Der „blinde“ Sämann

Mi 26.07.2023

Mt 13:1-9 Das Gleichnis vom vierfachen Acker

Was gilt es heute, zu ergänzen, zu dem, was ich bisher gehört und gesagt habe?

Gelegenheit, die Dinge zu betrachten, die nicht wichtig erscheinen – oder irritierend, ja vielleicht ärgerlich sind.

Eine Hilfe ist mir der Heilige Chrisostomos mit dem TextWer Ohren hat, der höre“. Dort beschreibt er den Sämann, der die Frucht sucht, egal, wie wenige es auch sind, die sein Rufen hören.

Es hat mich immer ein wenig gestört, dass der Sämann so viel an Orten sät, wo doch absehbar kein Wachstum und keine Frucht kommen werden. Ausführlich wird von dem Weg, dem Fels, den Dornen gesprochen.

Ein normaler Sämann säht nicht dorthin. Und wenn, ist es nur ein ganz wenig und es spielt kaum eine Rolle.

Dieser Sämann ist anders. Er sät scheinbar überall – als wäre er blind.

Ja, er ist blind, blind vor Liebe. Seine Hoffnung und seine Sehnsucht kennen keine Wahrscheinlichkeiten und effizienten Überlegungen.

Rückblende

Wie beschrieben, ist dies kein fatalistisches Gleichnis (siehe „Ein schreckliches Gleichnis“ vom 23.07.2023). Wenn in einem Gleichnis etwas nicht betrachtet wird, weil es um etwas anderes geht, darf ich daraus NICHT schließen, dass dies eine eigene Aussage ist.

Also: Dass Jesus hier den Sämann betrachtet, heißt nicht, dass Er keine Ansprüche an uns, als Acker, stellt. Dass Jesus also nicht explizit von der Verantwortung des Menschen redet, heißt nicht, dass wir aus der Verantwortung entlassen sind.

Im Gegenteil zeigt schon das Säen an alle Orte, dass es nicht am Sämann liegt, wenn unser Glaube unter die Dornen gerät.

Wer bin ich in dem Gleichnis?

Immer auch der Acker. Aber heute geht es mir darum, dass ich auch zum Sämann gehöre.

Die Frucht der Saat ist wiederum Saat. Und diese Saat soll gesät werden. Auch von mir.

Meine Liebe zum Sämann, will mit Ihm säen. Und hier brauche ich diese Bedingungslosigkeit. Dieses säen im „dennoch“.

Wie schnell denke ich: „Das hat keinen Zweck“. „Ich habe keine Kraft mehr“ oder Ähnliches (gerade ganz aktuell). Wie schnell bin ich enttäuscht oder ungeduldig.

Dem anderen zu geben, soll kein Kalkül sein, sondern ein Wesenszug.

Mütter gebären Kinder und ziehen sie groß – und dann werden sie oft von der Welt geraubt. Und eine Mutter bleibt in der Liebe. Und bliebe sie auch nicht in der Liebe – Gott bleibt immer in der Liebe.

Jesaja 49:15

„Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde, ich vergesse dich nicht.“

So können die Bilder des Ackers auch Bilder eines Sämann sein – also von mir:

  • Wenn ich es mir zwar sagen lasse, meinem Zweifel aber zu viel Raum gebe und Satan es mir raubt (der Weg).
  • Wenn ich erst begeistert bin – es aber in der Mühe dann aufgebe und vertrockne (der Fels).
  • Wenn ich meine eigene Kraft, mein Leben und meine Themen zu ernst nehme und ich aufhöre zu säen, sondern die Saat nur noch selbst esse (die Dornen).

Die Frucht, die der bringt, der seine Acker gepflügt hat, wird noch einmal unterschieden. Es hört also auch dort noch nicht auf.

Die Frucht ist immer Frucht der Gesamtmühen des Sämanns. Und Frucht ist immer Liebe und nicht Erfolg.

Damit ist die Frucht auch für all die, deren Saat nicht aufgegangen ist.

Hinterlasse einen Kommentar