Aktiver Glaube

Sa 29.07.2023 Gedenktag der Hl. Martha von Betanien

Joh 11:19-27 Im Zusammenhang mit Lazarus bezeugt Martha den Messias.

Martha ist die, die noch vor einer Weile hören mußte: „Maria hat den besseren Teil erwählt“. Nun ist sie es, die die Gäste auf der Trauerfeier ihres Bruders verläßt, um Jesus entgegen zu eilen.

Martha lernt.

“‭21‭ ‭Da‭ sprach‭‭ Martha‭ zu‭ Jesus‭: HERR‭, wärest‭ du hier‭ gewesen‭‭, mein‭ Bruder‭‭ wäre nicht‭ gestorben‭‭!‭”

Es steckt vielleicht auch ein leiser Vorwurf darin. Der Liebende ist nicht ein nur belassender, akzeptierender. Sondern er will etwas.

“‭22‭ ‭Aber‭ ich weiß‭‭ auch‭ noch‭, daß, was‭‭‭ du bittest‭‭ von Gott‭, das wird‭‭ dir‭ Gott‭ geben‭‭.‭”

Warum sagt sie das? Was soll denn das sein, was sie will, dass Jesus von Gott erbittet? Sie bittet nicht direkt um ein Auferstehungswunder – ich spüre aber, sie würde das gern. Sie ringt mit ihrem Glauben.

Glauben ist keine Vorfindlichkeit – sondern ein Wandeln, ein Voranschreiten, ein Wollen. Glaube will mehr glauben.

Denn es geht dem Glauben nicht um sich – sondern um Jesus und um Lazarus, den Bruder.

Sie benennt den Stand ihres Glaubens. Und der ist nicht homogen. Er ist eher: Ich glaube dies und das und spüre: da gibt es noch Entscheidendes mehr.

Jesus hilft ihr. Und sie bekennt, was sie bisher glaubt – aber nicht in einem abschließenden Sinn. Dazu passt Vers 21 nicht.

Jesus stellt ihr nun sich selbst vor – über seine Werke hinaus. „Ich bin“ ist mehr, als ich tue. Verbundenheit mit Jesus verwandelt in Sein Wesen, nämlich in Auferstehung und Leben.

Jesus sehnt sich nach dem Zeugnis der Martha – und sie erkennt Ihn.

Es gibt eine innere Übereinstimmung mit dem Geschehen am Grab Jesu. Dort ist es Maria von Magdala, die in einem tieferen Sinn Jesus ruft. Zu Ihm will. Ihn will. Vergleiche „Maria durchträgt die Finsternis“ vom 22.07.2023

Mir scheint, mehr noch: Ich glaube, dass dieses Ringen der Martha notwendiger Bestandteil des ganzen Vorganges war. Jesus hält allezeit Ausschau, ob jemand mehr glauben will, als er schon glaubt, ob jemand masslos liebt.

Wieder ist es eine Frau, die wesentlich an dem Wirken Jesu beteiligt ist. Ohne sie wäre Lazarus nicht auferstanden.

Jesus drängt sich nicht auf. Und wenn unser Anteil auch klein ist, so ist er doch unverzichtbar. Unsere Sehnsucht und unser Herz bewegen den Schöpfer des Universums. Wir öffnen Ihm die Tür, Ihm mit all Seinen Gnaden.

Ähnlich wie Josef, Marias Mann, sagt auch Lazarus an keiner Stelle etwas. Er wird ins Leben geliebt – von Jesus, aber ebenso substanziell von seinen Schwestern.

In weiten Teilen der Kirche ist das Gebet für die Toten verloren gegangen. Die lebenden Toten (der Fels aus dem Gleichnis vom Acker) und die Verstorbenen selbst.

Am heutigen Tag ist der Gedenktag aller drei Heiliger. Von Maria, von Martha und von Lazarus. Rettung und Heiligung ist nur im Plural zu haben.

Wo will ich im Glauben wachsen

Was glaube ich und wo fehlt noch ein wichtiger Schritt?

Ich denke an die Jünger (gern meinen Namensvetter Andreas).

Wie er so Jesus nachfolgt, spüre ich keine große Distanz zu ihm. Das kann ich mir auch alles vorstellen. Dort ist er „nicht fern von mir“.

Später scheinen die Apostel plötzlich ganz anders, heilig, gewaltig – weit weg von mir.

Es sind aber dieselben, normalen Menschen. Keine extremen Sondertypen mit Ausnahmebegabungen.

So ist es möglich und richtig, genau das auch von meinem Weg mit Jesus zu erwarten und zu erbitten. Du kannst mich heiligen, wie Du die Jünger geheiligt hast.

Als Kind habe ich öfter mit meinem Bruder darüber gesprochen, irgendwann an einer Olympiade teilzunehmen. Als Läufer. Viel getan haben wir dafür nicht – war auch nicht realistisch.

Dies hier ist anders. Hier ist nicht Ruhm gefragt, sondern die Liebe zu meinem „Lazarus“, zu dem Menschen, den ich mit Jesus verbinden will, damit er lebt. Nicht um Ruhm, sondern um Dich, Bruder, lohnt sich der Lauf.

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