dem Kopf schüttle (z. B. die Freigabe von Marihuana).

Nicht „Meinung“ (voll machen), sondern „Deinung“ (leer werden für Dich).

Dazu gehört insbesondere das Aushalten des Wartens. Das Tragen des Mangelgefühls.

Ja, des Gefühls der Ohnmacht.

Das häufige Schweigen.

Damit Dir Raum werde, Herr, Heiliger Geist.

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