Zeugnis und Gewissen

Mo 15.05.2023

Joh 15:26 bis 16:4a Zeuge sein und verfolgt werden.

Im Anschluss an gestern: Nicht „ich meine“, sondern „ich bezeuge“. Das bedeutet, dass ich zumeist schweige.

Die Jünger werden nicht zu Predigern ausgebildet. Sie sind keine Redner oder gar Rhetoriker.

Ich lese gerade Georg Bernanos „Die Sonne Satans“. Ich vermute eine Anspielung auf den Pfarrer von Ars. Gewaltig der Kontrast zwischen seiner inneren Leere, seiner häufigen Verzweiflung, seinem Selbstzweifel einerseits und der immensen Wirksamkeit nach außen. Eigenes hat er nicht zu bieten, ein schlichter Mann bäuerlicher Herkunft.

So wirkt Christus durch ihn. Aber nicht ohne ihn. Ganz anders als ich es heute höre.

Wie unterscheide ich zwischen Meinung und Zeugnis? Kann die Proklamation eines Zeugnisses nicht auch zur Methode werden, mich selbst zu verstecken? Ein Zeugnis als Machtmittel? So kann es schnell empfunden werden. Weil es auch eine Gefahr ist.

Gewissen

Es ist nötig, das Gewissen zu reinigen. Ein eigens Thema (siehe unter anderem: „Einführung in die stille Zeit“). https://www.craft.do/s/ZDeYZkZhzqU9Na

  • Gewissen ist Wissen von woanders her.
  • Es „nützt“ mir nicht. Ich habe innerhalb der Welt keinen Nutzen davon, eher im Gegenteil.
  • Es entzündet sich in der Regel an oder durch einen Anderen (ohne dass der das weiß).
  • Es wirkt zunächst wie eine Einschränkung für mich.
  • Es ist weder Moral noch Lust (weder Über-Ich noch ES, siehe Psychologie).
  • Es ist immer in „Echtzeit“ also ganz Gegenwart, da es immer machbar ist.
  • Es ist ein „Dennoch“ (siehe Frankl).
  • Es ist immer „mehr als“.
  • Es ist immer leise.
  • Und: Es ist bereit zum Martyrium, also bereit den Preis zu bezahlen.
  • Gewissen im immer an mir, immer „ich“ und nie „man“.

Soweit ein paar Gedanken. Wie immer unvollständig.

Das Gewissen bezeugt Gott.

Wenn ich zu viel Mohnkuchen gegessen habe und ein schlechtes Gewissen habe, ist das etwas anderes, diesen Gebrauch des Wortes meine ich nicht.

Zur Bereitung meines Gewissen ist mir eine lange und vertraute Gemeinschaft mit Christus wichtig. Das geschieht in der Stille.

Mein persönlicher Weg ist zudem:

Ich versuche ein Phänomen anhand von Psychologie, Philosophie und Theologie zu betrachten. Eine Vorbereitung. Die Fragen lauten etwa: Ist es so? Ist es gut? Ist es bedeutsam? Ist es an mich gerichtet? (Sokrates fragt ähnlich: Ist es wahr, ist es gut, ist es notwendig. Siehe „Die drei Siebe des Sokrates“).

Das ist der Versuch, eine Harfe zu bereiten, auf der Gott spielen kann. Denn erst, wenn mir scheint, ich höre Ihn auf dieser Harfe, ist es Zeugnishaft.

Jetzt fragt Gott mich nach meiner Stellungnahme.

In der Notwendigkeit, aus der Stellungnahme eine Konsequenz zu ziehen und Zeuge zu werden (in entsprechenden Mass: Märthyrer!) will ich es wirklich genau wissen.

Wie wachse ich hinein in dieses „weniger Meinung, mehr Zeuge“ sein?

Ein Merkmal ist noch: Muss ich verstanden werden? Geht es überhaupt um mich?

Das Zeugnis bezeugt jemand anders – Seine Ehre vor der unsichtbaren Welt ist mein Begehren. Ob die Welt mich ob meines Zeugnisses liebt, kann da kein Maßstab sein.

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