Der „heilige Dienst“

Mo 29.05.2023 Pfingstmontag

Joh 16:2b „… wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst.“

Der „heilige Dienst“ ist hier der Dienst, der die Jünger töten wird.

Hier werden zwei Fragen berührt, die mir die grundsätzlichsten zu sein scheinen, die ich kenne. Und sie hängen miteinander zusammen.

Woher weiß ich, dass mein Herz richtig ist? Dass Jesus der Christus ist, der Kyrios des Universums, der Sohn Gottes?

Offenbar ist Religiosität dafür nicht geeignet. Die Linie läuft nicht zwischen religiösen Menschen und nicht-religiösen Menschen.

Es scheint mir wahr zu sein, dass viel Leid und viele Kriege auch aus religiösen Gründen entstehen.

Meine erste Frage: Wenn ich mit jemandem sprechen will, brauche ich eine Brücke zu ihm. Irgendeine Grundlage, in der wir übereinstimmen.

Ansonsten gibt es keinen Grund auf dem wir sprechen können.

Ein Grund, den ich oft finde, ist, dass fast alle Menschen darin übereinstimmen, dass es um die Würde des Menschen geht. Auch wenn sie es nicht immer präsent haben, weil z. B. das Leben selbst (das Überleben) als Basis dieser Würde vorgezogen wird.

Ich lasse dieses Thema, weil mir das Zweite heute wichtiger ist.

Meine zweite Frage ist: Ist eine absolute Wahrheit etwas Falsches?

Ist nicht der, der aus einer höheren Wahrheit heraus etwas unterdrückt, der Beweis, dass eben absolute Wahrheit an sich von Übel ist, sobald sie sich auf andere ausdehnt?

Der, der meint, er tue Gott einen Dienst, weil er Zeugen Jesu tötet.

Soll ich dem nicht die Privatheit des Glaubens vorschreiben?

Ist es recht, Zeuge zu sein, oder muss ich nicht immer vermuten, dass mein Zeugendienst so illusionär ist, wie es z. B. bei Unfallzeugen oft der Fall ist?

Ist mein „Sehen“ nicht immer von meinem Weltbild, meiner Herkunft, meiner Prägung etc. beeinflusst?

Johannes bezeugt Jesu Worte. Diese Worte sagen das Martyrium voraus und es ist offenbar selbstverständlich, dass die Existenz der Jünger für die Wahrheit der Person Jesu gegeben wird.

Warum ist diese Wahrheit eine bessere, ja absolute? So sehr, dass Jesus andere, nämlich Seine Jünger, für diese Wahrheit sterben lässt. Und Johannes tut es auch, indem er Jesus wiedergibt.

Was finde ich in mir vor, dass ich diesem zustimme? Warum sage ich ja, zu dem, was hier genannt wird?

Hier einige unvollständige Eindrücke:

a) Es gibt keinen neutralen Ort.

Das habe ich an anderer Stelle beschrieben.

b) Es sind „gute“ Indizien sind vorhanden:

  • Ich finde denselben Jesus in anderen, mir völlig fremden Menschen vor. In Menschen mit anderen ethnischen und kulturellem Hintergrund, ganz anderem Charakter, völlig anderer Prägung.
  • Der Glaube an Jesus kommt „von woanders her“. Das heißt, Christus hat mich gefunden, nicht ich Ihn. Ich habe ihn mir nicht konstruiert, Er hat sich mir offenbart, obwohl ich schon „besetzt“ war (mit dem Zen-Budismus).

Gute Indizien sind aber keine hinreichenden Indizien, da diese auch andere für sich in Anspruch nehmen können.

c) Wahrheit. Ich erlebe, dass ich jede Ecken in meinem Inneren mit Jesus zusammen aufsuchen darf. Es gibt keinerlei Tabu. Von Süchten und Ängsten, über Böses und Verzweiflung, von Todesangst, über Lebensmüdigkeit, über Leid der Welt und offenbare Aussichtslosigkeit – einfach in all dem kann ich mit Jesus sprechen.

Jede Frage ist erlaubt, ja willkommen.

Ich gehe hinein in das Thema, mit Ihm als mein Licht – kein Tabu!

d) Vollkommener Friede. In diesem öffnen aller Türen und dem hinwenden zu Ihm finde ich vollkommenen Frieden. Ein Friede, der vor dem Leid der Welt nicht zurückschreckt, nicht vor dem Bösen, auch nicht dem Bösen in mir.

e) Stimmigkeit mit meinem Wesen.

Ich muss nichts verbiegen und das, was meinem Wesen entspricht, entfaltet sich. Ich sage, dies ist besonders:

  • Ich darf „ich“ sein (Personalität, Würde).
  • Ich darf und kann mich ganz hingeben (Bezogenheit, Liebe).
  • Ich bin wirksam (Fruchtbarkeit aus der Begegnung).

Und darüber hinaus bin ich ganz in Gott und ganz in der Welt (ähnlich wie Jesus).

Es ist nur eine Andacht – ich schaue weiter in dieses Thema. Gott ist Nahe.

Hinterlasse einen Kommentar