Do 13.07.2023
Mt 10:7-15 Aussenden der zwölf Jünger
Die Jünger werden ausgesendet zu den „verlorenen Schafen aus dem Hause Israel“. Sie sollen predigen und große Zeichen tun.
Werden sie abgelehnt, ist es für diese Menschen schlimmer, als es für Sodom und Gomorrah sein wird.
So eine große Nummer.
Steht es denn um die Menschen so schlimm?
„Muss ich denn jeden Tag in die Kirche rennen?“ Oder: „Willst du mir sagen, mein Leben sei so schlimm, dass Feuer vom Himmel fallen wird“?
„Die Nachrichten in ARD und ZDF zeigen mir klar, dass die Schuld allen Übels die anderen sind. Die Bösen kann man an ihrem Handeln erkennen – zu denen gehöre ich doch nicht.“
Ist es nicht zu viel verlangt, die Rede der Jünger dieses Wanderpredigers so ernst zu nehmen, dass ein „lass mich in Ruhe“ solch ein Gericht bedeutet?
Genügt es nicht, ein rechtschaffenes, ordentliches Leben zu führen? Ein bischen Freude, ein wenig Urlaub hier und da – dass kann doch nicht verboten sein.
Was sieht Jesus?
Warum jammert Jesus das Volk, warum sieht Er sie verschmachtend und wie zerstreute Schafe?
Oder anders gefragt: Warum sehe ich das nicht in dem Maße wie Du?
Habe ich mich so an die Finsternis gewöhnt, dass ich das Reden vom Sonnenlicht für „übertrieben“ halte?
Als Therapeut erlebe ich es, dass ich mit meinen Klienten in die Höhlen ihres Lebens gehe und den Abgrund erkunde. Die Gebundenheit, die Verletztheit, die Tabus ihres Lebens. Über Generation hinweg – und weiter ausstrahlend auf ihre Kinder und ihre Umgebung.
Die Fassade des Alltages ist schön bemalt und einem Passanten fällt kaum etwas auf.
Die Inszenierung des Lebens ist teilweise so perfekt, dass alle Probleme wie Äußerlichkeiten erscheinen. Wenn nur XY anders wäre, dann wäre alles bestens.
Augensalbe
Will ich Dir erlauben, mit Dir zu sehen, was Du siehst? Will ich mir von Dir eine Augensalbe geben lassen (Offenbarung 3:18)?
Vor allen Zeichen und Wundern kommt die Bitte an den Herrn der Ernte. Und diese Bitte hat als Maß die „umgedrehten Eingeweide“, wie Jesus es von sich beschreibt.
Wenn ein Kind von einem Gabelstapler fällt, dann schreien wir. Dann erst.
Solange mein Blick zumeist auf mir selbst ruht, werde ich den je anderen in seiner Verlorenheit nicht erkennen. Ich werde seine „Ersatzstrategien (Copings)“ mit Beruhigung zur Kenntnis nehmen und mich zufriedengeben.
Ärztemangel
Aktuell gibt es einen Mangel an Ärzten. Ich höre es, ich erlebe es. Sind die Krankheiten ernst, berührt es mich schon, wenn es zu einem spät oder gar zu spät kommt.
Jesus sieht diese Rötung der Haut – und Er sieht das tödliche Geschwür darunter. Und das ist immer geistiger Art.
Dafür habe ich keinen mir bekannten Arzt, keinen Apostel, den ich rufen kann. Darum bin ich Versuchung nicht näher hinzuschauen. Ich bin nicht Vollmächtig, sondern Ohnmächtig.
Die Leiden der Menschen so zu sehen, dass ich den Himmel verlassen würde um mich selbst für die Leidenden hinzugeben. Zu dieser Lebenshaltung werde ich von dem Sohn Gottes eingeladen – damit Er nicht allein bleibt mit diesem Schmerz.
Komm, Herr Jesus, zerreiße mein Herz, weg von dem je eigenen Wohlbefinden.