Schafe Jesu

Fr 26.05.2023 Seetag

Joh 21:1 und Joh 21:15-19 Jesus fragt Petrus nach seiner Liebe

Das Ganze findet am See von Tiberias statt. Jesus kam, als die Jünger in ihrer alten Arbeit waren – beim Fischfang.

Auf mich wirkt die Situation insgesamt traurig. Wieder in Galiläa, am Abend zuvor noch wußten sie nicht, was sie tun sollen. Nun der leere Fischfang.

Dann: Jesus am Feuer – aber irgendwie distanziert. Sie fragen Ihn nichts.

Ich erkenne keinen Osterjubel.

Jesus fragt Petrus dreimal, ob er Ihn liebt. Es wird Wort für Wort dreimal gesagt und von Johannes aufgeschrieben. Mit feinen Nuancen in den Worten, über die viel nachzuspüren ist.

Ich habe mich gefragt: Was geht es mich an?

Bin ich irgendwie in der Rolle von Petrus?

Ich habe keine Antwort und spüre eine gewisse Traurigkeit.

Es sind jedoch mehrere Rollen in dem Text.

Jesus, der einen Hirten für Seine Lämmer und Schafe sucht.

Petrus, der sehr schmerzhaft lieben lernen musste.

Die zukünftigen Schafe, die Weideland, Versorgung und Hirtenstab brauchen.

Gegen das individualistische Vorurteil unserer Zeit wird ein Mensch als Hirte eingesetzt. Nicht nur als Evangelist, sonders als jemand, der andere versorgt, nachdem sie schon Jesus kennen.

Ich habe in den letzten Wochen mit einem Christen gesprochen, der eine Odyssee an Freikirchen hinter sich hat. Voller Verletzungen, missbraucht, vernarbt.

Wo finde ich Hirten, die Jesus wirklich lieb haben, und sich so in Verantwortung rufen läßt?

Hast Du denn keine Hirten mehr für uns, Herr Jesus?

Die Schafe irren umher, sie finden allein keine Weide.

Ein Hirte informiert seine Schafe nicht nur, er übernimmt für bestimmte Zeit und bestimmte Aufgabe die Verantwortung.

Ich vermute, dass dieses Bild nicht alles beschreibt. Aber dass jeder Christ seinen Weg und seine Weide allein finden muss, scheint mir nicht gemeint. Hirten haben eine andere Verantwortung als Schafe, auch in einer Welt, die alles demokratisch ordnen will.

Die Liebe des Hirten zu Jesus drückt sich darin aus, dass er immer weniger dorthin geht, wo er will. Er wird einem Anderen zurufen: gürte mich, führe mich.

Zu ihm sagt Jesus: Folge mir nach.

Wer wird sich berufen lassen?

Wann, Herr, rufst Du Dir wieder Hirten, die Dich lieben?

Es wird solche Hirten geben, aber mir scheint, bei Weitem nicht genug für die Schafe.

Jesus hat nichts Schriftliches hinterlassen. Er bereitete Menschen, dass sie sein lebendiges Wort sind. Nicht ein nachplapperndes Wort, sondern Zeugen an ihrem Leib. Ein Zeugnis, das an ihrem Herzen so deutlich ist, dass sie nicht länger nur Jünger sind, sondern selbst „Christen“. Menschen wie Christus selbst. Nicht als Etikett, sondern als geopferte. Nicht für eine Ideologie oder eine Religion, nicht für Demokratie oder Humanismus – sondern für Sohnschaft zum Vater im Wesen Jesu.

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