Die schlafende Liebe

So 04.06.2023

Joh 3:16-18 Also hat Gott die Welt geliebt …

Warum sollte Gott die Welt lieben?

Wenn mir jemand sagt, er liebt mich, ist es mir unheimlich. Was hat er davon? Was will er von mir? Er kennt mich doch nicht. Muss ich jetzt dem Bild seiner Liebe entsprechen? Liebt er das nicht-liebenswert und hat vielleicht andere Gründe? Z. B. dass er froh ist, einen Menschen zu kennen, der noch schwächer ist als er selbst und er damit für sich selbst getröstet ist?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mich liebt, wenn er mich erst richtig kennt.

Und das ist gute, evangelische Theologie. Am Menschen ist nichts Gutes.

Hat denn Gott ein Helfersyndrom?

Ich weiß, was das ist – und darum weiß ich, dass Gott es nicht hat.

Es gibt nur eine Antwort. Gott weiß etwas von mir, das ich nicht weiß.

Und das Einzige, was Gottes würdig ist, ist die Liebe.

Offenbar weiß Gott: Wenn Er mich küsst, werde ich Ihn lieben.

Wie Dornröschen.

Wir wissen, dass es wahr ist, sonst würde uns die Geschichte nicht so ansprechen. Dornröschen wird vom Prinz geküsst, während sie noch todesgleich schläft. Nur die Liebe weiß um die Liebe im anderen, nur sie erkennt sie, bevor sie erkennbar ist.

Gott hat mich gemacht, und zwar aus der Substanz Liebe.

Und wenn ich hundert dreckige Kleider anziehe und mich mit der giftigen Selbstliebe besaufe – Er weiß es besser.

Die Liebe braucht eine Person

Nicht eine Ethik.

Ethik kann ein Vermächtnis sein. Aber sie gibt keine Kraft von woanders her. Denn nur Hingabe an eine Person beinhaltet einen Überfluss an Kraft.

Israel konnte dem Gesetz nicht so gehorchen, wie es Gottes würdig wäre. Dazu braucht der Mensch eine Person.

Jesus Christus ist diese Person. Darum liebe ich Ihn, als Person. Seine Ordnungen zeigen mir Sein Wesen. Ich diene den Ordnungen um Seinetwillen. Und weil ich schon als der leben will, den Er erst in mir weckt – einen Menschensohn wie Er ist.

Wer an Ihn glaubt

Ich glaube, es tut mir gut, am Ende des Duschens noch einmal kurz kalt zu duschen.

Was nützt es mir, das zu glauben, wenn ich es nicht tue?

Wenn ich es tue, ist es eine Erfahrung (wie heute Morgen). Nun brauche ich beim nächsten Mal weniger Glauben, denn ich habe Erfahrung.

Wenn ich sage ich Glaube jemandem, und lasse mir aber von der Person nichts sagen, was nicht sowieso meine Erfahrung ist, dann bleibt es leer und nutzlos. Ja, es beleidigt den, der es mir gesagt hat.

Ihm zu gehorchen in dem, was ich noch nicht erkannt habe, verstanden habe, erfahren habe – das ist das, was Gott an mir liebt.

Das ist das, was Er glaubt in mir zu wecken, wenn Er so viel mehr tut als durch die Dornen hindurchzudringen wie in dem Märchen.

Gebe ich Ihm recht, dass es in mir Liebe gibt?

Wenn ich sage: Ich glaube, ich kann auf diese oder jenen Selbstbehauptung nicht verzichten. Dann schaut Er mich an und sagt: Aber ich glaube das.

Will ich Ihn zum Toren machen, der einen Hund liebt, der nur mit dem Schwanz wedelt, weil Er ihn füttert?

Ich kenne Ihn. Es genügt ein kleiner Blick weg von mir, hin zu Seinem Blick auf den Anderen. Er fragt: Willst du das für Mich an jenem tun? Sogleich weckt Er in mir das, was Er schon in mich gelegt hat.

Die schlafende Liebe.

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