Fluch der Gnadenlehre

Fr 28.07.2023

Mt 13:18-23 Erklärung des Gleichnisses vom vierfachen Acker.

Eine gewagte Überschrift – aber es ist das, was mich bewegt. Und meint nicht alle Aspekte die es sonst noch zu sagen gibt.

Ich nehme nur den ersten Vers:

“‭19‭ ‭Wenn jemand‭ das Wort‭ von dem Reich‭ hört‭‭ und‭ nicht‭ versteht‭‭, so kommt‭‭ der Arge‭ und‭ reißt hinweg‭‭, was‭ da gesät‭‭ ist in‭ sein‭ Herz‭; und das‭ ist‭‭ der, bei welchem an‭ dem Wege‭ gesät‭‭ ist.‭”

Dort steht „verstehen“. Zunächst spüre ich, dass Verstehen unschuldig klingt. Wer kann denn etwas dafür, dass er etwas nicht versteht?

Das muss dann wohl die Gnade machen. Wie oft höre ich „Alles ist Gnade“ und die Menschen lehnen sich zurück in ihrer vermeintlichen Unschuld.

Es ist schon ohne verstehen erkennbar, dass das falsch ist.

“‭17‭ ‭Darum‭‭ werdet‭‭ nicht‭ unverständig‭, sondern‭ verständig‭‭, was‭ da sei des HERRN‭ Wille‭.‭” (Epheser 5:17, Lut)

Paulus fordert die Hörer zu etwas heraus. Das kann er nur, wenn dies nicht einfach nur Gnade wäre.

Die Gnade besteht darin, dass uns dies angeboten ist und dass uns dies durch Christus möglich ist. Nicht darin, dass wir es nichts zu tun brauchen, indem wir das Fehlen als „nicht geschenkt bekommen“ deuten.

Das schwierige Wort „‭συνίημι‭ syn-íemi ‭verstehen“ enthält die Silbe „syn“ von der jeder weiß das sie „mit“ bedeutet.

Für den zweiten Wortteil hier der Auszug aus dem Strong Lexikon.

‭ἵημι‭ híemi ‭senden, strömen‭; ‭Med:‭ eilen; ‭übertr.:‭ nach etwas streben bzw. verlangen; aus ig. ji-je-mi etwas in Bewegung setzen; ‭lat.:‭ werfen, schleudern; (w. zurück-senden >> loslassen).

Aus all dem wird deutlich, dass ich daran beteiligt bin. Es geht um mein „mit“ (syn).

Zweifel

Und dort scheint mir wieder das alte Thema Zweifel wichtig.

Ich habe darüber schon geschrieben: Zweifel oder Erschütterung.

Verstehen erfolgt über das Mitgehen mit der Wahrheit. Mitgehen, letztlich mit Christus. Nicht verstehen ist Zweifeln. Das schwanken zwischen dem je anderen und dem Eigentlichen.

Es ist nicht eine Frage der Kraft – sondern der Entschlossenheit!

Theresa von Avila spricht immer wieder von der entschlossenen Entschlossenheit.

Schaue ich eine Netflix-Serie oder lese ich in der Bibel. Gehe ich zum Sport oder in die Stille. Eile ich von einem zum Anderen oder verweile ich an dem, worum es geht. Eine beliebig lange Liste.

Jeder hat Zeit UND Kraft für Dinge, denn er tut ja allezeit irgendetwas. Es geht um die Wahl.

Wähle ich das bequeme, das eitle, das je zweite – oder nicht.

Die Zeit, die ich für YouTube habe – die habe ich. Und kann mich entscheiden, sie anders zu nutzen. Da spielt die Gnade keine Rolle.

Es kommt nicht darauf an, in einen Fanatismus zu verfallen – sondern dem, von dem ich im Inneren weiß, dass es jetzt dran ist, zu folgen.

Beispiel: Diese Andachten

Menschen sagen, meine Andachten wären zu schwierig.

Nein – sie fordern nur anderes als eine Twitter Nachricht oder ein Reel auf Instagram.

Ich brauche Zeit, Aufmerksamkeit, Sammlung.

Zuerst geht es nicht, ohne den Bibeltest zu lesen und ihn eine Weile zu verkosten. Selbst zu fragen, was dies für den Moment bedeutet, der kommen wird, wenn ich in den Tag gehe. Wohl oft auch, welches Licht dies auf meine bisherige Haltung wirft. Mit-sein mit dem Text („syn“).

Diese Dinge sollen formuliert und notiert werden. In einem täglichen Tagebuch. Jeden Tag.

Dann kann ich diese Andachten als Ansporn und Inspiration dazu nehmen. Mindestens so soll es sein – gern auch besser.

J. hat gesagt: Bin ich Personal Trainer und Christ – oder Christ der zufällig auch Personal Trainer ist. Eine wunderbare Frage.

Wie schnell reden wir uns raus, mit einer Kraftlosigkeit oder mit der Behauptung keine Zeit zu haben.

Wir haben immer die Wahl! Die Kraft, die ich habe – wofür gebe ich sie? Die Gedanken, die ich habe – unter welche Ordnung stelle ich sie? Der Moment vor dem Essen – schaue ich aufs Handy oder bedenke ich, wen am Tisch ich noch garnicht wahrgenommen habe – inkl. Jesus.

Die Gnade ist immer da. Darauf brauchen wir nicht zu warten. Ich aber – wo bin ich?

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