Unser Leid

Sa 01.07.2023

Mt 8:5-17 Heilungen und Gehorsam

In diesem Abschnitt steht die Geschichte mit dem Hauptmann von Kapernaum, der Heilung der Schwiegermutter des Petrus und der Heilung vieler am Abend.

Mein Satz für heute ist:
(‭17)‭ Auf daß‭ erfüllet‭‭ würde, was gesagt‭‭ ist durch‭ den Propheten‭ Jesaja‭, der da spricht‭‭: „Er‭ hat unsre‭ Schwachheiten‭ auf sich genommen‭‭, und‭ unsre Seuchen‭ hat er getragen‭‭.‭”

Anders als viele es sich vorstellen, kommt Jesus nicht einfach mit der Kraft Gottes und heilt alle, die Ihm begegnen. Jesus bringt zunächst nicht eine neue Natur des Guten in die Welt.

Er bringt die Liebe.

Die Liebe „hat“ nicht etwas, sie „trägt“ etwas. Jesus nimmt die Schwachheit auf sich – er beseitigt sie nicht aus der Welt, sondern nur von dem weg, dem Er in Liebe begegnet.

Das Leid wird Jesus in gesammelter Form alles „ausbaden“, also nicht auslöschen, sondern an sich selbst gültig sein lassen.

Viele denken, mit Jesu Kreuz wäre dieses Thema nun erledigt.

Nein!

Jesus hat eine Kette in Gang gesetzt.

In dem erlöst werden von meiner Last soll ich nicht in eine neutrale Position rutschen. Sondern in die Position Jesu.

Wer nicht zumindest grundsätzlich werden will wie Jesus – und zwar auch genau in diesem Punkt – dessen Erlösung verpufft ins Nichts.

Ich bin erlöst, um in die Sohnschaft verwandelt zu werden – nicht in einen Triumph eines siegreichen Lebens.

Es wird ein Minus aus der Welt geschafft, indem ich es trage. Ich trage es, weil ich getragen bin, genauer: Ich trage es im Joch mit Jesus.

Und wie steht es mit mir?

Bin ich wirklich bereit, auf die Freuden der Welt zu verzichten und den Weg des Kreuzes zu gehen?

Spontan ist da ein Problem.

Stufen

Die Freude der Nachfolge erschließt sich immer erst hinter der Tür des Erschreckens. So wie es im Bild mit der Komfortzone ist. Um sie herum ist die Angst.

Die Brücke über die Angst ist der Glaube und die Gemeinschaft Jesu, die hinter der Tür wartet.

Die erste Tür ist die Betrachtung Jesu, wie ich es gestern beschrieben habe.

Heute nun der Gehorsam des Hautmanns. Das ist die zweite Tür.

Der Hautmann redet nicht nur von seiner Befehlsgewalt und erwartet die gleiche bei Jesus. Er redet auch von seinem eigenen Gehorsam – so wie Jesus im Gehorsam gegenüber dem Vater steht.

Gehorsam ist zumeist Verzicht. Verzicht auf das Eigene, auf die Lust, die Entfaltung des Selbst. Über Gehorsam habe ich viel geschrieben.

Ich kenne die Freuden des Gehorsam – sie sollten mir Mut geben für weitere Schritte.

Nun kommt die Annahme der Mühe. Sie überschneidet sich mit dem Gehorsam, drückt aber den aktiven Teil aus.

Mühe fällt mir recht schwer, ich bin ein Mensch der Abkürzungen und der Technik. Mühe ist z. B. Dinge um des Tuns selber willen zu tun und nicht um des Ergebnisses willen.

Wo kann ich Gehorsam und Mühe üben?

Im „darunter bleiben“. Bleiben dort, wo ich berufen bin.

Im Verzicht auf Wettbewerb zu Gunsten des Mehrwertes.

Im mir genügen lassen, was reicht und Verzicht auf „das Beste“.

(Beispiel: Ich kann die Milch nehmen, die älter ist als die daneben, wenn sie mir reicht, und die frischere Milch dem lassen, der nach mir kommt).

Ich kann darauf verzichten, recht zu haben und den Müll des anderen aufheben. Ich kann warten und dem anderen das gute unterstellen, auch wenn es noch nicht erkenne.

Nicht vergessen will ich die Demut der Annahme. Es gilt zu gönnen und zu empfangen, was mir gegeben wird. Beides.

Jesus anzunehmen ist genauso wichtig (und schwer) wie sich selbst zu geben.

In all dem erlebe ich die Freude der Nähe Jesu. Die süße Herrlichkeit dessen, was zunächst bitter schmeckte.

Geliebt zu werden, ist nicht genug! Allein der Liebende lebt ein wirkliches Leben. Denn der wird zum „Blutsbruder“ Jesu.

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