Nicht Zündholz, sondern Kerze

Do 18.05.2023 Jesu Himmelfahrt

Mt 28:16-20 Jesu letzte Worte, Missionsbefehl und Himmelfahrt

In der Lutherbibel steht „mir ist gegeben alle Gewalt“. Es steht dort aber nicht dynamis – Kraft, Gewalt, sondern ἐξουσία‭ ex-ousía – ‭Autorität‭.

Nicht durch Herr oder Kraft, sondern durch meinen Geist (Sach 4:6).

Es ist schwer, sich vom spontan menschlich- weltlichen Denken zu lösen und nicht an eine Wirkungsmacht zu denken.

Es ist aber wieder „nur“ die Wahrheit, von der schon die ganzen Tage die Rede war.

Nicht Unterwerfung, sondern Erweckung.

Gab es zuvor nur das Naturgesetz, ein Gesetz, in dem die Dinge der „Natur“ gehorchen, so gibt es nun das „Himmelsgesetz“. Einen Raum, in dem der Gehorsame sozusagen „natürlich“ lebt (müßte dann „himmlisch“ heißen, es wird dann aber nicht klar, was ich meine).

Der Missionsbefehl lautet also eher nicht: “Entzünde den anderen mit dem Himmel“, sondern „sei ein Licht in diesem neuen Raum (eine Kerze)“. So kann der andere an dir das neue Reich erkennen und sich selbst daran entzünden.

Die Wahrheit ist, dass Gott uns so liebt, dass Er EIN Reich mit uns bilden will. Wir in Ihm und Er in uns. Nachdem diese Liebe und die vollständige Offenbarung vollzogen ist, ist es erkennbar (offenbar) wahr.

Dies „offenbar wahr“ ist der Heilige Geist.

Um den Heiligen Geist zu empfangen, brauche ich kein rauschhaftes Erleben, das mich ergreift und mit sich fortnimmt, wie einige behaupten.

Sondern es ist der Moment, indem ich klar, aber sanft erkenne, dass meine eigentliche Heimat diese Liebe, diese Art von Himmel ist.

Eben nicht das Paradies – sondern das himmlische Jerusalem. Der Ort des Vollzuges der Gemeinschaft mit Gott. Dort, wo niemand mehr belehrt wird, weil er „in Gott ist“.

Es sind zwei Welten:

Mission ist also nicht „Unterwerfung“, ebenso wie Bekehrung nicht auf Knechtschaft hinausläuft. Sondern es ist der „Eingang“ in das Heimatreich meines Geistes. Und der Geist nimmt meine Seele mit.

Der Heilige Geist ist weniger ein „Helfer“, der mir in meinem bisherigen Leben hilf geordneter zu leben, sondern Er ist der Ort „Gemeinsamen Lebens“.

Nicht mehr Zwei, sondern Eins (wie in der Ehe).

Ich will nicht mein Leben „besser“ leben, sondern das richtige Leben leben – eben nicht mehr mein eigenes Leben. Es ist unser Leben.

Nicht: „Hilf mir auf meinem Weg“, sondern „führe mich auf unserem Weg“.

Auf dem schmalen Weg zu gehen, von dem Jesus spricht, ist nicht schwer, solange ich nicht zugleich auch noch neben dem Weg gehen will (dem „Welt-Weg“).

Nicht „besser“, nicht „mehr“, sondern woanders.

So will ich nichts tun, um die alte Welt, mein altes Leben zu verbessern.

Ein typisches Merkmal des alten Lebens ist der Zweck, der in fast allem steckt. Immer wieder tue ich etwas „wegen“ etwas anderem. Also um etwas zu erreichen.

Das vollkommene Leben erreicht nicht etwas, es vollzieht etwas, was ihm natürlich (eben „himmlisch“) ist.

Damit ist dieses Leben „leicht“.

Beispiel

Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich intensiv Rad gefahren bin. Speziell an einen Moment des Fahrens, in dem ich spürte: Das fahren selbst, mit all seiner Anstrengung ist vollkommene Erfüllung und auf eine eigene Weise Entspannung, Stimmigkeit, Ruhe, Frieden.

Nicht auf sie Sofa-Art. Aber eigentlich mehr dem Wesen meines Leibes entsprechend als das allzu Bequeme.

Es gibt in diesem Text so viele Worte in Anführungszeichen, weil sie jeweils Worte der Welt sind, die aber von einer anderen Welt sprechen – genauer: Vom Himmel sprechen.

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