Würde

Do 29.06.2023 Hochfest Petrus und Paulus

Mt 16:13-19

Petrus sagt: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“

Jesus sagt: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen baue ich meine Kirche“.

Erstaunliche Parallelität. Petrus erkennt Jesus als Gott, Jesus erkennt Petrus als Seinen Leib, Seine Autorität.

Niemand kommt an Jesus als Gottes Sohn vorbei, genauso wenig wie irgendjemand an Petrus als Leib Christi vorbeikommt.

Auch hier ist die Sorge des Missbrauches bei vielen Menschen präsent. Ist nicht gerade die Kirche, die sich in der Tradition des Petrus und dieser Vollmacht sieht, besonders sündig?

Gestern schrieb ich: Jesus unterwirft sich Menschen. Macht sich abhängig von ihnen, trotz und in all ihren Fehlern.

Wer bin denn ich? Bin ich mehr als Er?

Und: Die Kirche ist keine Kirche der toten Propheten und Heiligen, wie Jesus klar sagt. Gott ist ein Gott der Lebenden. So auch der gesamten Kirche über die Zeit. Die Summe aller und der Individualität von jedem.

Theresa von Avila hat mir etwas zu sagen – heute.

Wenn ich Ludwig Ott’s Grundriss der Dogmatik aufschlage, werde ich überführt. Ich erkenne Heiligkeit und Wahrheit, die größer ist als meine. Kondensierte Kirche.

Vollmacht

Mir scheint, Vollmacht ist weniger ein quantitativer Begriff. Er meint nicht eine besondere Größe, also etwa: Macht → viel Macht → Vollmacht.

Sondern er meint Gültigkeit und ist ein Begriff der Würde.

In dem Maße, indem ich von Gott erkannt bin und in Ihm bin, bin ich als Bestandteil des Reiches Gottes an Seiner Gültigkeit des Redens beteiligt.

Erstaunlicherweise nicht einfach als Sprachrohr, sondern als Person. Ich behalte meinen Namen, wie Petrus seinen Namen behält. Er verschwindet nicht in seinem Dienst. Sondern er wird erst Petrus. Petrus ist nicht Paulus und nicht Johannes. Er ist nicht „nur“ Apostel, er ist der Apostel Petrus.

Ich unterwerfe mich also nicht zuerst einer Ordnung, sondern einer Person. So auch im Alltag. Was jetzt gültig ist, sagt mir eine Person – nicht eine Regel oder Ordnung.

Wenn auch die Ordnung damit nicht aufgehoben ist.

„Und“

Alles hängt am „und“. Petrus ist ohne die Offenbarung des Vaters nichts. Dennoch ist die Offenbarung des Vaters nur an Petrus gültig und wirksam.

Wir sind zugleich vollkommen abhängig und vollkommen verantwortlich. Ein Geheimnis, das mir menschlich zu groß ist. Ich gehorche ihm aber dennoch (diesem Geheimnis).

Ich kann von mir aus nichts tun – aber Gott reicht mir von sich aus allezeit die Hand und zeigt mir, was zu tun ist – was ich dann auch tun kann. Und tun soll, in heiliger Verantwortung.

Kein Moment in meinem Leben ist gültig ohne die Liebe. Sie ist immer gefordert und immer da, wie Gott in allem immer wirkt und da ist. Denn Er ist Liebe.

Ich bin nie ohne diese Verantwortung. Und ich bin immer befähigt und bevollmächtigt zu lieben. Denn ich bin in Ihm und Er in mir.

Klingt „zu philosophisch“ – ich meine es aber ganz konkret und real.

Konkret folgt daraus z. B., dass es keinen „neutralen Ort“ gibt. Es gibt für mich keinen Zuschauerplatz, an dem ich sagen kann: Solange ich nichts falsch mache, bin ich frei.

Ich stimme zu oder ich verweigere. Auch grundsätzlich. Nicht mit Ihm sein ist nicht neutral, denn Er schaut mich an und wirft mir den Ball zu. Fange ihn. Wenn ich wegschaue, ist die Wirklichkeit doch dieselbe – ich habe den Ball verpasst und Schaden ist entstanden.

Die Last des Petrus, der Kirche, von der ich Bestandteil bin, ist unerträglich. Solange ich irgendetwas davon allein trage.

Aber „mein Joch ist sanft, ich bin Menschensohn wie Du, sei du mit mir Gottessohn“.

Ein Kommentar zu „Würde

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