Vergebung

D0 22.06.2023 Børkop, kalt auf der Terrasse

Mt 6,7-15 Vaterunser mit Vergebung

Immer wieder stolpere ich über dieses Thema.

“15 ‭Wo‭‭ ihr aber‭ den Menschen‭ ihre‭ Fehler‭ nicht‭ vergebet‭‭, so wird euch euer‭ Vater‭ eure‭ Fehler‭ auch nicht‭ vergeben‭‭.‭”

Es ist eben nicht alles Gnade.

Ist denn Gott jemand, der sagt. Wie du ihm, so ich dir? Eine Art Ausgleich, ja fast ein Geschäft?

Eindrücke:

Das Reich Gottes hat die oft benannten Merkmale. Es ist wesenhaft Beziehung zwischen freien Personen.

Vergebung ist der vielleicht deutlichste Ausdruck von Freiheit. Freiheit hat nicht den natürlichen Ausgleich im Sinn. Es ist nicht das, was man erwarten kann. Es ist nicht Gerechtigkeit.

Sondern es ist ein freier Akt der Stiftung von Beziehung – und damit Reich Gottes.

Wenn ich bete „Dein Reich komme“, ist es genau das: Ich bin der, der das Reich Gottes kommend macht. Indem ich dem Vater den Raum gebe zur Vergebung und damit zur Beziehung. Das tue ich, indem ich Ihm recht gebe, dass freie Vergebung gut ist. Indem ich dem Reich Gottes zustimme.

Gott kann nicht „nicht gut“ sein. Er kann nicht einem Mangel zustimmen. Ich kann nicht im Reich Gottes sein, wenn ich nicht wesenhaft ein frei Vergebender bin.

Ob ich ein Kind habe, hängt von der Gnade Gottes ab – und von dem Vollzug der Ehe. Gott ist nicht „ohne mich“ gnädig und gebend.

Vergebung und Liebe

Vergebung mündet nicht in Neutralität (oder kommt aus Neutralität). Sie mündet in Liebe. Denn die Liebe vergibt, nichts anderes. Vergeben heißt eben nicht „Schwamm drüber“.

Vergebung muss immer den Charakter der Vergebung Gottes haben. Gott vergibt mir, weil Er mich liebt und weil Er diese Liebe leben will. Nicht in einem Akt der Erledigung. Sondern in einem immer neuen Akt der Liebesaufnahme.

Ich vergebe also, um zu lieben. Weil ich will, dass du, mein Spötter, mit mir im Himmel bist.

Der Versuch, zu vergeben, damit es mir nichts mehr ausmacht, ist eine partielle Nichtung.

Ich erkläre die Sünde, die du mir getan hast, für unwichtig. Damit erkläre ich mich partiell (an dieser Stelle) für unwichtig.

Das ist der Grund, warum so viel Vergebung nicht wahr ist, nicht wirksam ist. Sie ist oft nur aus Pflicht oder Selbstschutz dahingesagt.

Ich vergebe dann aus Selbstliebe und zerstöre mich dabei selbst. Mache mich an einer Stelle meiner Seele taub und gefühllos.

Schuld an mir ist immer Einschränkung meines Seins. Z. B. eine Kränkung, eine Erniedrigung, ein Missbrauch.

Mein Selbst erhalte ich nun nicht wieder, indem ich das alles vergesse oder für unwichtig erkläre.

Sondern indem ich mein Selbst vollziehe, dieses soeben gekränkte und bestrittene Selbst. Das Selbst, das nicht anerkannt wurde und nicht gewürdigt wurde.

Das Reich Gotte kommt, indem ich es tue (vollziehe). Indem ich glaube, dass es gut ist. Indem ich der Liebe glaube – nicht weniger.

Allein die Liebe heilt. Nicht das Abschneiden von Leben durch Verdrängen oder Vernarben, durch Betäuben oder für Vergeben erklären.

Ich kann lieben – es ist leichter als nur zu vergeben!

Im Lieben werden wir ganz, du und ich.

An anderer Stelle habe ich geschrieben, dass der Akt für den Anderen eine eigene Kraftquelle hat. Vergebe ich, um meine Ruhe zu haben, bleibt ein Mangel in mir und in dem anderen. Allein das Handeln für den Bruder heilt, weil es eine eigene Quelle hat – das Reich Gottes.

Vergebung ist untrennbar mit dem Vaterunser verbunden. Das Vaterunser ist eine andere Sicht auf Vergebung. Jedes Wort sagt dasselbe.

Z. B. das Wort „Vater“, wie ich in einer Andacht betrachtet habe.

Ich vergebe, um zu lieben – und damit verherrliche ich Gott als Vater. Gott ist Liebe.

2 Kommentare zu „Vergebung

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