Die enge Pforte

Di 27.06.2023

Mt 7:6 + 7:12-14 Die enge Pforte, der schmale Weg

Der Text heute lässt mir die Wahl zwischen dem Text von den Perlen, die nicht vor die Schweine geworfen werden sollen, und dem breiten Weg, auf dem viele ins Verderben gehen.

Beiden Texten möchte ich spontan ausweichen.

Verderben und Liebe

Wie verträgt sich die Liebe mit dem Verderben, ja dem Verderben der meisten? Weiß denn der Mensch auf dem breiten Weg von seinem Ziel? Wenn er die rechte, enge, kaum zum findende Pforte übersehen hat, wie soll er dann von diesem Weg wieder wegkommen?

Und der Pilger des schmalen Weges. Er sehnt sich nach dem Heil für die „breite Masse“, das ist ja gerade ein Merkmal des schmalen Weges. Aber wer hört den Ruf, wer will denn in den Himmel?

Einige wollen gern etwas aus dem Himmel – aber den Himmel, der sie ganz will, den wollen sie doch nicht.

Puzzleteil eins: Sehnsucht

Immer wenn ich im Dunklen tappe, lege ich erst einmal auf den Tisch, was ich sehe.

Hier ist es die Sehnsucht Jesu, die Er mit mir teilen will. Die freundliche Anteilgabe an Seinem Leiden der abgelehnten Liebe.

Und ich ahne schon, dass solch Schmerz nicht ohne Frucht bleibt.

Zwei: Frucht

Wenn ich jemanden in den Himmel lieben kann – wovon ich überzeugt bin – was macht er denn da, im Verhältnis zu jemandem, der den Weg selbst gegangen ist?

Was wird er vermissen?

Ich denke, es ist die eigene Frucht.

Genau wie jemand, der absichtlich und ohne Not ein Leben mit der Frucht von Kindern ablehnt, das Köstlichste ablehnt, was ich mir auf Erden vorstellen kann.

Vielleicht kann die Liebe eines anderen ihn retten – aber doch in eine merkwürdige Einsamkeit hinein. Nicht ganz allein – aber nicht in die Fülle dessen, was ihm eigentlich gegeben war.

Vielleicht wie Paulus im 1. Kor 3 schreibt: Gerettet, wie durch Feuer hindurch.

Ohne die Frucht seines Lebens.

Ich lebe im Himmel in differenzierter Form. Das Maß der Herrlichkeit ist nicht gleich. Die Gnade löscht die Bedeutung des je eigenen Lebens nicht aus.

Drei: Zweiter Tod

Mir scheint, verderben muss noch nicht den zweiten Tod bedeuten – also eine Nichtung (gibt es die?).

Wenn ich einst erkenne, was mein schuldhaftes Verhalten angerichtet hat, wird es brennen wie Feuer. Wenn die Gnade Jesu mich auch hindurchbringen wird – meine Verantwortung werde ich doch einmal erkennen und der Schaden am Anderen tut erst dann richtig weh, wenn ich das Maß der Liebe erkannt habe, dem ich widersprochen habe.

Der Liebende gönnt mit ganzem Herzen dem Geliebten das Beste. Und das Beste ist, dass der Geliebte selbst liebt. Aus Jesu Augen und aus den Augen derer auf dem schmalen Weg ist die geringe Liebe der Menschen auf dem breiten Weg ein Abgrund, ein Feuer, ein Schmerz.

Falls es eine Nichtung geben sollte, scheint mir diese aus der Perspektive der Ewigkeit nicht betrachtbar. Wird mir von Jesus hier ein Schmerz vorgestellt, so wird es nicht im Sinne einer Grabrede gemeint sein. Sondern der Rede eines Arztes.

Liebe, als wenn alles daran hinge

und glaube, dass Gott alles gut machen wird.

Es ist dieses Paradox der Zeit, dass ich aus einem späten Blick wissen könnte, es wird gut – aber nur, weil aus einem Blick in der Zeit gehandelt wurde, als wenn daran alles hinge. Die Erwartung des Heils für jedermann ist vielleicht gerade eine Ursache für das Elend der Gleichgültigkeit und Fruchtlosigkeit.

Es ist sinnvoll, nicht alles zu wissen. Das Leben ist kein Spiel, bei dem das Ergebnis schon vorher fest steht. Ich werde nach allem gefragt, was ich geben kann – und noch etwas mehr. Erst danach kommt Gott mit dem Geheimnis Seiner Gnade.

Nehme ich mir die Gnade vorab, verdirbt sie mir.

Der Übergang vom breiten Weg zum schmalen Weg ist nur heute gehbar – nicht morgen.

3 Kommentare zu „Die enge Pforte

  1. Ich stand kürzlich in der Halle der Namen in Yad waShem. 4 Millionen Akten. 4 Millionen Geschichten des Lebens aufbewahrt. Breite und schmale Wege. Wer weiss, wo jeder stand?
    Sie hatten alle ein Leben, Freud und vor allem Leid. Sie haben alle einen Namen und ihrer wird an diesem Ort gedacht.
    Es hat mich total berührt für einen Moment – war es ein Reden Gottes in mein Herz?
    Wenn wir die Würde des Menschen schon derart erkennen – wieviel mehr erkennt Gott jeden von uns?

    Jes 56,5 ihnen allen errichte ich in meinem Haus / und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, / der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, / der niemals ausgetilgt wird.

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