Nicht tun, sondern sein

Di 20.06.2023 Børkop

Mt 5:43-48 Den Feind lieben.

Mir scheint es nicht einfach, zu klären, wer mein Feind ist.

Es gibt vielleicht den, der mich an einer Stelle bekämpft. Ihm geht es dabei eigentlich um sich. Warum sollte ich ihn nicht lieben können, in seiner Not?

Dann gibt es den, von dem ich meine, er schadet dem Guten. Z. B. ein Pastor, der die Schafe von Dir wegführt.

Dort gilt es zwischen dem Werk und der Person zu unterscheiden.

Weiterhin gibt es den, der mir unbewusst meinen Mangel vor Augen hält. Dort ist meine Abneigung eigentlich ein Kleinglaube. Es gilt, die die Liebe des Vaters anzunehmen und frei von der Sorge um fehlende Anerkennung zu werden.

Der Feind, der strukturell mein Feind ist, weil er meinen Raum will oder braucht, um sein Leben zu führen, ist nicht der Feind meines Herzens.

Oder der, dessen Ehre davon bestimmt wird, wie sie relativ zu meiner ist. Der meine Erniedrigung zu seinem Leben braucht.

Dort schient ein „er oder ich“ zu sein.

Ich unterscheide also das Thema seelische Gesundheit von dem Thema Natur. Der eine Fall lässt sich innerweltlich lösen, der andere nicht. Es ist wichtig, denn viele kämpfen den falschen Kampf.

Jemand, der existieren will, dem kann nicht durch Ethik oder Psychologie, durch Aufklärung oder Erziehung geholfen werden. Er ist gesund – und dennoch mein Feind, vielleicht mein Todfeind.

Ich kämpfe auch einen falschen Kampf, wenn ich versuche innerweltlich das zu erreichen, was hier nicht wahr ist. Es gibt in der Welt diese Vollkommenheit des Vaters nicht.

Deshalb ist Jesu Rede auch nicht eine Aufforderung zum Perfektionismus. Wenn ich sie so verstehe, kann ich mich zu recht herausreden.

Es ist kein ethischer Apel.

Hier endet jede Auslegung, jede menschliche (und künstliche) Intelligenz.

Zwei Welten

Ich lebe in der Welt. Wenn ich versuche, das Gebot Gottes zu erfüllen, werde ich niemals vollkommen sein. Hier gilt, dass der Versuch vielleicht das Ziel ist. Manche sagen, der Weg sei das Ziel. Das sage ich nicht.

Es ist das ausgetauschte Leben.

Das Ablegen der Staatsbürgerschaft im Wissen um meine eigentliche Heimat.

Es ist der Vollzug meines Wesens von woanders her. Nicht das Wirken als Werk, sondern als Vollzug meiner eigentlichen Heimat.

Ich bin da so – und „erarbeite“ es mir nicht.

Dieses Wesen habe ich, oder habe es nicht. Ich kann es nicht konstruieren, denn dieses Ich, das da etwas will, ist von seinem Werk immer auch getrennt. Hier bin ich – dort ist mein gutes Werk.

Und nun?

Entweder Gott ist, oder Er ist nicht. Entweder ich bin vom Wesen her „eigentlich“ aus Gott, oder nicht. Habe ich Gott nicht als Vater, wie soll ich mich selbst zu einem Sohn machen?

Ich glaube, Gott ist mein Vater. Dann ist es selbstverständlich, dass ich so vollkommen wie mein Vater bin (Vers 48).

Es geht nur noch um eines:

Nicht mehr dagegen anzukämpfen.

Mehr nicht. So einfach.

Und darum ist es auch Sünde. Die Sünde ist nämlich nicht ein „nicht können“, sondern ein Rebellieren. Ich will nicht, ich will ich selbst sein. Nicht „nur“ Sohn.

Jede Lieblosigkeit ist nicht passive Schwäche, sondern aktive Selbstliebe, Selbstsucht und somit Rebellion. Sie sagt zu Gott: Dir traue ich nicht, ich traue nur mir selbst.

Sie schlägt dem Vater ins Antlitz, der sich entblößt hat, mir Seine Liebe, die Liebe des Vater-seins in Jesus zu offenbaren.

Gott sagt: Ich bin dir Vater und verhalte mich als Vater. Ich aber leugne meine Sohnschaft und sage: Ich bin mir selbst „Vater“ genug.

Vielleicht baue ich ein wenig himmlische Ethik in mein Leben ein. Aber es bleibt mein Leben. Ich beurteile. Und nenne es „Weg“. Gern „Weg“, solange niemand von mir will, dass ich je ans Ziel kommen muss. So wird der Weg zum Ziel – und damit zum Götzen.

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