Im Licht erst sehe ich das Licht

So 18.06.2023

Mt 9:36 – 10:8 Aussendung der 12 Jünger

Auf einem Geburtstag gestern gab es ein Fragespiel zum Kennenlernen. Es waren auch substanzielle Fragen dabei. Es zeigte sich auch auf dieser Ebene, dass die Menschen die Welt lieben – nichts weiter.

“‭36‭ ‭Und da‭ Er das Volk‭ sah‭‭, jammerte‭‭ Ihn‭ desselben‭; denn‭ sie waren verschmachtet‭‭‭‭ und‭ zerstreut‭‭ wie‭ die Schafe‭, die keinen‭ Hirten‭ haben‭‭.‭”

Was sah Jesus da?

Das Wort, das dort steht, heißt οἶδα‭ oîda ‭wissen, erkennen.

Jesus sieht tiefer, tiefer als ich.

Nicht, weil Er Gott ist, sondern weil Er liebt.

Dieses Sehen Jesu hat der Vater auch in mich gelegt – wenn ich es will.

Aber ich weiß in meinem Herzen, was passieren würde, wenn ich das zulasse:

Es würde mein innerstes Umdrehen. Ich würde in mir spüren und erleben, wie es wirklich mit den Menschen steht. Ich würde ihr verschmachten und ihre verlorene Zerstreuung in meinem Magen, in meinen Eingeweiden spüren.

Es wäre das Ende meiner Komfortzone und Bequemlichkeit. Und diese ist umhüllt von der Angstzone (siehe Fußnote).

Der Text ist eingerahmt von großartigen Heilungen und Reinigungen. Zuerst von Jesus selbst (Kap 9, Vers 35), und dann von den 12 Jüngern (Kap 10, Vers 8).

Ich denke, ach, wenn das möglich wäre, wäre ich gern dabei.

Aber ich bezahle den Preis nicht.

Der Preis ist das „sehen“. Das existenziell an mich heranlassen. Das mich verbindlich berufen lassen.

Und dieses Ganze ist eingehüllt in Leid. Das Leid ist nicht der Sinn, sondern die Verpackung. Und das Leid fragt mich: Was fürchtest du mehr: Deine Sicherheit und Bequemlichkeit zu verlieren? Oder deine Berufung zu verlieren.

Jesus benennt die Jünger mit Namen. Zwölf Jünger zunächst. Er fragt sie nicht, sie haben den Rubikon überschritten, den Ort ohne Rückkehr.

Welche Wahl ist es?

Es ist die Wahl zwischen einem Provisorium einerseits und einem Leben in Gemeinschaft mit dem Schöpfer und Liebhaber der Welt andererseits.

Aber die Wahl kostet das Leben – das je eigene Leben.

Und die Frage ist weniger, was für mich besser ist. Darauf wird es oft reduziert.

Die Frage ist, was ich Gott Gutes tun kann.

Das kann ich nämlich.

Indem ich meine Zeit in dem Provisorium Ihm schenke. Denn das Provisorium läuft in jedem Fall ab. Und es ist das Einzige, was ich als Ich habe. Mein Festhalten am Vorläufigen.

Denn das ehrt Ihn, den Schöpfer und Schenker allen Lebens und aller Freiheit. Lobpreis Gottes ist Lobpreis durch Annahme der Liebe Gottes. Dies geschieht durch Darbringung des Willens.

Wenn ich mein Erkennen des Menschen mit dem Erkennen Jesu vergleiche, sehe ich, dass ich etwas in mir immer noch zurückhalte. Darum bitte ich den Herren der Ernte darum, dass er mich von mir befreit und zum Arbeiter macht.

Von innen an

Zunächst handelt Jesus selbst. Aber die Liebe gebietet Ihm Seine Jünger zu senden. Sie sollen so werden wie Er.

Und sie sollen zunächst nur am Hause Gottes wirken (später ist es anders).

So will ich meine Augen und mein Herz auf die Christen richten, in ihrer brennenden Not, in ihrem Verschmachten und Zerstreut werden.

Ich bitte um soviel Licht, Vater, dass ich die Dunkelheit in ihrer Schrecklichkeit erkenne, in ihrem Kontrast zum wahren Licht.

Fußnote:

Die Komfortzone wird von drei Hüllen umgeben:

(Komfortzone) → Angstzone → Lernzone → Wachstums- oder Reifezone.

Es ist ein Modell zur Beschreibung der persönlichen Entwicklung und Veränderung.

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