Fr 09.06.2023
Mk 12:35-37 Jesus spricht über die Schriftgelehrten anhand des Propheten David.
Was willst Du mit diesem Text sagen?
Die Schriftgelehrten heute sind zumeist die Wissenschaftler oder die Theologen.
Will Jesus, dass sich jeder seine eigene Theologie macht?
Sicher nicht.
Gerade im Vers davor lobt Jesus einen von ihnen.
Ich habe meine Andacht mit „Warten auf Antwort“ überschrieben, weil es zumeist so ist, dass ich am Anfang (am Abend zuvor) wie vor einem leeren Blatt sitze. Nichts ist da, nichts, was nicht entweder alt ist, oder kein lebendiges Reden Gottes.
Und im Warten und Ausharren höre ich. Altes oder Neues – aber immer aktuelles.
Hier ein paar Dinge:
Von wem ich lerne, hängt weniger von seinem Wissensstatus ab, als davon, ob er in seinem Leben bewährt ist. Zeugt sein Leben von seinen Worten?
Ist es „Wissenschaft“ oder ist es ein vorbildliches Leben, wie es sich z. B. bei Dietrich Bonhoeffer zeigt.
Die Eitelkeit der Schriftgelehrten schwächt die Autorität ihrer Lehre. David dagegen ist Autorität, ja er ist ein Prophet.
Von wem lerne ich selbst?
Seit vielen Jahren mehr von Heiligen als von jemand anderem. Besonders nicht von Theologen.
Offizielle Heilige, wie Theresa von Avila, Katarina von Siena und inoffizielle Heilige wie (früher) Bonhoeffer, Martin Buber, Romano Guardini und andere. Das Zeugnis von Chiara Corbella hat mir mehr Gewicht als das von Professoren.
Bewährte Menschen.
Dann:
In allem frage ich Jesus Christus. Alle was ich lese oder höre, lege ich Ihm vor. Und ich höre Ihn gern (V 37). Seine Antworten sind Worte des Friedens. Frieden in meinem Herzen, Frieden, ja köstliche Nähe zu Ihm. Seine Worte erleuchten die Worte der Schrift, der Propheten, der Heiligen.
Weiter:
Ich sprach mit einem Freund über Wahrnehmung. Wie nehme ich wahr, was wahr ist?
Wenn jemand als Zeuge, z. B. bei einem Unfall seine Wahrnehmung beschreibt, ist sie oft sehr fehlerhaft, verblüffend widersprüchlich z. B. zu anderen Zeugenaussagen.
Wenn ich aber Auto fahre und nehme wahr, dass eine Kurve vor mir ist, funktioniert meine Wahrnehmung ausgezeichnet.
Es geht sehr darum, ob das Ergebnis meiner Wahrnehmung einen wesentlichen Einfluss auf mein Leben hat.
Und es geht darum, dass ich das Ergebnis meiner Wahrnehmung wiederum an die Wirklichkeit anpasse. Also im Beispiel beim Lenken die Auswirkung auf die Anpassung des Autos an die Kurve erlebe und berücksichtige.
Jesus spekuliert nicht über die Aussagen von David. Der Inhalt der Aussage ist für die Schriftgelehrten nicht sehr wichtig – aber für Jesus.
Denn David spricht von Ihm. Er ist der Herr, von dem David spricht. Und eine Konsequenz ist, dass Er Gott ist. Und dass Ihm alles vom Vater gegeben wird. David spricht von Ihm – Sein Weg ist genau in der Spur, in der Entfaltung von Gottes Plan.
Die Wirklichkeit, eng verbunden mit der Wirksamkeit, ist Prüfstein.
Wenn ich meine Wahrnehmung nicht an der Wirklichkeit prüfe, entwickelt sie sich immer weiter weg von dem, was gut ist. Wie sehr erlebe ich das heute.
Zuletzt:
Sicherheit. Auch die herausragende Kenntnis der Bibel schütz mich nicht vor falschen Schlussfolgerungen. Es gibt keine Sicherheit in der Information allein!
Der Mensch ist nicht als autonomes Wesen konstruiert. Sondern als bezogenes Wesen. Immer unsicher in sich selbst, und auch im Anderen, denn der Andere ist immer frei. Nur der Glaube und die Liebe bieten Heimat.
Ohne den, der in Seiner Freiheit dennoch zuverlässig für mich ist – Christus – finde ich keine Sicherheit. Weder durch Wissenschaft noch durch Macht, noch durch Erfahrung.
Ich kann mir die Antwort nicht nehmen. Ich kann sie nur annehmen. Von woanders her. Mir bleibt, es wirklich wissen zu wollen, weil ich darauf mein Handeln aufbauen werde. Und zu warten.
So warte ich auf Antwort – von Dir.