Herrlichkeit

Do 25.05.2023 Vor Kopenhagen

Joh 17:20-26 „Ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit“

Der Text unterstreicht die Betrachtung von gestern. Durch die Jünger entsteht die gleiche Herrlichkeit, wie sie durch Jesus entsteht.

Aber auch hier erscheint es mir, als wenn die Worte Etiketten sind, deren Inhalt sich nicht selbstverständlich erschließt.

Was ist denn die Herrlichkeit, die hier Jesus den Jüngern gegeben hat, und die für die Glaubenden verheißen ist?

Der Glanz der Welt blendet auch deshalb so sehr, weil die Herrlichkeit des Reiches Gottes zunächst verborgen ist. Im Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit und unseren Gehorsam wirkt der Himmel und seine Herrlichkeit oft theoretisch und abstrakt.

Lieber hier die Freuden der Welt genießen und im Himmel auf die Gnade hoffen.

In Therapiegesprächen gibt es ein Kennzeichen dafür, ob es wirklich um das geht, wovon der Klient redet, oder ob es eine Schutzwand ist. Es ist das eigene Ergriffen sein, die Intensität des berührt sein. Und das geht immer mit völliger Wachheit einher.

Es sind die existenziellen Dinge, die wirklich so gemeinten Dinge, die Dinge, die den Menschen unbedingt etwas angehen.

Es sind weniger die Dinge, die mich am Leben halten, oder wo ich eine Gefahr überstanden habe. Also nicht das „gerettet sein“.

Sondern es sind die Dinge, für die ich mein Leben geben würde. Die mir mein Leben wert sind und damit dem Leben seine unbedingte Würde geben. Würde über den Tod hinaus. Denn Würde und Tod haben beide Ewigkeitscharakter, eine unmessbare Größe. Würde ist nämlich kein Wert, der messbar ist. Er übersteigt alles so sehr, dass Würde Himmelscharakter hat. Und das drückt sich in unserer Bereitschaft aus, dafür unser Leben zu geben – nichts weniger.

Das Leben ist also ein Äquivalent für Würde.

Mein Leben für jemanden zu geben ist zugleich Ausdruck meiner Würde als auch der Würde des Anderen.

Gestern gab es eine Durchsage des Kapitäns, dass wir nicht in den Hafen von Skagen einlaufen können. Ein Schwesterschiff hatte einen Notfall an Bord. Ein Mensch war in Lebensgefahr und der Anlegeplatz war belegt. Ein Rettungshubschrauber war im Einsatz.

Ich vermute, es ging den anderen etwa 8.000 Menschen an Bord wie mir.

Na klar. Das hat Vorrang vor allem. Das Leben eines Menschen ist unvergleichlich mehr als alles andere, egal welche Quantität es hat.

Danke, dass es so ist.

Gottesbildlichkeit des Menschen.

Zurück zur Herrlichkeit.

Sie ist Ausdruck dieser Würde. Und diese Art von Herrlichkeit hat immer mit dem Bezug zum Anderen zu tun (ein anderes Wort für Liebe). Die Würde geschieht immer im Blick auf den anderen, zum Anderen hin. Sein Leben für eine Sache zu geben, mag einen Wert haben, es hat aber keine Würde.

Ich kann Gott Seine Würde, Sein Lob, Seine Ehre durch nichts weniger gerecht werden als durch mein Leben.

Und ich kann mein Leben durch nichts weniger würdigen als durch Lebenshingabe. Ein nicht hingegebenes Leben ist letztlich ein würdeloses Leben.

Darum heißt Herrlichkeit Gottes Hingabe des Meinen. Was mein war, mein Leben, ist Dein, denn Du bist würdig es zu empfangen.

So wie auch Du mich würdigst Dich zu empfangen. Dein Leben ist es, mit mir Gemeinschaft zu haben. Nehme ich diese Gemeinschaft nicht an, entehre, entwürdige ich Dich.

Nehmen und Annehmen

Vieles im Leben zeigt sich an dem Konflikt zwischen Nehmen und Annehmen. Gestern traute sich jemand nicht, etwas von mir anzunehmen. Ich spürte, er hätte es gern, aber es hätte ihn als Annehmenden zurückgelassen.

Ich übersehe schnell, dass freie Annahme auch ein würdevoller Akt ist. Nur ein Gebender zu sein und sich sonst nur zu nehmen, was man meint verdient zu haben, bleibt bei aller äußeren Gutheit doch in sich selbst verkrümmt.

Annehmen ist das Zulassen der Gabe des Anderen. Macht sie mich zum dankbar Annehmenden einer freien Gabe, bringt sie das selige Geben in die Welt.

Geben ist wohl seliger als nehmen – aber nicht seliger als Annehmen.

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