Mit meinem Bruder im Himmel

Do 15.06.2023

Mt 5:20-26 Wer mit seinem Bruder zürnt … versöhne sich, oder …

Jesus nennt verschiedene Haltungen, die scheinbar weit weniger sind, als „töten“.

Das zürnen, leicht zu verstehen.

„Racha“ ‭ ‭קיֵר‭ reyq ‭leer‭, vergeblich, Hohlkopf, Nichtsnutz.

Morós μωρός‭ ‭töricht‭, ungöttlich, Narr.

Und Du sagst nicht, dass immer beide beteiligt sind. Du redest nicht von der Schuld des anderen an mir. Du mahnst nicht meinen Bruder.

Ist das fair?

Offenbar geht es nicht um Fairness.

Ich höre noch mehr:

Wie sieht die Beziehung zu meinem Bruder im Lichte Gottes aus?

  • Mache ich ihn in meinem Herzen klein?
  • Gebe ich ihn auf?
  • Bin ich bitter, bin ich gleichgültig?
  • Was gilt er für mich, inwiefern will ich, dass er da ist, in meiner Nähe, wichtig für meine Leben?

In der Summe: Ist seine Position bei mir so, wie meine Position bei Gott ist?

Mit anderen Worten: Bin ich ihm Gott, was die Liebe angeht?

Alle, was ich weiß, dass Gott mir gegenüber will, all das Gute, das Wichtige, ja das Sehnsuchtsvolle. Will ich das für ihn?

Wenn nicht – dann verleugne ich meine wesenhafte Ähnlichkeit mit Gott.

Denn es ist nicht so, dass ich es nicht kann. Es ist so, dass ich mich mehr liebe als meinen Bruder.

Meine Selbstgerechtigkeit, meine Ruhe, mein um mich selbst Kümmern, meine Kraft.

Und will nicht glauben, dass ich mich um all das garnicht kümmern brauche. Wenn mein Herz bei mir ist, dann habe ich keine Kraft, keine Ruhe, spüre Ungerechtigkeit mir gegenüber, Sorge und kümmere mich um mich.

Ins Gefängnis zu kommen (Vers 25) ist dann eine Gnade. Angemessen wäre garnicht ins Reich Gottes zu gelangen – denn ich bin dort nicht zu Hause.

Der Weg dorthin

Im Vers 25 steht ein Merkmal des Weges aus diesem tiefen Tal. Es ist das Wort Wohlgesonnen sein. eu-noéo aus eû wohl und noéo denken.

Es ist nichts Großes. Keine unlösbare Aufgabe. Kein Riesenwerk.

Einfach das, was Gott auch mir gegenüber tut:

„Ich habe Gedanken des Friedens über dich“ (Jer 29:11).

Eine andere Perspektive

Alles, was Gott schafft, ist gut.

Auch mein Bruder. So stimme ich Gottes Gedanken zu und sage nicht zu Ihm: „Dein Geschöpf ist nicht gut“.

Ich sehe, dass ich nicht recht sehe, wenn ich meinem Bruder zürne.

Dass ich, im Besitzes des „Baumes der Erkenntnis“, doch blind bin in meiner Selbstliebe.

Im Himmel werde ich Verantwortung haben. Es ist kein Ort des „chillens“, kein Ort der ewigen Erholung, des Genusses oder des Nichts-tun.

Dort werde ich mehr Wirksamkeit haben als hier, mehr Verantwortung.

Wie soll Gott mich dorthin einladen, wenn Er sich nicht darauf verlassen kann, dass ich in Seinem Sinne handle? Im Sinne Seines Gut-Seins und jedem Menschen gut-tun?

Es ist nicht eine dunkle Strenge Gottes. Kein himmlischer Perfektionismus.

Sondern das Wesen des Himmels, zu dem Er uns geschaffen hat und nun beruft. Indem ich mich von Ihm lieben lasse, brauche ich kein bisschen Selbstliebe mehr. Ich KANN meinen Bruder lieben, mit all den Ressourcen, die ich bisher für mich reserviert hatte.

Ich bin mit meinem Bruder im Himmel – oder es ist nicht der Himmel!

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