Reinigung

Mi 31.05.2023

Mk 10:32-45 Aufstieg nach Jerusalem und die Bitte der Donnersöhne

Gleich nach Pfingsten stellt die Leseordnung Texte vor, die auf bevorstehendes Leid hinweisen. Erstaunlich. Auch kein Pfingstjubel?

Der Text schließt an den gestrigen an.

Petrus meint, er habe so viel, ja alles für die Nachfolge geopfert.

Nun aber geht Jesus voran, hinauf nach Jerusalem – und die ihm folgen, haben Angst. Es geht ganz und gar nicht zu den verheißenen „Häusern und Brüdern und Äckern“, sondern direkt in die Verfolgung.

Die Jünger haben die Dinge der Welt gelassen, als sie Nachfolger wurden. Vor ihnen steht nun der Verlust der Kontrolle über ihr Leben, der sozialen Anerkennung, ja zum Teil des physischen Lebens selbst. Die Angst zeigt, dass es ihnen um etwas geht, dass sie nicht loslassen möchten – so wie ich.

Es ist besonders die soziale Existenz. Die Anerkennung. Etwas zutiefst menschliches und richtiges, wie ich oft betont habe.

Gestern habe ich viele schöne Gespräche gehabt. Ein Thema war, der Niedergang der seelischen Stärke und Stabilität besonders bei Kindern und Jugendlichen.

Die Kinder bringen keine Kraft mehr auf, Dinge zu tun – und die Eltern machen ihn genau das vor. Der Anteil der „sozialen ADS/ADHS“ Kinder, der „sozialen Autisten“ ist in sehr kurzer Zeit von vielleicht 5 % auf mindestens 25 % (oder mehr) gestiegen.

Woher aber soll die Kraft kommen? Wer soll sie haben?

Die Kraft, die ich aus den Systemen der Welt erhalte, steht im Verhältnis zu der Kraft, die ich verbrauche. Es ist in etwa ein Null-Summen Spiel.

Verbrauchen die Eltern die Kraft in Ehekonflikten haben sie wenig Kraft für anderes.

Deshalb fürchten die Menschen den Verlust von Kraftquellen und rauben anderen Kraft in ihrem Existenzkampf.

Die Elite Israels damals fürchtet die Entmündigung durch die Römer und haben auch darum mögliche Schwächungen von innen mit Entschlossenheit bekämpft.

Im Betrachten der berechtigten Sorgen der Jünger vor dem, was Jesus und sie in Jerusalem erwartet, wird klar:

Ich brauche eine andere Quelle der Kraft, der Zuversicht, der Lebensfreude.

Wenn mir die „Herrlichkeiten der Welt“ entschwinden, gilt es, meinen Blick auf die Herrlichkeiten des Himmels zu richten.

Nicht in autosuggestiver Weise!

Sondern wahrhaftig.

Woher kommt mir nun Kraft?

Quelle der Kraft ist der Vollzug des eigenen Wesens – wie oft beschrieben.

Und es bestätigt sich immer wieder, gerade auch in der Beratung.

Diese sind nur in einer Spannung zu haben. Selbst-sein und bezogen-sein, z. B.

Und Hingabe und Annahme als zweites Merkmal.

Solange ich die Liebe zur Welt, dieses ewige Provisorium, in meiner Hand halte, kann ich die Hand Jesu nicht ergreifen.

Solange ich dem Vorläufigen nachjage, verliere ich die Spur des Eigentlichen.

Solange ich mir nehme, kann ich nicht empfangen.

Praktisch:

Kraft fließt mir aus der Annahme von Verantwortung zu. Denn Verantwortung ist Selbst-sein und Mit-sein zugleich.

Jetzt ist es wichtig, den genauen Inhalt der Verantwortung zu beachten.

Dieser ist z. B. viel mehr mit Begriffen wie Treue und Zugewandheit, mit Respekt und Geduld beschrieben als z. B. mit Erfolg oder Fehlerfreiheit.

Die Liebe sucht nicht den Sieg, sondern den Anderen als Anderen.

Geschieht dass, werde ich nicht nur die dafür nötige Kraft erhalten, sondern einen Überschuss. Denn Frucht ist ein natürliches Ergebnis des Vollzuges des Wesens.

Jakobus und Johannes scheinen das zu wissen – und selbst Jesus staunt. Sie wissen, dass sie es können. Und Jesus bestätigt es.

Jesus adjustiert ihr Ziel ein wenig (die Ehrenplätze haben zu wollen). Aber ihren Weg zum Heiligen Johannes und Heiligen Jakobus kritisiert Er nicht.

Hinterlasse einen Kommentar