Maria durchträgt die Finsternis

Sa 22.07.2023 Fest der Hl. Maria Magdala.

Joh 20:1-2, 11-18 Maria von Magdala am Grab

Erst seit 2016 ist der Gedenktag Marias im Rang eines Festtages. Mir scheint, vielleicht ein prophetischer Akt. Denn Maria ist der Mensch, der in aller Abwesenheit Jesu dennoch beständig auf Ihn geschaut hat.

Sie war unter dem Kreuz und hat das leidvolle Sterben erlebt – und ist geblieben. Sie blieb am leeren Grab, als die Jünger schon wieder nach Hause gegangen sind. Sie wollte Jesus – wenn schon nicht den lebenden, dann doch zumindest den Leichnam. Das sagt sie den Engeln, das sagte sie dem „Gärtner“.

Heute werde ich in besonderer Weise Dinge benennen, wie sie mir erscheinen. Es sind keine theologischen Aussagen. Alle Aussagen sind konkret und zugleich symbolisch. Und das Symbolische ist das Wichtigere.

Maria weint, und im Weinen schaut sie ins Grab. Sie weint nicht um sich, sondern schaut dorthin, wo Jesus lag. Sie schaut ganz in die Leere, ja in die Offenbarung der Leerstelle des Todes.

Der Kontrast des Fehlens wird plötzlich deutlich, weil am Kopf und Fußende je ein Engel ist. Damit wird die Leere dazwischen noch deutlicher.

Mir scheint, die Engel waren schon da, als der Leichnam Jesu noch da war. Petrus und Johannes konnten sie nicht sehen – die Augen ihrer Herzen waren nicht durch die Tränen der brennenden Jesusliebe gereinigt.

Warum waren die Engel geblieben?

Sie warteten auf einen Menschen, der mit ganzem Herzen Jesus vermisst. Sie fragen Maria: Warum weinst Du?

Es war keine kritische Frage – Maria kannte die Auferstehung nicht.

Sie wollten das Zeugnis Marias hören. Sie waren Boten – von Maria zu Jesus hin. Sie riefen Jesus zu: Maria ist hier, sie sucht Dich.

Und ein weiteres mal wird Marias Sehnsucht geprüft. „Wen suchst du?“.

Maria, die Zeugin vor Himmel und Erde für den Menschen, der Jesus sucht, mag er tot sein oder leben.

Wenn er schon nicht lebt, dann nehme ich doch den Leichnam, um an ihm meine Liebe in Form von Salben und Tüchern auszudrücken.

Maria will Jesus auch ohne dass Er ihr etwas geben kann. Sie liebt Ihn um Seinetwillen. Ihre Liebe endet nicht mit dem Ende eines Nutzens, den sie von Ihm haben könnte.

Damit übersteigt Maria die Liebe des alten Bundes. In den Lesungen, die zum heutigen Tag gehören, ist von der Liebe der Braut die Rede (Hoheslied 3:1-4a) und von der Liebe, die die Herrlichkeit Gottes sehen will (Psalm 63). Maria offenbart mehr.

Maria für uns

Dabei verliert Maria die Apostel nicht aus dem Blick. Sie hatte sie gerufen.

Und nachdem Jesus sich ihr gezeigt hat, verkündet sie es den Jünger und wird so zur „Apostelin der Apostel“.

Es ist ein Kairos der Weltgeschichte – mehr, als manche denken. Gott drückt Seinen Plan nicht einfach durch. Er wartet darauf, dass jemand Ihn ruft. Maria ruft Ihn als Einzige. Die himmlische Welt kann bezeugen: Der Mensch Maria will Jesus. Jesus um Seinetwillen. Gott drängt sich nicht auf.

Und Jesus bezeugt den Jüngern, was sie Maria nicht glauben wollten. Vielleicht sogar um Marias willen.

Hätten wir das Zeugnis der Jünger ohne Maria?

Mosche, einer der Urbilder Jesu, wurde durch Mitwirken der älteren Schwester Maria (Myriam Maria auf Hebräisch) gerettet, als er, dem Tode nahe, im Schilfkorb auf dem Nil schwamm. Sie blieb am Ufer und blickte ihn unverwandt an.

Nicht Macht rettet, nicht Herrschaft rettet, sondern Liebe.

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