Ein reines Herz

Mo 12.06.2023

Mt 5:1-12, die Seligpreisungen.

Wenn mein Herz rein ist, schaue ich Gott – und wenn ich Gott schaue, reinigt Gott mein Herz.

Denn auch Er will mich schauen, sich von mir schauen lassen.

Reiche ich Ihm die Hand nimmt Er sie.

Herrlich.

Die Formel „Nichts als“ gilt an vielen Stellen nicht – hier vielleicht darf ich es sagen. Reinheit heißt ja „nichts als“.

Reinigung geschieht nicht durch Ergreifen, sondern durch Loslassen.

Wahrheit

Gott ist besonders die reine Wahrheit.

Darum gilt es, alle Unwahrheit loszulassen.

Und die entscheidende Unwahrheit ist, dass ich an irgendeiner Stelle für mich besser sorge als Gott es tut.

So etwa wie: „Dieses kleine Täfelchen Schokolade muss ich in meinem Gewand verbergen, bevor die gleißende Heiligkeit Gottes mich in ihrem brennenden Licht gänzlich überfordert. Dieses Kleine dort, wie schon Lot zu dem Engel sagte, der ihn aus der Stadt Soden führte.

Es geht nicht darum, zu sterben, sondern zu überlassen.

Ich lege die Zügel in Gottes Hand – und werde nun erst der, der ich immer schon sein sollte – Gottes Sohn.

Ein reines Herz ist ein Herz, das die Annahme Gottes annimmt. Das vor dem Vater auf die Knie fällt und bekennt: “Ich bin nicht mehr wert Dein Sohn zu sein“ (Lk 15:21). Und dann empfängt und annimmt, was sein Vater ihm dennoch (oder gerade deshalb) gibt – anders als der zweite Sohn.

Wie wird mein Herz rein?

Etwas zu empfangen, indem ich etwas lasse, scheint paradox. Ja, mein Herz wird nicht durch mich rein – aber auch nicht ohne mich.

Die Beichte ist ein Ort des Loslassens. Die Ohrenbeichte, wie die Kirche sie immer empfohlen hat.

Und auch das Ringen um Wahrhaftigkeit in der stillen Zeit.

Es ist der Ort, an dem ich Gott als den kennenlerne, dem ich mehr vertrauen kann als mir selbst.

Dieses Loslassen kostet immer etwas, ja letztlich alles.

Gerade wenn es um Dinge geht, die an sich gut und heilsam sind – auch und gerade diese will ich empfangen (annehmen) und mir nicht selbst nehmen.

Im sechsten Kapitel des Evangeliums nach Johannes sagt Jesus eine so tiefe Wahrheit, dass Er fast alle Seine Jünger verliert.

Niemand versteht Ihn. Selbst die 12 Jünger nicht (sie akzeptieren nur ihre Alternativlosigkeit).

Jesus kam zu diesen Menschen, Er liebt diese Menschen, der Vater wird sie zum Schemel seiner Füße machen.

Jetzt aber verliert Er sie – durch Wahrheit.

Das Herz wird unrein, wenn es etwas für sich selbst behält. Selbst das Allerbeste. Es muss der Selbstsorge sterben, damit dieses Beste aus der Liebe empfangen werden kann.

Die Blickrichtung

Wie kann ich lernen, nicht zu sorgen, wenn ich nicht in Selbstreflexion wieder doch an mich denke?

Das Geheimnis ist die Fähigkeit der Unterscheidung von „Ich“ und „Selbst“. Das Ich kann in „selbstloser“ Neutralität auf das Selbst schauen. Das Ich weiß von der Selbsverkrümmung des „Selbst“, es kennt die Alternative.

Das Ich kann es sich nun bequem machen und das Leben dem Selbst überlassen. Oder es macht sich gerade und bekennt, dass es vom Geist des Vaters stammt.

Mir scheint, dieses Ich ist auch wie ein Muskel. Indem es sich als Sohn verhält, erkennt und empfängt es mehr und mehr den Vater.

Die Reinheit des Herzens ist identisch mit dem Gehorsam gegenüber dem Vater. Im Gehorsam reinigt sich mein Herz. Weil es der Wahrheit zustimmt. Der Wahrheit, dass Gott unbedingt und vollständig gut ist, und ich als Sohn besser dran bin als als „Selbst“.

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