Wer ehrt Jesus?

Mo 17.07.2023

Mt 10:34-42; 11:1 Jesus benennt das Schwert in der Familie

„Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“ (V36).

Und:

„Wer Vater und Mutter mehr liebt denn mich, der ist meiner nicht wert“ (V37).

Wie kann das gemeint sein?

Ich nenne einen praktischen Vergleich:

Ich hörte einen Mann reden, der sich um seine Eltern sorgte, die alt und gebrechlich wurden. Er wollte, dass sie in seiner Nähe sind, damit er sich um sie kümmern kann. Seine Frau aber hatte wegen bestimmten Dingen Vorbehalte, dass der Einfluss in die eigene Familie zu weit gehen könnte.

Er sann nach und meinte: Am Ende hat die Sorge um meine Eltern Vorrang.

Das ist genau dies: Er steht nicht bedingungslos zu seiner Frau – und damit ist die Ehe keine recht geführte Ehe. In gewisser Weise bricht er die Ehe.

Ein anderer Fall: Eine Frau zieht ihre Kinder in kritischen Situationen ihrem Mann vor. Sie liebt die Kinder mehr als den Mann. So verständlich das oft ist, es ist falsch. Sie gehört zum Mann – für immer. Nicht zu den Kindern. Sie bricht auch darin in gewisser Weise die Ehe.

Beides meint keinesfalls, dass man seine Eltern nicht lieben und im Alter sich um sie kümmern soll. Oder dass man seine Kinder nicht lieben soll.

Aber nur mit dem Ehepartner habe ich eine bedingungslose Beziehung.

In der Praxis führt eine Klarheit in dieser Frage in der Regel dazu, dass es garnicht zu einer Entscheidung kommt. Denn wenn ich z. B. meine Frau bedingungslos ehre und vorziehe, wird sie praktisch immer keine Sorge und keine Eifersucht haben, wenn ich mich um Eltern (oder Kinder) kümmere.

So auch mit Jesus. Er wird mich immer beauftragen, meine Frau, meine Eltern und meine Kinder zu lieben. Immer!

Ich aber, ich lasse es mir von Ihm schenken – und mache es nicht zu einer Bedingung meiner Beziehung zu Ihm.

Scheidung

Im weiteren Verlauf des Evangeliums ist davon die Rede, dass, wer einem der Geringstem der Leute Jesu einen Becher Wasser reicht, es ihm unbedingt einen Lohn bringt.

Das Thema hatte ich schon am 02.07.2023: das Leben – oder einen Becher Wasser?

Es scheint drei Gruppen zu geben: Diejenigen, von denen Jesus sagt: Sie sind meiner Wert. Und dann diejenigen, die diesen Menschen Wasser reichen, weil sie ganz zu Jesus gehören. Und dann der Rest, der gegen sie kämpft und sie verfolgt.

Ich habe einen muslimischen Freund.

Wenn dieser Christus annehmen würde, würde ihm wohl all das geschehen, von dem der erste Abschnitt heute handelt. Familie und Sippe würde sich gegen ihn wenden. Aber vielleicht mehr noch: Sein eigenes bisheriges Leben würde ihn anklagen. Es wäre offenbar eine Art sterben.

Zunächst: Es wäre eine große Ehre ihm ein Glass Wasser zu reichen.

Würde jemand in der Familie dies tun, dem der eigene Tod (noch) zu schwer wäre – es würde ihm nicht unbelohnt bleiben.

Bedingung für die Scheidung

Es gibt religiösen Eifer, der sich die Religion – oder etwas daraus – zu seinem Werkzeug macht. Es ist religiöser Narzissmus.

Niemals suche ich mir die Scheidung – sie wird mir auferlegt, wenn Gott es für unverzichtbar ansieht. Im Zweifel suche ich Verborgenheit und Frieden. Wenn es so weit sein soll, wird mich der andere finden und sich von mir scheiden – nicht ich von ihm. Unser Auftrag ist immer Treue und Liebe. Diese suche ich aus der Hand Jesu.

Meiner nicht Wert

Diese Formulierung Jesu bedeutet auch, dass jemand Jesu wert sein kann. Dort geht es nicht mehr nur um Gnade. Es ist dem Menschen möglich, Gott etwas zu geben. Zwar nur, weil Gott es zuerst in uns hineingelegt hat – aber dennoch zu unserer freien Verfügung.

Es ist unser Leben. Wir können es Ihm geben – ganz. Und damit Segen für die Erde werden.

Aber das ist eine weitere Geschichte.

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