Geht es um Heilsgewissheit?

Mo 22.05.2023 Beim Einlaufen in Oslo

Joh 16:29-33

Was hat sich die Kirche bei der Anordnung der Texte gedacht? Offenbar war sie inspiriert. Ich aber staune.

Zunächst spricht Jesus den Jüngern den Glauben zu. Nun aber sagt Er, jeder wird in sein Haus gehen und Ihn einsam zurücklassen. Später gibt es erneut eine Zusage.

Zwar spricht Jesus davon, dass Er nicht allein ist, weil der Vater bei Ihm ist.

Ich spüre aber klar Seinen Kummer. Ist Er nicht gerade für sie gekommen? War Er nicht gerade drei Jahre mit genau diesen hier zusammen. Ohne feste Heimat, nur die Jünger als Konstante um sich.

Ich hörte in den vergangenen Tagen von der Heilsgewissheit. Und ich spüre, dass dies kein Thema für mich ist.

Wenn ich in Gefahr bin, Jesus allein zu lassen, ist mir mein Heil doch egal. Habe ich Ihn, habe ich alles, habe ich Ihn nicht, habe ich nichts. Es gibt nichts, was ich für mich haben könnte.

Und ob ich ihn habe, lege ich in Seine Hand. Selbst die Jünger dachten sich etwas von sich, Jesus aber kannte die ganze Geschichte.

Dieser Text steht in Vorbereitung zu Pfingsten. Und er steht heute noch da, obwohl Pfingsten letztes Jahr auch schon war.

Selbst mit dem historischen Pfingsten und mit meinem persönlichen Pfingsten gibt es ein „vor Pfingsten“. Ich „habe“ den Geist nicht – Er besucht mich, wann Er will.

Mit all meinem Wollen kann ich Ihn doch nicht haben, das zeigt dieser Text.

Denn der Geist offenbart die Sohnschaft. Nicht Jesus selbst.

Die Jünger meinen zu wissen, zu erkennen. Selbst wenn es so ist, habe ich dieses Wissen nicht. Sondern es ist nur mit Ihm, dem Geist, zu haben. Also aktuell. Immer wieder neu.

Die Jünger werden sich zerstreuen. Ich kann und soll mein Leben nicht loslassen, ohne Offenbarung der neuen Heimat.

Diese Offenbarung geschieht anhand des Wissens um Jesus. Darum nennt Jesus es hier und auch ich weiß es. Würde aber der Geist schweigen, ich wäre zerstreut in alte Häuser, wie die Jünger.

So wie ich zwar verheiratet bin, das eigentliche der Ehe aber nicht ohne das auf mich zukommen meiner Frau geschieht.

Es ist eben nicht so, dass die Bibel das Wort Gottes ist. Das spricht Er immer originär, lebendig, jetzt. Zwar anhand des Zeugnisses der Bibel. Aber ich „habe“ Gottes Wort nicht, und kann nicht anhand der Bibel um Auslegung streiten.

Wenn der Geist mit Seiner leisen Stimme zu mir spricht, dann ist noch genug Eigenes nötig, um Ihm zu gehorchen. Meine Autonomie besteht in der Zustimmung. Die Zeit ist Sein, das Ja ist mein.

Soeben habe ich die Stimme des Geistes gehört. Ganz konkret. Und ich bin froh, dass ich ihr gehorcht habe. Es ging um einen kleinen Dienst für meine Frau.

Noch etwas bewegt mich.

Jesus spricht von Seiner Einsamkeit. Er sagt zwar, Er habe immer noch den Vater – aber Er sagt es. Ich höre Seine Sehnsucht nach meiner Gesellschaft.

Dieser Blick Jesu zu mir, diese Bitte um Gemeinschaft, sie weckt in mir eine eigene Kraft.

Aus mir heraus ist meine Kraft sehr begrenzt. Wenn ich aber Seinem Blick begegne, wächst mir in diesem Blick eine eigene, vorher nicht gekannte Kraft zu.

Immer wieder ist es Antwort, nicht Kraft, nicht autonomes Wollen. Ich warte auf Ihn, ich kenne Ihn. Er wird mit Seiner Ansprache nicht lange zögern – denn Er ist es, der mich zuerst und schon immer bei sich haben will.

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