Mo 03.07.2023 Fest des Hl. Thomas
Joh 20:24-29 Die Geschichte vom kleingläubigen Thomas.
Zweifel
Zweifel, der vor einer Entscheidung die Klärung sucht, ist gut. Zweifel, der etwas Entschiedenes in Zweifel zieht, nur in außergewöhnlichen Fällen.
Was wollte Thomas denn machen, wenn Jesus ihm nicht seine Wundmale gezeigt hätte? Wieder sein altes, dem Tode verfallenes Leben führen? Wieder selbstbestimmt leben, als wären die drei Jahre nicht gewesen? Eine ethische Lehre mitnehmen und vielleicht schlauer sein? Vielleicht aber auch einsamer als je, ausgebrannter und leerer als vor der Zeit.
Was für ein Spiel mit dem Feuer, ja mit dem Tod spielen wir, wenn wir uns erlauben, den in Zweifel zu ziehen, der „Worte des ewigen Lebens hat“?
Das Reich Gottes wird nicht auf Zweifel gebaut.
Mir scheint, der Zweifel des Thomas war von der Art, die Glauben will und einfach nur fällt. Zu solch einem kommt Jesus noch einmal zurück.
Aber der nächste Schritt ist nun, zu glauben und den Zweifel endgültig hinter sich zu lassen – wie es Thomas getan hat.
Stufen des Glaubens
Der Abschnitt zeigt mir heute noch etwas anderes.
Jesus lässt sich auf einen schwachen Glauben ein. Schwach heißt, dass der Glaubende Zeichen und Wunder sehen möchte. Indizien für Gott an jeder Ecke sucht. Fügungen als Glaubensstärkung deutet und genau immer wieder danach fragt. Segen und Hilfen im Leben erleben möchte. Überhaupt „Gott für mich“ seinen Alltag bestimmt.
Auch die ständige Gegenwart und Hilfe Gottes ist ein Thema, so wie es bei mir auch oft ist. Ich schaue auf Seine Hände und versuche in Seiner Vorsehung zu leben. Ich denke, das ist ein zweiter Schritt.
Warum soll denn der Glaube wachsen? Kann ich nicht immer die süße Milch der Zuwendung erhalten? Das umhüllt sein von Ihm? Es ist etwas Gutes! Warum sollte ich von dort aus irgendwohin weitergehen? Ist Rettung nicht genug, Heil und Segen?
Ich sehe, dass Gott nicht so handelt. Er hat all das innerhalb der Trinität und allen Frieden innerhalb seines Reiches.
Zum Wesen Gottes gehört es, Person zu sein. Und dahin will er uns auch führen.
Mir scheint: Das Ziel ist es doch nicht, ein Kanal zu sein. Vom Kanal lese ich oft.
Aber ein Kanal ist auch so etwas wie ein Medium in einer spiritistischen Sitzung.
Ist es das beste, selbst ganz zu verschwinden?
Ein Freund kritisierte meinen Text von der schönen Blume, die in ihrer Vergänglichkeit auf Gott weist. Sie ist doch auch etwas Eigenes, sagte er.
Ja. Ich stimme ganz zu. Sie ist auch etwas Eigenes.
Die höchste Form des Menschseins ist nicht die des ewigen Abnehmens.
Johannes, der Täufer, sprach von seinem Abnehmen.
Es ist die Abnahme dessen, was vor Jesus war – nicht die Abnahme an sich.
Es geht um Wandlung. In der Wandlung verschwindet etwas – aber eben nicht dazu, dass danach „Nichts“ mehr ist. Sondern danach ist Sohnschaft.
Gott wickelt uns gern die Windeln. Aber nach einer Zeit wird es nötig selbstständig auf Toilette zu gehen. Und irgendwann stinkt es, wenn wir Wachstum nicht annehmen.
Das Reich Gottes wächst immer auch qualitativ. Wachsen zu wenig Christen in die Tiefe, hört das Wachstum insgesamt auf – und die Gefahr des Absterbens nimmt zu.
Freundschaft mit Gott
Die Freundschaft mit Gott wird dadurch immer tiefer. So wie es bei Abraham war, den Gott besucht hat, um sich mit ihm über Sodom zu besprechen.
“Da sprach der HERR: Wie kann ich Abraham verbergen, was ich tue?”
(1.Mose 18:17)
Liebe will ein freies Gegenüber. Ein Freund ist kein Sklave. Die Größe Gottes ist gerade, Seine Allmacht nicht über Seine Liebe zu stellen.
Es ehrt diese Liebe, wenn ich im Glaube vorangehe.