Wahrheit statt Wirkung

Sa 15.07.2023

Mt 10:24-33 Dritter Teil der Ankündigungen für die Jünger

In Vers 26 steht:

“‭So fürchtet‭‭ euch denn‭ nicht‭ vor ihnen‭. Es‭ ist‭‭ nichts‭ verborgen‭‭, das‭ nicht‭ offenbar‭‭ werde, und‭ ist nichts heimlich, dass‭ man nicht‭ wissen‭‭ werde.‭”

Das Unverborgene ist die „nackte“ Wahrheit.

Wenn ich genau bei der Wahrheit bleibe, habe ich Frieden. Unabhängig davon, wie die Wirkung ist.

Meine Versuchung gegen die Wahrheit

Was ist denn die Gefahr, die mich von dieser reinen Wahrheit abhalten kann?

Es ist zumeist die eigene Absicht, die Wirkung, die ich intendiere. Wenn diese Absicht etwas mit mir und meiner Ehre zu tun hat, fürchte ich die Kritik an meinen Worten – zu Recht.

Alle Übertreibung, Rechtfertigung, Beteuerung oder Ungenauigkeit, die mir einen Puffer verschaffen soll. Der Andere glaubt ohnehin weniger, als ich sage – also übertriebe ich ein wenig. Denn ich habe die Wirkung im Blick.

Das „weniger Glauben“ des anderen ist aber dessen Erfahrung der partiellen Lüge (so nenne ich z. B. Übertreibung). Dieser Erfahrung der partiellen Lüge gebe ich dann also recht. Ich sage indirekt: Du hast recht mir zu misstrauen, darum übertreibe ich.

Wessen Kind bin ich dann? Wer ist dann mein Vater?

Lucifer lügt selten platt – meist sind es „Übungen in Übertreibungen“. Angewöhnen an „Schattiges Licht“.

Was ist Wahrheit?

Ich sage: Je mehr ich wahrhaftig bin, desto mehr bezeuge ich Jesu, der die Wahrheit selbst ist.

Was ist Wahrheit – hier ein Brainstorming:

  • Wahrheit ist Jesus. Daraus folgt, dass Wahrheit zuerst hören ist.
  • Wahrheit ist Liebe, denn Jesus ist die Liebe.
  • Wahrheit sind nicht „kalte Fakten“, sondern Bezogenheit.
  • Wahrheit gibt es erst zu zweit. Einer der beiden ist immer Jesus. Aber auch der Andere, denn Jesu kommt immer mit dem Anderen.
  • Wahrheit ist gut (Weil Jesu Gott ist, und Gott ist gut).
  • Wahrheit wird gefunden, ist gegeben (nicht konstruiert).
  • Wahrheit ist Licht.

Dabei bin ich immer nur der „Mond“, der ein Teil des Lichtes der Sonne (Jesus) reflektiert.

Die Sorge vor der Wahrheit kommt vermutlich aus der Angst ihrer Wirkmacht. Das Licht hat eine brutale Seite. Bin ich ungeborgen, kann Licht meine Illusion der Selbstbestimmung stören.

Raubt die Wahrheit denn nicht die Freiheit?

Zunächst ist Freiheit und Bezogenheit immer in einer Spannung. Nur die Wahrheit ist die Basis für Bezogenheit. Liebe konstruiert den Geliebten nicht, sondern sie bezieht sich auf Wahrheit – oder sie ist eine Lüge.

Für die Liebe brauche ich also Wahrheit.

Wo bleibt die Freiheit?

Die Augen als Organ des Lichtes sind der Sinn, der

a) Gerichtet ist.

Ich blicke auf, wenn ich will. Da heißt, mein Anteil an der Wahrheit ist in meine Hand. Nicht die Wahrheit selbst.

b) Mit Augenlidern versehen

Anders als die Ohren kann ich die Augen sogar verschließen. Die Freiheit zur Unfreiheit.

In Wirklichkeit kann ich dies auch mit den Ohren machen. Die Fähigkeit wegzuhören ist eine Gnade der Freiheit. Und mehr noch die Fähigkeit hinzuhören.

Einerseits ist die Freiheit kleiner, als man meint. Denn sie hat keinen neutralen Ort! Sie wählt zwischen Licht und Finsternis, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Himmel und Hölle, Leben und Tod.

Das fühlt sich nicht sehr frei an.

Andererseits ist die Freiheit größer, als es scheint. Sie bewegt den Himmel. Die Würde der Freiheit des Menschen hat Gott in Seinem Kommen auf die Erde offenbart. Und in Seinem Leiden unfassbar dick unterstrichen.

Dadurch, dass es Vergebung gibt, kann ich immer wieder neu mit der Wahl zur Wahrheit beginnen, ohne die Altlast der Lüge in ihrer Macht allein tragen zu müssen. Es ist ein Einüben in Wahrhaftigkeit – und damit in die Liebe.

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