Heiligung – wofür?

Mi 24.05.2023 Auf dem Weg nach Skagen

Joh 17:6a und 11b-19 Jesus setzt die Jünger ein.

Das hohenpriesterliche Gebet, wie es bei Luther genannt wird, kann man wie ein Gedicht lesen. Man kann ehrfürchtig davor stehen und es bestaunen und respektieren.

Oder man kann es ernst nehmen.

Jesus sagt: „Ich heilige mich für sie.“

Ist Er nicht schon heilig?

Heiligkeit ist kein Zustand, sondern ein Akt, ein Vollzug. Und zwar ein Vollzug für den anderen, aber an mir.

Ehre will etwas vom Anderen für mich, Heiligung will etwas für den Anderen von mir.

Wie verändert die Heiligung Jesu die Jünger?

Was ist die Heiligung Jesu überhaupt?

Jedenfalls keine Vervollkommnung, wie man meinen könnte.

Jesu Heiligung geht uns um unseretwillen etwas an.

Einmal, weil sie uns mit Ihm verbindet.

Aber auch, weil sie uns nur insoweit mit Ihm verbindet, als wir so werden, wie Er ist.

Er wünscht sich nichts für sich, Er geht den Weg für den Vater. Als Ausdruck des Wesens der Trinität. Weil und indem der Sohn handelt, gebiert Er das Neue, Ihm Wesensgleiche. Und Sein Wesen ist Liebe.

Nur insofern sind wir „gerettet“, als wir werden wie Er. Wozu auch sollten wir sonst gerettet werden? Das Pochen auf „gerettet sein“ drückt schon wieder etwas für mich aus. Aber es geht nicht um mich als ich.

Als Bild sage ich: Heiligung ist wie das leeren eines Raumes von dem Meinen. Dieser leere Raum darf und soll mit dem gefüllt werden, was den Anderen belastet. Das, was der Vater mir geben will, von der Last des anderen. Ich gehe unter das Joch des anderen. Und es ist in geheimnisvoller Weise leicht. Für mich und für ihn.

Denn alle Dinge des Menschen sind sanft in der Verbundenheit. Auch für den anderen wird sein Joch leicht, wenn es verbunden ist.

Nur die Einseitigkeit, die „schiefe“ des Joches macht das Joch schmerzhaft.

Ich nehme dem Anderen sein Joch nicht ab – ich verbinde mich mit ihm.

Indem die Jünger den Geist empfangen, vergessen sie sich und ihr Heil. Es gibt keine Scheidewand mehr zwischen ihnen und Jesus und deshalb auch keine mehr zwischen ihnen und den Menschen.

Für Jesus angeklagt, gefoltert und gar getötet zu werden ist keine Sorge mehr. Sondern normaler Vollzug des neuen Seins.

Jesus zu kennen heißt noch nicht, Ihn im biblischen, hebräischen Sinn „erkannt“ zu haben.

Aber Achtung. Habe ich erkannt und wende mich ab – wie soll solches geheilt werden?

Die Zeit mit Ihm in der Bereitung auf den Geist ist wichtig.

Es ist, wie das benetzen der Füße mit dem Wasser, in das ich dann bereit werde zu springen, wenn ich aufgefordert werde. Ich glaube und erkenne, dass es mich tragen wird.

Heute Morgen gab es kurz vor sechs schon Kaffee auf dem Achterdeck. Dort saßen die Menschen und genossen das herrliche Wetter, den Blick auf die endlose See und das, was da in ihrem Herzen ausgelöst hat.

Ich konnte es mir vorstellen – aber es reizt mich nicht mehr.

Mir scheint, das Schöne daran ist wie ein Blick auf einen hübschen Vorhang. Die Ahnung dessen, was dahinter ist. Die Sehnsucht nach dem Ewigen, ganz erfüllendem.

Aber das habe ich schon.

Insofern finde ich den Vorhang hübsch – und eile wieder zu Dem, der diese Sehsucht gestaltete hat, damit das Herz des Menschen Ihn suchen möge.

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