Auswahl

Mi 12.07.2023

Mt 10:1-7 Auswahl der zwölf Apostel

Ich empfinde es als großes Privileg, Jesus Christus so nahe zu sein, wie ich es erlebe.

In meinem Leben habe ich oft versagt und nichts Großes geschafft – nur: bei Ihm zu sein ist die Größe meines Lebens.

Bei der Berufung der Apostel stelle ich mir die bewegende Ehre vor, wenn der Name genannt wird. Aber auch: Was ist mit denen, deren Name nicht genannt wird?

Die Ehre der Auswahl beinhaltet die Wirklichkeit des nicht ausgewählt seins.

– Oh –

Und die anderen?

Das Ziel der Auswahl ist nicht, ausgewählt zu sein, sondern zum Dienst an eben denen ausgewählt zu sein, die nicht ausgewählt sind.

Hier ist es ganz konkret die Auswahl zur Aussendung und zur Austreibung der unreinen Geister.

Also zum Dienst an den geliebten Menschen.

Eine Auswahl ist keine Bevorzugung, sondern eine Vorbereitung zu einem Auftrag, zu einem Dienst, einer Mühe und einem Leiden.

Leiden der Auswahl

Das Austreiben der unreinen Geister ist nicht die Rettung der Menschen. Die geschieht immer in Selbstverantwortung Jesu gegenüber.

Fast könnte ich sagen: im Gegenteil. Die unreinen Geister sind doch auch die Ausreden, die ich habe. Als Kind meiner Zeit, als Kind meiner Biografie.

Kommt jemand und nimmt diese Ausreden, stehe ich klar vor meiner Verantwortung – und ein „Nein“ ist ein Nein.

Darunter leidet zuerst der Bote. Denn die Austreibung geschieht durch Liebe. Liebe zum Vater und Liebe zum Menschen.

Weist jemand diese Liebe zurück, weist er mich zurück und den Vater. So leide ich zweimal. Einmal an dem Menschen, weil ich den Schmerz seiner Seele spüre. Und dann mit dem Vater, der diesen Menschen liebt.

Einfügen

Wenn ich nicht gerade Petrus bin (was klar ist) bin ich in einer Auswahl dennoch in einer Hierarchie. Wer an einer Olympiade teilnehmen kann, ist ausgewählt. Macht er den Platz vier (wie es bei Andreas z. B. der Fall ist) könnte er es schwer haben zu sagen „Hauptsache dabei“ (sagt sich so leicht). Auch die Jünger hatten diese Gedanken.

Mir scheint, es geht um die Annahme genau des Platzes, den Jesus mir gibt. Sei es unter den zwölf, den späteren 72, den 120 im Saal zu Pfingsten oder den ersten 3.000, die sich bekehrt haben.

Oder Joseph, der ohne irgendeine Hierarchie an seinem Platz war.

Eifer

Schnell wird Petrus für seinen Eifer kritisiert oder überhaupt der Gedanke, den ich hier beschreibe.

Jesu tut das nicht. Es gehört zum Wesen des Menschen – es geht nicht um eine Aufhebung des Eifers – sondern um eine Wandlung, um den „rechten Kampf“.

Jesus fragt die Donnersöhne (Jakobus und Johannes), ob sie das auf sich nehmen können, was Er selbst auf sich nehmen wird – und sie sagen „Ja“. Und Jesus kritisiert sie dafür nicht.

Mir scheint, es gibt einen gereinigten Eifer. Die Jesuiten sagen „Zur je größeren Ehre Gottes“ und ich mag diesen Satz. Leben ist kein ruhiges Verweilen, sondern zumeist Kampf.

Für wen aber kämpfe ich? 2. Tim 2:5 „Wenn jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe den recht.“

Wer nicht kämpft, wird auf keinen Fall gekrönt.

Er ist der, der den Zentner Silber vergraben hat.

Die Alternative zum riskanten Kampf ist die sichere Verwerfung – nicht irgendein Überleben.

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