Annahme

Sa 27.05.2023 Einlaufen in Kiel

Joh 21:20-25 Jesus, Petrus und Johannes

Jesus hat Petrus drei mal nach seiner Liebe gefragt. Offenbar war das nötig. Seelsorgerlich und vor den Jüngern.

Johannes dagegen spricht von sich in seinem eigenen Evangelium immer von dem, den Jesus liebte.

Johannes hat wohl mehr als alle anderen diese Liebe ganz angenommen.

Heute höre ich oft, dass Christen singen, Jesus liebt mich.

Ich möchte Jesu Liebe von so manchem Kitsch lösen, von manch allzu menschlicher Vorstellung.

Jesu Liebe ist etwas anderes als Sein Wohlwollen allein.

Es ist etwas anderes als Gnade und Erbarmen.

Es ist nicht nur Jesu Annahme von mir, oder eine Kameradschaft.

Johannes kennzeichnet die Liebe Jesu zu ihm besonders von „jenem Mahl“ her. Dem letzten Mahl, bei dem er an Jesu Brust lag. Dort hat er Ihn gefragt, wer es ist, der ihn verraten würde.

Diese Frage scheint mir mehr als Neugier oder Sorge es selbst zu sein.

Es ist eine Fürsorge für den innersten Kreis derer, die Jesus ganz nah an Seinem Herzen sind. Es bereitet die Klärung.

Und es ist Anteilnahme an Jesu Herz, an Jesu größtem Schmerz.

Mir scheint, dass wir doch irgendwie Gott trösten können, auch wenn das theologisch fragwürdig ist. Ich will nicht mit den Theologen streiten – mir scheint aber, Liebe ist immer auch Sehnsucht etwas von dem Geliebten anzunehmen, dass für mich auch relevant ist.

Auch für Jesus.

Sich von Jesus geliebt wissen, heißt also auch zu wissen, dass Jesus Seinen Schmerz mit mir teilen will, Seine Last, Sein Joch.

In dem Nachsinnen, ob ich etwas zu sagen habe, was Jesus auf dem Herzen hat, habe ich immer eine bange Sorge gehabt und habe sie noch:

Wer bin denn ich? Wer bin ich, dass der Geist Gottes mir etwas anvertraut, das Er anderen nicht sowieso schon direkt geben kann?

Eigentlich fällt mir die Annahme Seiner Liebe in dieser tiefen Weise sehr schwer. Menschlich gesehen kann ich es nicht.

Ich nehme es in einer Art Glaubensgehorsam an. Voller Sorge, daraus eine Eitelkeit zu entwicklen.

Was denn, wenn ich eines Tages vor Ihm stehe und höre, dass ich mich zu Unrecht als Zeuge genannt habe?

Wäre es nicht sicherer zu schweigen und es den „Johannes’sen dieser Welt“ zu überlassen, sich als von Gott so Geliebte zu bekennen?

Das aber wäre eben nicht diese Annahme, von der ich weiß, welche Freude sie dem macht, der seine Liebe verschenkt.

Gibt es etwas Traurigeres als das Angebot einer tiefen, intimen Liebe – das aus Misstrauen, dass man gemeint ist, abgelehnt wird?

Mir scheint, es gibt keinen sicheren Weg. Nur den Weg des Vertrauens. Der Weg, Annahme zu üben.

Die Sorge, dass ich mich zu weit oben an der Tafel des Königs setze, ist mir ganz präsent. Herr, erbarme Dich.

Es ist das, was ich am 25.05.2023 schrieb:

Geben ist seliger als nehmen – aber wohl nicht seliger als annehmen.

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