Feuer, Ofen, brennen

Di 01.08.2023

Mt 13:36-43 Die Erklärung des Gleichnisses vom Unkraut auf dem Acker.

Die Auflösung des Gleichnisses erklärt Jesus erst zu Hause. Das Feuer, der Ofen, das Brennen – es ist viel schlimmer, als Er es in der Öffentlichkeit erzählt. Die Jünger aber sollen es tief erfassen.

Am Sonntag gehörte der erste Teil dieses Textes schon zum Predigttext. Der Pastor hat ihn weggelassen. Was soll er auch dazu sagen? Soll er die Hölle und das Feuer predigen, wie es Jahrhunderte gemacht wurde?

Andererseits: Soll es tabuisiert werden? Eine veraltete Lehre?

Und ich sage, es ist nicht recht, eine ganze Theologie nur aus diesem Gleichnis abzuleiten. Ich habe dazu schon am 23.07.2023 geschrieben („Ein schreckliches Gleichnis“).

Heute ergänze ich ein wenig.

Dem Feuer am Ende steht das Feuer auf dem Weg entgegen. Ähnlich der bekannten Methode bei einer Flächenbrandbekämpfung. Wenn ich einen Streifen kontrolliert abbrenne, kann das große Feuer nicht darüber hinweg.

Der Weg der Heiligung, genauer: der Weg der Liebe, noch genauer: der Weg der Wandlung in Jesus ist ein konkreter, zu verantwortender Weg.

In dem Augenblick der Beichte, dem Augenblick, an dem ich erkenne, dass ich in vollem Wissen das Selbstsüchtige gewählt habe, brennt es wie Feuer!

Hier geht es um das, was ich am 28.07.2023 zum Fluch der Gnadenlehre gesagt habe. Der Zweifel ist der Ort meiner eigenen Wahl – er ist nicht unabweisbar über mich gekommen und ich kann ihm nicht wehren. Doch, ich kann.

Auf dem Weg, die Selbstsucht zu lassen gibt es viel Feuer, viele Öfen, viel Brennen, viel Heulen. Was es nicht gibt, wenn ich mich an Jesus wende, ist Zähne knirschen.

Denn mit den Zähnen knirsche ich nur in der Phase zwischen der Erkenntnis und der Vergebung. Es ist ein Hass auf mich selbst, solange ich die Liebe Jesu noch nicht annehmen kann. Die Verhärtung des Herzens vor der Buße. Es ist Adam, der sich im Gebüsch versteckt und seine Sünde nicht bekennt.

Ich sage: Niemand ist für das Feuer bestimmt – aber Leben hat Konsequenzen. Bis hin zum Feuer. Und es kann auch nicht anders sein.

Beispiel:

Erich Honecker scheint auch nach der Wende zu keinem Zeitpunkt ein Schuldgefühl gehabt zu haben (genau weiß es nur Gott).

Was ist nun besser für ihn?

Dass er ohne Schuldgefühle stirbt und ewig getrennt ist, von all den Menschen, die um seinetwillen gelitten haben?

Oder dass ein Feuer der Reue über ihn kommt, in dem er seine Verantwortlichkeit erkennt und ihm so vergeben werden kann?

Feuer wird gelöscht durch Tränen. Tränen, die ich stellvertretend weine und Tränen der Aufrichtigkeit angesichts meiner Verantwortung und der unbegreiflichen Liebe Jesu.

Ich bin nicht um meiner selbst willen auf der Erde – und das ist mir bekannt. Ich bin kein Tourist des Lebens, der eine Zeit vorbeikommt und den Einheimischen bei ihrem Leben zuschaut, während er dann wieder ins Hotel geht (das ist der Grund, warum ich nicht gern touristisch Urlaub mache).

Mein Ort ist immer auf der Bühne – nicht im Zuschauerraum. Der Himmel schaut auf mich, achtet auf mich – mit bangen und zittern. Denn an mir hängt Segen und nicht-Segen für meine Brüder.

Wo mein Blick hinfällt, da habe ich Verantwortung. Das abstumpfende zu viel der Not der Welt ist eine brennende Gefahr.

Ich bin dort verantwortlich, wo Gott mich hingestellt hat, an diesem Ort, zu dieser Zeit.

Eins noch:

Als Christ bin ich dem Feuer viel näher.

Der Text in 1. Kor 3:11-17 beschreibt es. Dieser Text gilt nicht den Heiden. Ich hoffe sehr, dass dieser Text dort das ist, was Jesus hier meint – sicher bin ich mir nicht.

Wer nicht liebt, für den ist das Feuer die letzte Chance. Besser als die Nichtung.

Das Feuer ist in meinen Augen, wenn ich erkennen werde, wie oft ich nicht geliebt habe, wo ich aber lieben konnte. Ich sehe dann das Leid, dass ich dadurch dem Bruder und Menschen zugefügt habe. Das ist das wirkliche Feuer.

Denn richtigen Schmerz gibt es nur in der Liebe!

Brennt es wie Feuer in meinem Blick so ist offenbar Liebe da.

Es ist noch manches dazu zu bewegen, bis mein Herz ganz weich ist.

Ein Kommentar zu „Feuer, Ofen, brennen

  1. dass ein Feuer der Reue über ihn kommt, in dem er seine Verantwortlichkeit erkennt und ihm so vergeben werden kann! Stell dir mal dieses Versöhnungsfest vor! Wenn die um seinetwillen Gelittenen ihm die Hände entgegenstrecken werden! Das ist der grösste Sieg! Nichts Geringeres!

    Du hast eine wunderbare Art, Dinge auf den Punkt zu bringen! Danke vielmals für diesen Input!
    Liebe Grüsse aus Buchs
    Brig

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