Der weinende Sämann

Do 27.07.2023

Mt 13:10-17 „Mit sehenden Augen sehen sie nicht.“

Auf die Frage der Jünger, warum Jesus nur in Gleichnissen mit den Menschen redet, zitiert Jesus Jesaja. Es ist Jesajas Berufungsgeschichte, das sehr bewegende Kapitel sechs in seinem Buch (bitte lesen).

Gott sucht im ganzen Himmel einen Boten für die Menschen. Er ruft: „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?

Nach dem brennenden Vorgang der Heiligung der Lippen des Jesaja ruft dieser: „Hier bin ich; sende mich!“

Und Gott spricht zu ihm:

„Gehe‭‭ hin und sprich‭‭ zu diesem Volk‭: Höret‭‭‭‭, und verstehet’s‭‭ nicht; sehet‭‭‭‭, und merket’s‭‭ nicht!‭

‭Verstocke‭‭ das Herz‭ dieses Volks‭ und laß ihre Ohren‭ hart‭‭ sein und blende‭‭ ihre Augen‭, daß sie nicht sehen‭‭ mit ihren Augen‭ noch hören‭‭ mit ihren Ohren‭ noch verstehen‭‭ mit ihrem Herzen‭ und sich bekehren‭‭ und genesen‭‭.‭“

Was bedeutet das?

Ebenso Jesus, der Sohn Gottes. Er macht sich klein wird im Dreck der Welt geboren, und dann redet Er und sagt: „Auf dass sie nicht mit den Augen sehen und mit den Ohren hören … daß ich ihnen hülfe.“

Wozu zieht Er umher und heilt die Leute – die dann doch nicht hören, sich bekehren und Er ihnen hilft?

Sie fragen nicht – und Er antwortet nicht.

Aber: Er klopft an („Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an“, Offb 3:20).

Sie aber fragen nicht „wer ist da?“. Menschen hören das klopfen wohl – und gehen ihrer Werke nach.

Ja, Jesus darf sie heilen, ihnen Brot zum Essen geben. Und dann leben sie ihr Leben weiter.

Es ist dies die eigentliche Auslegung des Gleichnisses gleich davor (siehe gestern). Von vierfachen Acker.

Der „blinde“ Sämann – er ist auch ein weinender Sämann.

Er ist der, der „mit Tränen sät“ aus Psalm 126:5.

Denn niemand sät mit Tränen, es sei denn, er spürt die Härte des Bodens, den Fels der Herzen und sieht die Dornen an allen Orten.

Es ist dieses selbst ein Gleichnis. Schaue ich den Sämann an und wundere mich über das Rätsel? Stehe ich wie ein Zuschauer am Rand?

Warum will Gott, dass Jesaja für ihn geht?

Gott sucht jemand, der „Ihm zum Bilde“ ist.

Er sucht wahre Menschen, wie Er sie geschaffen hat – die den Schmerz Gottes, ob der Härte der Herzen spüren – und weinen.

Dieses Gleichnis ist uns nicht gegeben zur Betrachtung – sondern zur Verletzung. Ritzt es mich ein wenig – wie es Jesus das Herz zerreißt?

Ein klein wenig erlebe ich es.

Seid einem Jahr säe ich Samen aus. Und die Mehrzahl der Leser hört vielleicht das Klopfen – aber öffnet nicht die Tür. Vielleicht im Gegenteil, führt es zu einer Abstumpfung und Verhärtung, wie Jesus es nennt.

Verstockung: ‭παχύνω‭ pachýno ‭dick werden.

Vielleicht eine Art Hornhaut entwickeln.

(Es gibt Ausnahmen!).

Wie viel mehr Jesus. Wie sehr schauen seine Augen auf die Wahl der Menschen, die die Freuden der Welt Seiner Herrlichkeit vorziehen.

Die Versuchung ist die der „Versachlichung“, der Vermeidung, des Abfinden damit. Aber Abfinden wäre ebenso eine „Verdickung“ des Herzens.

Es bleibt: Mit dem Säman säen, auf verhärtete Herzen, auf dünne Erde am Fels, unter die Dornen. Und mit Ihm zu weinen, wie der Säman aus Psalm 126. Denn dort wird dennoch am Ende die Freude verheißen.

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