Wüstenblume

Sa 24.06.2023 Holm-Seppensen, Hochfest der Geburt des Hl. Johannes

Lk 1:57-66 und 80

Die Kirche feiert die Geburt des Johannes sechs Monate vor der Geburt Jesu, wie es sich aus dem Lukasevangelium ergibt.

Zur alten Sonnenwende. Die Sonne beginnt abzunehmen. Johannes ist der große Zeuge des Abnehmens. Des Schwindens. Der Zeuge der Wüste.

Elisabeth war im Blick auf ihre Fruchtbarkeit so etwas wie eine Wüste. Es schien nichts in ihr fruchten zu wollen.

Ein Leben des Wartens und Hoffens. Dann ein Leben der Ernüchterung und Enttäuschung – bei Zacharias wohl auch gemischt mit etwas Bitterkeit.

Er war Priester im Tempel und Gott hatte sein Haus nicht mit einem Nachkommen gesegnet.

Für unserer Generation ist all das schwer spürbar. Wir achten Familie, die über die Kleinfamilie geht, nicht besonders. Wir erwarten nicht, dass Namen eine Bedeutung haben. Wir sehnen uns als Volk nicht nach der Gnade Gottes.

Gott aber pocht darauf, dass Er gnädig ist. Denn Johannes bedeutet: „Gott ist gnädig“.

Wir glauben heute an Fortschritt und Entwicklung. Wir vertrauen auf die Kraft der Natur. Vielleicht auch auf Ethik und Vernunft. Vielleicht wird die Technik es richten. Verbesserungen müssen durchgesetzt werden. „Erwachen“ zur Selbstliebe ist verordnete Religion (wokenes).

Menschen, die die lebendige Tradition der Kirche lieben, wie Zacharias die Tradition Israels liebte, schauen auf die Wüste vor ihnen – zumindest in Deutschland.

Wir sind eine Generation der Ungeduld. Des Erfolges. Der Forderungen und dem Ruf nach Gerechtigkeit.

Gott aber ist den Wartenden gnädig. Denen, die Ihn ersehnen und so zum Spott werden. Gott ist der Gott der Gnade – nicht des Erfolges.

Mein Eindruck ist, dass die Kirche im Großen und Ganzen untergehen wird. Es gibt Indizien dafür, die ich hier nicht ausführen möchte.

Viele werden dies nicht für möglich halten, und Dinge „Kirche“ nennen, die mit Herrschaft Gottes, mit Reich Gottes, wenig zu tun haben.

(Kirche hier immer als ganzer Leib Christi gemeint.)

Es wird immer Zeugen geben, vielleicht die „Zwei Zeugen“ aus der Offenbarung (Offenbarung 11:3). Und der Leib Christi in der von Gott verwahrten Form bleibt selbstverständlich unversehrt. Aber die gegenwärtige Kirche ist schon jetzt eine Wüste und wird ganz Wüste werden.

Nicht durch positive Entwicklung, sondern durch Gehorsam und Geduld wird Gott in allem Seine Gnade erweisen. Es ist weiter gut, den Dienst treu zu verrichten, wie Zacharias es tat. Und in diesem Dienst nicht die Hoffnung zu verlieren, wie er es vor dem Engel offenbarte.

Die Offenbarung scheint zu schwinden, Zacharias verliert das Wort, er kann nicht mehr sprechen.

Gott aber wird eine Blume in der Wüste erwecken. Einen letzen Rufer. Dieser bereitet den Weg – in seiner Einsamkeit, mitten in der Wüsten.

Nicht auf Straßen und Plätzen des Erfolges – sondern mitten in die Wüste der Welt hinein.

Es klingt pessimistisch – ist es nicht. Ich mache meinen Glauben nicht von Erfolg abhängig. Enttäuschung tut weh, warten ist mühsam. Aber der Geist Gottes bestätigt Seine Wirksamkeit gerade im Dornbusch der Wüste (2. Mo 3).

Das Abnehmen der sichtbaren Kirche ist der Hintergrund, vor dem die Gnade Gottes, das „dennoch Gottes“ herrlich glänzt.

Es gilt, „das Kleine“, was dennoch auch in der Wüste jetzt schon blüht, gern anzuschauen. Es ist eine Verheißung.

Und es gilt, die Umkehr der Menschen brennend zu ersehnen und zu erbitten. Aber wie lange „die Sonne Satans“ (Buch von Georges Bernanos) noch alles vertrocknen und verbrennen wird, weiß ich nicht.

Mein Namenspatron Andreas hat Johannes in der Wüste gefunden. Und sich von ihm Jesus zeigen lassen. Ihm will ich nacheifern. Die Wüstenblume ist Wegzeiger zu Ihm.

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