Ewiges Leben

Sa 17.06.2023 Gedenktag des Herzens Marias

Lk 2:41-51 der zwölfjährige Jesus im Tempel

Selbstwerdung

Mir ist nicht bekannt, ob es wie die Bar Mizwa schon zu Jesu Zeiten gab. Ich lese davon, dass es erst im 13 ten Jahrhundert benannt ist.

So etwas wie Religionsmündigkeit wird es aber auch damals gegeben haben.

Ich deute es so: Jesus erlebt eine „drei Tage Pubertät“. Pubertät als positives Ereignis. Ein Vorgang der Selbstwerdung.

Bis dahin war Josef Sein Vater, Er war Kind der Eltern. Nun wird Er Er selbst. Und das heißt bei Ihm: Sohn des Vaters im Himmel.

Auch Maria erlebt dieses Selbstwerden des Sohnes. Jesu antwortet auf ihr „Dein Vater und ich“ mit „Wisset‭‭ ihr nicht‭, daß‭ ich‭ sein‭‭ muss‭‭ in dem‭, das meines‭ Vaters‭ ist?‭“. Also mit dem Vater, der nicht der Mann Seiner Mutter ist.

Vorschattung

Auch der Begriff Typologie scheint mir geeignet.

Jesus ist drei Tage weg. Genau wie die Zeit, in der Er weg von der Erde ist. Dort, wo auch das Haus seines Vaters ist. Aus Sicht der Menschen ist Er tot, also ganz und gar weg. Und die Ihn lieben, sind verängstigt.

Maria, hast Du Dich erinnert? Du kanntest dieses Gefühl, dass Dein Sohn weg ist.

Und Du hast es in Deinem Herzen bewahrt (V51).

Ewiges Leben

Ich möchte hier „Ewiges Leben“ nicht als endloses Leben betrachten, sondern als zeitloses Leben. Und ich sage: Wir haben es in dieser Welt, oder wir haben es nie.

Zeitloses Leben ist leben über das Erleben des Selbst hinaus. Ich schrieb, dass das Ich eine Distanz zum Selbst haben kann. Das Ich weiß von dem Selbst in verschiedenen Phasen des Lebens.

Ich weiß, dass ich der Junge war, den ich auf dem Foto sehe, das an meinem dritten Geburtstag aufgenommen wurde.

Und „ich“ erinnere sich auch an den Staub unter meinen Füßen, die Wärme des Sandes, als ich zu meinem Freund Wolfgang ging. Es war an einem meiner Geburtstage (vielleicht der siebte) und ich hatte sonst keinen Besuch bekommen.

Das Ich kann zeitlos sein, wenn es auch zumeist am Erleben des Selbst klebt.

Die drei Tage, in denen Jesus „in dem sein muss, was Seines Vaters ist“ sind in dem Augenblick für das Selbst von Maria nicht verständlich – sondern schmerzhaft.

Dass Sie es aber in ihrem Herzen bewahrt hat, ist etwas ohne Zeit.

Und in dem Gemälde des Lebens hat es einen bedeutenden Platz. Auch wenn es an dem Ort des Platzes nicht zu verstehen ist.

Je mehr ich lerne in allem die Vorsehung zu vermuten, zu erwarten (außer der Sünde), desto mehr führe ich ein „ewiges Leben“.

Kann Gott mir Dinge zumuten, die mein Selbst spontan nicht versteht und nicht mag?

Kleines Beispiel

Einen Baum zu pflanzen bedeutet zuerst ein hässliches Loch in den Boden zu graben. Und das schon vorhandene dabei zu zerstören. Aber mein Ich weiß, dass es nötig ist, im Panorama der Zeit. (Haben wir gestern gemacht).

Das offenbart, dass ich es kann.

Nun auch in dem, das ich nicht gleich verstehe und von mir aus will.

Es gibt einen großen Trend zum „Jetzt“. Auch in der Lebenshilfe und dem Christentum. Und es ist viel Gutes daran.

Aber das wahre Jetzt Gottes beinhaltet alle Zeit, nicht nur die chronologische Gegenwart.

Ein Jetzt, das nur die Gegenwart meint, verleugnet die Wirklichkeit von Gewesenem und Zukünftigem. Es ist ein Provisorium.

Wenn ich eine Blüte anschaue, ist sie jetzt schön. Wenn ich wirklich nicht wissen würde, dass sie nicht war und in Kürze nicht sein wird, wäre sie in Wahrheit um einiges ärmer. Gerade die Vergänglichkeit gibt der Schönheit diese besondere bittersüße Note.

Das Eigentliche ist geborgen in Dir – und ohne Dich ist das Gegenwärtige nichts als Vergängliches. Jede Schönheit verweist so auf Dich und bekommt daher ihren Glanz.

Praxis

Weil der Text schon lang ist, ganz kurz:

Annahme dessen, was Du schickst (das „Schick-sal“). Aber in dem Tun dessen, was mir zu tun gegeben ist, ganz präsent und hoffnungsvoll sein.

Was ist mein Auftrag in dem von Dir Geschicktem?

Das ist keine Auslieferung, sondern eine Annahme. Eine Annahme zum Vollzug.

Beispiel: ein behindertes Kind. Es gilt, dies vollständig anzunehmen und zugleich darin zu tun, was möglich ist.

Ewiges Leben kennt keinen Hader.

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