Mehr als Ethik und Rettung

Do 06.07.2023

Mt 9:1-8 Heilung des Gelähmten auf der Bahre

Der Gelähmte kommt nicht selbst, und er sagt kein Wort. Er wird gebracht und Jesus vergibt ihm, ohne dass jemand darum gebeten hat.

Es wird auch den Freunden, die die Bahre getragen haben, eher um Heilung gegangen sein, als um Sündenvergebung.

Jesus schaut auf den Glauben der Bahrenträger, der Freunde – und vergibt dem Getragenen.

Das Beste, was einem Menschen widerfahren kann, ist nicht, dass er gerettet oder gesegnet wird – sondern dass seine Liebe zum Anderen den Anderen rettet und er so Gott ähnlich wird.

Aber nicht, damit es ihm gut geht, sondern damit Gott geehrt wird. Gott wird geehrt, wenn sich Sein Wesen am Menschen zeigt.

Weder Ethik noch Rettung sind das eigentlich tiefste Ziel – sondern die Ehre Gottes. Die Wahrheit, dass Liebe mehr ist als alles Da-Sein selbst. Als Gut-sein und alle Rettung.

Hier ist es die Fürsorge, die Liebe, der Dienst der Freunde, die Gottes Wesen widerspiegeln. Selbst ohne das Wissen um Gott kann der Mensch Gottes Wesen wiedergeben.

Die Priorität ist nicht ein gutes, ethisches Leben. Es ist nicht die Heiligung als Ziel an sich. Es ist nicht das Ererben von Segen und ein gutes Leben. Es ist auch nicht Evangelisation oder Rettung von Menschen. Es ist nicht Gemeindewachstum.

All das ist gut.

Aber es nicht das Erste, nicht das Wichtigste. Denn das ist:

Die Ehre Gottes.

Das Universum ist nicht um des Menschen willen da. Jesus ist nicht um des Menschen willen da.

All das ist um Gottes willen da.

Auch wenn am Ende Gott das Gute für den Menschen will, ist es nötig, das erst einmal loszulassen, um die Reihenfolge richtig zu haben.

Mein Seins-Sinn bin nicht ich – sondern Gott.

Vieles an theologischen Problemen und an seelsorgerischen Themen löst sich, wenn dies in den Blick kommt. (Vergleiche die Andacht zu Josef vom 28.12.2022)

Wozu ist der Mensch

Wann will ich aufhören, Gottes Sein als Sein für mich zu fordern?

Welchen „Glauben“ haben die Träger der Bahre?

Wissen sie denn von Gott? Oder sind sie sicher, dass Jesus ihren Freund heilt?

Das war ja garnicht Jesu Ansinnen. Ihm ging es um die Ehre Gottes. Die drückt sich nicht in der Heilung aus – sondern in der Wesensähnlichkeit der Freunde mit Gott.

Sie waren Glaubende, mehr als dass sie geglaubt haben.

Der Unterschied?

Wer glaubt, hat „etwas“ im Sinn. Er glaubt z. B., dass der Gelähmte geheilt wird.

Der Glaubende ist wesensverwandt mit dem, der sich Vater nennt. Der also zumeist ein Bezogener ist.

Er ist nicht allein Er selbst, sondern Er stellt sich als Bezogener vor, als jemand, dem es ganz um den anderen geht. Um den Sohn nämlich. (Siehe Texte zum Vater).

So ging es Freunden um den Freund und in dem waren sie Glaubende.

Mit anderen Worten: Es geht nicht so sehr um den Glauben an sich, sondern um das Geglaubte. Als Bezug zu einem nicht Gehabten.

Ich kann keinen Glauben an sich haben, ich kann nur an jemanden glauben.

Man kann Glauben genauso wenig „haben“, wie ich„Hören“ haben kann. Man kann hörfähig sein – aber hören kann man nicht haben – dazu braucht es das zu Hörende.

Ich lerne also den Glauben am zu Glaubenden – und das ist immer eine sich äußernde Person. So wie beim Hören. Zuhören lerne ich an dem Verwirklichen des Gehörten – also am Gehorsam.

Es ist immer ein Tun, ein Akt – nicht ein haben.

Ehre Gottes

Gott wird im Menschen geehrt. So sagt es Jesus, indem Er sich Menschensohn nennt. So sagen es die Anwesenden, indem sie Gott preisen, mit dem Erkennen der Macht, die Er den Menschen gegeben hat (Vers 8).

Die Ehre Gottes besteht also wesentlich darin, dass der Mensch Gott-ähnlich wird.

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