Gibt es keinen Fortschritt?

Fr 14.07.2023

Mt 10:16-23 Die Botschaft Jesu ist von Verfolgung begleitet.

Die Vorbereitung der zwölf Jünger für ihren Auftrag (siehe gestern) entfaltet sich in bis hinein in die Missionsgeschichte und Kirchengeschichte.

Diejenigen, die sich von dem Evangelium gestört fühlen, sind nicht immer nur gleichgültig und desinteressiert.

Am 25.06.2023 habe ich versucht, die Motivation der Aggression zu betrachten Wofür streitet der Mensch.

Aber ist denn immer nur „Mission“? Oder ist immer nur „Endzeit“, also Verfolgung der Christen? Gibt es keine Ruhe, keine Frieden, kein „fertig“?

Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi hat 1975 seine Untersuchungen zum Thema eines erfüllten Lebens mit dem bekannten Buch „Flow“ veröffentlicht. Inhaltlich nicht neu beschreibt er, dass das Eigentliche nie das Ergebnis ist. Das „fertig“ kein Zustand von anhaltendem Glück ist.

Was nicht wächst, was nicht „im Feuer steht“, das altert und stirbt bald.

Ist es nun dieses Prinzip des Lebens, dass auch für die Kirche gilt und für meinen Glauben?

Viele Forscher suche in allen möglichen Effekten die Ursache in der Evolution. Teilweise wirkt das recht angestrengt oder gar konstruiert.

Mir scheint es eine Vorfindlichkeit zu sein, an der ich den Sinn meines Seins erkennen kann.

Es besteht eben nicht einfach im Da-sein, also im Leben selbst.

Ich bin nicht einfach ein Fettauge auf der Suppe, das selig dahintreibt auf dem Leben. Der Mensch ist nicht ein Seiender allein, sondern mehr ein Werdender. Die ganze Schöpfung ist etwas Werdendes – nicht etwas Fertiges.

Zumindest in unserem irdischen Seien sind wir werdende – oder sterbende. Ein Status quo, ein Verharren im Glück, gehört nicht zum Wesen des Menschen. Auch wenn es für viele Motiv ihres Lebens ist.

Es erspart einige Enttäuschungen, wenn ich nicht denke, ich müsse nur dies oder das tun oder erreichen und dann hätte ich es erreicht.

Beispiel Ehe

Die Ehe ist nicht mit der Hochzeit „erreicht“, sondern fängt dann erst an. Das Ringen um diese Ehe ist ein Handeln, ein Streben, das allen Einsatz verlangt. Die Ehe ist nicht der Heimathafen – auch wenn das schön romantisch ist. Es ist der Ort der Liebe. Und die Liebe „hat“ nicht, sondern sie strebt, sie will.

Ich glaube zusammen mit der katholischen Kirche, dass die Kirche in drei Formen existiert. Hier auf Erden immer als „streitende Kirche“. Die anderen Formen sind die „leidende Kirche“ und die „triumphierende Kirche“ (beide jedoch nicht im irdischen Leben).

Victor Frankl spricht von der Scheune des Lebens. Es ist das schon gelebte Leben. Aus einer ewigen Perspektive ist das aktuelle Leben (also das jetzt) nicht das eigentliche, sondern es ist das Leben in der Summe der Zeit. Der ganze „Film“ des Lebens – nicht das erreichen im Leben.

Das Geworden-sein ist die Manifestation des gelebten Lebens.

Ich fürchte mich also nicht vor dem Leben, denn es geht ja nicht um ein Überleben, sondern um ein „be-leben“. Ich meine mit dieser Wortschöpfung ein Aktiv zum Er-leben. Das Leben widerfährt mir nicht nur, sondern ich soll und will es aktiv, vorwärts leben.

Dies ist eine seelsorgerische Betrachtung – keine theologische. Solch eine soll es auch geben, sie steht nicht in Konkurrenz. Aber alles hat seine Zeit.

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